Foto: James Baldwing

TUCscicast – aktuelle Forschung an der TU Chemnitz im Podcast

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Chemnitz sprechen im professionell produzierten Podcast TUCscicast in lockerer Atmosphäre über ihre Forschungsschwerpunkte. Wie der Podcast zustande kam, wie er ankommt und welche Möglichkeiten er sowohl Forschenden als auch der Pressestelle bietet, erzählen Andreas Bischof und Matthias Fejes.

Herr Bischof, Sie hatten die Idee für den TUCscicast. Wie ist es dazu gekommen?

Bischof: Ich bin selbst großer Podcastfan und höre super gerne Podcasts wie den Forschergeist oder auch den Resonator. Deshalb hatte ich mir schon lange gewünscht, dass mal jemand ein Podcastformat über die Persönlichkeiten und die Forschung an einer Uni macht. Ich habe dann ein Kurzkonzept an unseren Rektor geschickt, welches dieser offensichtlich gut genug fand. Und weil es hier ein Budget für Initiativförderung durch das Rektorat gibt, konnte das Projekt schließlich auch finanziert werden. Die erste Staffel ist so gut angekommen, dass das Rektorat nun entschieden hat, die Förderung fortzusetzen und eine zweite Staffel zu finanzieren.

Herr Fejes, wie fand die Pressestelle die Idee von Herrn Bischof?

Matthias Fejes ist seit 2017 Stellvertretender Pressesprecher an der TU Chemnitz und leitet dort die Crossmedia-Redaktion. Dort entwickelt er audiovisuelle Formate und strategische Kommunikationskonzepte, um die Themen der TU Chemnitz in Wissenschaft, Forschung und Lehre plattformgerecht zu kommunizieren. Seit 2018 ist er Sprecher der Initiative Qualität von Hochschulkommunikation (IQ_HKom / Bundesverband Hochschulkommunikation). Foto: Lili Hofmann

Für uns ist es natürlich ein Glücksfall, wenn sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst aktiv für die Kommunikation einsetzen. Außerdem sind Podcasts aus unserer Sicht ein tolles Format, um Wissenschaft in der Tiefe, aber auch in ihrer Diversität darzustellen. Ein Kommunikationsziel, das nicht immer ganz leicht zu erreichen ist mit unseren anderen Formaten, wie beispielsweise Pressemitteilungen. Außerdem können wir die Podcasts gut nutzen, um Radiosendern oder anderen Medieneinrichtungen unsere Forschenden schnell und unkompliziert vorzustellen. So bekommen sie schon mal einen Eindruck von der Medienpräsenz. Die Ausschnitte haben also einen doppelten Mehrwert. Und die Podcasts helfen uns auch dabei, neue Themen in der Universität zu finden. Das ist ein weiterer unerwarteter positiver Aspekt.

Der Podcast wird aber nicht inhouse produziert, sondern von professionellen Journalistinnen und Journalisten. Weshalb haben Sie sich für diese Variante entschieden?

Andreas Bischof ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Chemnitz und arbeitet als Kulturwissenschaftler und Soziologe an den Schnittstellen von Mensch und Technik. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören weiterhin die Didaktik der Hochschullehre und Wissenschaftskommunikation. Er hatte die Idee zum neuen Podcastformat. Foto: Jan-Philipp Stein

Bischof: Erst mal braucht es aus meiner Seite für die Produktion eines wirklich guten Podcasts Fähigkeiten, die ich so nicht habe. Darüber hinaus wollten wir vermeiden, dass es sich um einen reinen PR-Podcast handelt, und das war auch unserer Pressestelle wichtig. Wir wollten dem Format eine gewisse journalistische Unabhängigkeit geben. Aus diesen beiden Gründen hat es Sinn ergeben, die Podcasts extern produzieren lassen. Mit Detektor.fm haben wir dann einen Partner gefunden, der ziemlich perfekt passte. Seither betreut Pascal Anselmi das Projekt als Redakteur und wir haben eine professionelle Moderatorin. In der ersten Staffel war das Isabel Woop, jetzt in der zweiten wird es Lara-Lena Gödde sein.

Fejes: Es ist generell ein Teil unserer Kommunikationsstrategie, transparent und authentisch zu kommunizieren. Deshalb fanden wir es als Pressestelle gut, den Podcast unabhängig produzieren zu lassen, weil wir als Pressestelle ja immer die Gesamtbotschaften der Universität im Blick haben und nicht so frei in unseren Fragen wären. Er ergänzt sich damit auch gut zu unserem internen Podcastformat „TUCpersönlich“, in dem wir als Kommunikationsabteilung unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in kurzen Interviews von ihrer persönlichen Seite vorstellen. Das ist dann aber keine Gesprächssituation wie bei TUCscicast, sondern mehr ein klassisches Interview.

Wie läuft die Produktion ab?

Bischof: Die typische Folge beginnt mit einem Austausch darüber, wer mögliche Gesprächspartnerinnen und -partner sein könnten. Dabei hilft uns natürlich die Pressestelle, indem sie Kontakte vermittelt oder auch Themen vorschlägt. Und dann beginnt der Redakteur mit seiner Recherche und erstellt ein Skript. Das Skript besprechen wir dann mit den Protagonistinnen und Protagonisten, wobei die Interviewten das Skript vorher nicht genau kennen. Das Gespräch findet dann zu dritt statt, wobei der Redakteur der Moderatorin das Gespräch ganz überlässt. Geschnitten wird in der Regel nicht, da wir uns echte Gespräche wünschen, in denen es eben auch mal Abschweifungen gibt. Da glätten wir nichts. Bei der Nachbearbeitung geht es eher um die Aufwertung des Tons. Anschließend geht es in die Freigabe zu Matthias, dem Redakteur, jemandem vom Rechenzentrum und mir. Die Interviewten kriegen die Option, die Aufnahme auch noch mal zu hören, wollen dies aber meistens nicht.

Fejes: Wenn es dann im Feed ist, kümmern wir uns um die Vermarktung. Wir machen zu jedem Podcast eine Pressemitteilung und werben die Podcasts über Social Media an. Auf unserer Homepage gibt es ein eigenes Portal dafür.

Wie kommt der Podcast an?

Bischof: Was die Zahlen angeht, viel besser als gedacht. Wir haben zwischen Oktober 2018 und Ende Mai 2018 knapp 30.000 „Hörereignisse“ auf unsere Dateien. Wobei wir offensichtliche Dopplungen durch Teildownloads natürlich herausgerechnet haben. Es gibt also knapp 4.000 Aufrufe pro Folge, wobei es auch immer wieder Leute gibt, die sich ältere Folgen erneut anhören. Sprich, die Zugriffszahlen wachsen eher noch.

Was mich außerdem sehr freut, ist, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die interviewt werden, die Podcasts mögen und uns sehr positives Feedback geben. Das freut mich natürlich sehr. Außerdem kriegen wir positive Rückmeldungen von anderen Podcasterinnen und Podcastern, was natürlich auch ein gutes qualitatives Feedback ist.

Fejes: Auch intern kommt das Format gut an. Sowohl vom Rektorat als auch aus anderen Fakultäten und aus der Verwaltung. Außerdem gibt es bei Twitter immer wieder positives Feedback. Insgesamt sind wir also sehr zufrieden mit dem Projekt. Zumal die Zusammenarbeit sehr unkompliziert ist und es viel Spaß macht. Auch von neuen Professorinnen und Professoren kriegen wir immer wieder gute Rückmeldungen zum Format.

Jetzt gibt es eine zweite Staffel, wird sich etwas ändern?

Bischof: Inhaltlich soll es so bleiben. Der Podcast lebt von den Persönlichkeiten, mit denen das Gespräch stattfindet und bisher haben wir ja erst 11 Episoden aufgenommen. Es gibt aber natürlich viel mehr spannende Menschen, mit denen wir noch sprechen möchten und daher werden wir am Grundsatz nicht viel ändern. Außerdem zeigt sich, dass das Format etwas Zeitloses hat, denn auch frühere Folgen werden viel angehört. Damit dieser Effekt anhält, braucht es natürlich möglichst viele Folgen und spannende Inhalte.

Es soll also weiterhin jeden Monat eine Folge geben und, wenn es nach mir geht, natürlich auch eine dritte und vierte Staffel.

Haben Sie eine Lieblingsfolge aus der ersten Staffel?

Fejes: Die Folge zu Diversität mit Herrn Professor Meyer ist meine Lieblingsfolge. Da kommt sehr gut heraus, wie er als Person und seine Forschung sich gegenseitig bedingen. Herr Meyer trägt selbst eine Hightechprothese, weil er ohne linken Unterarm zur Welt gekommen ist. Gleichzeitig ist das Thema Diversität sein Forschungsfeld. Das bedeutet, dass seine berufliche Perspektive eng mit seiner privaten Situation verknüpft ist und das kommt im Podcast toll rüber.

Bischof: Ich habe zwei Lieblinge. Einmal mag ich die Folge „Tod über Computerspiele“ sehr gerne, weil dabei sehr schön rüberkommt, wie die Forschung entsteht und wie ein qualitativer Forschungsablauf stattfindet. Und dazu ist die Folge auch noch lustig.

Meine zweite Lieblingsfolge ist die mit Herrn Professor Thielmann. Die mag ich sehr gerne, weil er ein klassischer Gelehrter ist und einen im Gespräch um die großen Probleme der Welt auf eine Reise mitnimmt. Bei der Folge gab es technische Probleme und nach 30 Minuten musste das Gespräch neu begonnen werden. Herr Thielmann hat dann einfach gesagt: „Kein Problem, dann erzähle ich es einfach nochmal.“ Der Zuhörende nimmt das gar nicht wahr. Beide Episoden zeigen für mich die große Stärke des Formats und wie abwechslungsreich es ist.