Für die Kampagne #wonachsuchstdu beantworten Forschende der Max-Planck-Gesellschaft Fragen zu ihrem Fachgebiet. Ein Gespräch über die Ziele, den Methodenmix von digitalen und physischen Formaten und Nachhaltigkeit in der Kommunikation.
#wonachsuchstdu – „Eine Deutschlandreise durch die Max-Planck-Forschung“
Frau Wegener, Herr Donhauser, Sie leiten die Kampagne #wonachsuchstdu zum Max-Planck-Jubiläum. Was ist das Ziel der Aktion?
Wegener: In diesem Jahr wäre Max Planck 160 Jahre alt geworden, vor 100 Jahren hat er den Nobelpreis für Physik erhalten und vor 70 Jahren wurde die Max-Planck-Gesellschaft gegründet. Wir sammeln darum unter dem Motto #wonachsuchstdu Fragen an unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um zu zeigen, wie vielfältig die Forschung an den Max-Planck-Instituten mittlerweile ist. Bei „Max-Planck“ denken viele erst einmal an Physik, doch an den mehr als 80 Max-Planck-Instituten forschen heute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen. Unser Forschungsspektrum reicht von Astronomie über Bildungsforschung bis zur Infektionsbiologie. Das möchten wir mit #wonachsuchstdu sichtbar machen.
Sie arbeiten auf den Max-Planck-Tag hin, zu dem am 14. September an fast allen Institutsstandorten und zentral in München und Berlin Veranstaltungen geplant sind. Was sind die einzelnen Bausteine der Kampagne?
Donhauser: Die Kampagne ist so gestaltet, dass wir möglichst viele Zielgruppen auf verschiedenen Wegen erreichen. Es gibt die Webseite Wonachsuchstdu.de als zentralen Dreh- und Angelpunkt, eine YouTube-Aktion, zahlreiche Social-Media-Aktionen, wo wir Fragen beantworten und dazu aufrufen, auch selbst Fragen zu stellen. Wir haben zudem Anzeigen in Print-Magazinen sowie eine Poster-, Flyer- und Postkartenaktion gestartet, mit der wir den Max-Planck-Tag als solchen bewerben und auf die Kampagne hinweisen. Außerdem haben wir Vorlagen gestaltet, die jedes einzelne Institut verwenden kann und die ihrerseits wieder auf die Website verweisen.
Wegener: Außerdem laufen bei uns und in den Instituten die Vorbereitungen für die mehr als 70 Veranstaltungen, lokal in den Städten, in denen es Max-Planck-Institute (MPI) gibt und natürlich in Berlin und hier in München. Beim Wissenschaftsmarkt auf dem Münchner Marstallplatz werden sich über 20 Institute mit eigenen Beiträgen präsentieren. So bieten wir in 33 Städten in Deutschland allen Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, die Forschung bei Max-Planck live zu erleben und mit den Menschen hinter der Forschung zu diskutieren. Und auch hier werden weiter Fragen beantwortet.
Wie haben Sie die Fragen gesammelt beziehungsweise wer konnte welche einreichen?
Donhauser: Los ging es mit zehn Leitfragen, die wir in der Kommunikationsabteilung entwickelt haben. Außerdem haben wir die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Instituten gebeten, Fragen zu formulieren, die zeigen, wonach sie in ihren Forschungsprojekten suchen. Und dann haben wir natürlich mit einem „Call-to-Action“ – Forschen ist Neugier – #wonachsuchstdu – unsere Nutzerinnen und Nutzer der Website und in den sozialen Medien gebeten, ihre Fragen einzureichen. Insgesamt haben wir so bis jetzt über 200 Fragen zusammen bekommen, von denen bisher über 50 – aktueller Stand – von außen kamen. Diese werden jetzt nach und nach beantwortet.
Welche Fragen haben Sie beispielsweise bisher beantwortet?
Wegener: Zum Beispiel gibt es die Frage: ‚Wann wird das Eis zu dünn?‘ Dahinter steckt unser Forschungsgruppenleiter Dirk Notz am MPI für Meteorologie, der sich mit der Rolle des Meereises im Klimasystem beschäftigt. Am Eis des Nordpols werden die Auswirkungen des Klimawandels besonders deutlich und das hat er in seiner Antwort erklärt. Für die Frage ‚Wer bestimmt den Wert?‘ hat Jens Beckert am MPI für Gesellschaftsforschung am Beispiel von Wein erklärt, wie sich Preise zusammensetzen und warum Marktwerte soziale Konstrukte sind.
Donhauser: Fragen von außen waren zum Beispiel: ‚Warum ist Eisen so hart?‘. Diese Frage haben wir dann an das MPI für Eisenforschung weitergeleitet. Oder: ‚Kann der Mensch erkennen, wie alt das Universum ist?‘ – das war natürlich eine Steilvorlage für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich am MPI für Astrophysik unter anderem mit dem Urknall beschäftigen.
Sie arbeiten für #wonachsuchstdu auch mit den Youtubern MrWissen2Go und Doktor Whatson zusammen. Wie sind Sie auf die beiden YouTuber aufmerksam geworden?
Donhauser: Wir haben viel recherchiert, wer zu uns passt, beziehungsweise wer mit uns gemeinsam diese Kampagne unter die Leute bringen kann, und da waren die beiden Wissens-Youtuber unsere erste Wahl. Wir haben also Kontakt aufgenommen und uns dann gemeinsam auf die Suche nach Antworten auf die Fragen gemacht.
Wie haben Sie die Fragen ausgewählt?
Wegener: Wir haben überlegt, welche Fragen besonders spannend sind und dabei auch darauf geachtet, dass wir eine gute Mischung bieten – sowohl durch die verschiedenen Forschungsgebiete der Max-Planck-Gesellschaft, als auch regional.
Donhauser: Außerdem haben wir nach aktuellen Themen geschaut. Pünktlich zur Gamescom und IFA konnten wir etwa ein Video über 3-D-Handerkennung – das Motion-Capturing – veröffentlichen. Das kann man im Bewegtbild am besten zeigen, und am MPI für Informatik in Saarbrücken haben wir einige Expertinnen und Experten zu dem Thema. Schlussendlich hat in jedem Bundesland einer der beiden Youtuber ein Institut besucht, und so sind 16 Videos entstanden. Somit ergibt sich quasi eine Deutschlandreise durch die Max-Planck-Forschung.
Wie viel freie Hand haben die Youtuber in der Umsetzung der Videos?
Donhauser: Wir stimmen die Themen mit ihnen ab und machen dann zusammen auch ein kurzes Storyboard in Rücksprache mit unseren Forschenden. Es gibt also einen groben Ablauf von uns, in der Ausgestaltung sind die Youtuber aber recht frei.
Die Youtuber sind auch beim Max-Planck-Tag selbst dabei. Wie sind sie in die Veranstaltung eingebunden?
Donhauser: Wir veröffentlichen bis zu dem Tag alle Videos der großen Deutschlandtour und beim großen Wissenschaftsmarkt am Max-Planck-Tag auf dem Marstallplatz in München schließen wir die Reise dann gemeinsam mit den Youtubern ab. So können wir live noch mal einige Fragen beantworten und es wird ein großes Bühnenprogramm geben. Dabei schauen wir außerdem live zu anderen Veranstaltungsorten, übertragen das Ganze auch bei Youtube und begleiten den Tag in den sozialen Medien. Auf diese Weise verknüpfen wir am Ende die On- und Offline-Komponenten der Kampagne.
Was versprechen Sie sich von diesem Methodenmix?
Donhauser: Uns war die Nachhaltigkeit der Kampagne wichtig. Darum endet #wonachsuchstdu auch nicht abrupt mit dem Max-Planck-Tag, sondern es können weiter Fragen gestellt werden. Und es soll auch weitere Videos geben. Das heißt, es ist keine Aktion für den Max-Planck-Tag alleine. Aus Sicht der Kampagne ist der Tag eher ein sehr wichtiger Teil von #wonachsuchstdu und bildet den „physischen“ Veranstaltungsteil der Dialogkampagne.
Wie ist das Feedback auf die verschiedenen Maßnahmen?
Donhauser: Die Postkartenaktion läuft zum Beispiel richtig gut. Wir haben die Info bekommen, dass in den Kneipen oder Cafés, in denen die Karten ausliegen, gerade wieder nachgelegt werden musste, weil die Nachfrage aktuell relativ hoch ist. Und auch beim Social-Media-Monitoring sehen wir, dass die Zugriffszahlen gerade täglich steigen – jetzt sind wir schon sehr auf den Veranstaltungstag gespannt.
Wegener: Da können wir natürlich in mancher Hinsicht nur hoffen, dass alles klappt, denn bei so einer Großveranstaltung im Freien ist zum Beispiel auch das Wetter immer ein großes Risiko. Die persönliche Resonanz, die ich bisher bekommen habe, ist durchweg positiv, die in den sozialen Netzwerken auch. Spannend war auch die Reaktion aus den Instituten. Als die Planung vor anderthalb Jahren losging, war auch die Frage, wie die Institute reagieren und ob alle mitziehen. Und die Reaktion ist sehr positiv. Es machen praktisch alle MPI mit, sogar im Ausland finden Veranstaltungen statt, zum Beispiel in Florida und in Rom. Und auch die Auslands-MPI können sich natürlich an der zentralen Veranstaltung hier in München beteiligen, da sind zum Beispiel das Kunsthistorische Institut aus Florenz und das MPI aus Nijmegen dabei. Viele Institute machen nicht nur an ihrem Standort eine Veranstaltung, sondern beteiligen sich zudem zentral hier in München oder in Berlin. Insgesamt hat die Resonanz meine persönlichen Erwartungen sogar noch übertroffen!
Wie soll es nach dem Max-Planck-Tag mit #wonachsuchstdu weitergehen?
Donhauser: Wir wollen auch weiterhin den Dialog aufrechterhalten und in den sozialen Medien und auf der Website Fragen entgegennehmen und diese beantworten. Das wird nicht mehr in dem engen Takt möglich sein, in dem wir gerade vorgehen, aber auch später veröffentlichen wir weitere Fragen und Antworten – zum Teil als Text aber auch als Video.
Wegener: Wir können die Kampagne auch immer wieder aufnehmen. Wenn wir also in Zukunft ein bestimmtes Forschungsthema besonders groß spielen wollen, können wir dabei auf #wonachsuchstdu zurückgreifen. So können wir einfach schauen, wohin sich das weiterentwickelt.
Donhauser: Wir haben ganz bewusst einen Kampagnenstil und auch den Claim so gewählt, dass er zwar auf den Max-Planck-Tag einzahlt, aber der Tag und die Veranstaltung auch auf die Kampagne, damit wir #wonachsuchstdu auch auf Dauer offen halten können.
Was kostet so eine große Kampagne mit den Youtubern und den verschiedenen anderen Komponenten?
Wegener: Das Honorar der Youtuber können wir so direkt natürlich nicht nennen. Aber wir haben auch in der Vergangenheit immer wieder größere Videoproduktionen beauftragt und die waren oft sehr viel aufwendiger und dementsprechend auch teurer. Hier haben wir uns also für ein Format entschieden, dass ein bisschen flexibler und trotzdem gut und professionell gemacht ist, aber ohne Großproduktion auskommt.
Donhauser: Dadurch, dass hier der Dialog zwischen den Youtubern und den Forschenden im Vordergrund steht, ist die komplette Produktion nicht so schrecklich teuer. Entsprechend viel Leistung ist aber auch von uns und unseren PR-Kolleginnen und Kollegen sowie den Forschenden am Institut gefragt.
Wegener: Es macht keinen Sinn, so eine große Aktion wie den Max-Planck-Tag an mehr als 30 Veranstaltungsorten im In- und Ausland aufzuziehen, ohne dass jemand davon erfährt. Das heißt, man muss auch ein gewisses Informationsbudget bereitstellen. Aber Werbung im Sinne von Marketing, wie das eine Firma machen würde, das können und wollen wir nicht machen. Das Format muss auch zu uns passen.
*Wissenschaft im Dialog ist auch einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de