Instagram kann ein nützliches Medium für die Wissenschaftskommunikation sein. Wir stellen drei Kanäle mit unterschiedlichen Zielen vor. Die Macherinnen und Macher verraten uns, über welche Themen sie sprechen, wen sie damit erreichen möchten und wie das Publikum auf sie reagiert.
Wissenschaftskommunikation via Instagram – drei Beispiele
Wie kann Wissenschaft auch über Instagram vermittelt werden? Es gibt auch im deutschsprachigen Raum immer mehr Kanäle, die genau das mit verschiedensten Themen und Ansätzen ausprobieren wollen. Wir haben uns umgehört und stellen drei Beispiele vor.
@Susanne_Thiele
– von Susanne Thiele über #Mikroorganismen und #Küchenmikrobiologie
Seit 2014 kann man mir über den Wissensblog „Mikrobenzirkus“ folgen. Hier liegt mein Fokus darauf, über die vielen nützlichen Mikroorganismen zu berichten – locker, unterhaltsam und mit einem Bezug zum Alltag. Das hilft, die Hemmschwellen gegenüber Bakterien, Viren & Co weiter abzubauen. Die Themen sind eine bunte Mischung aus aktueller mikrobiologischer Forschung, anderen Mikrobiom- oder Umweltthemen sowie ganz einfacher Küchenmikrobiologie zum Nachmachen. Ich bin seit einigen Jahren „Fermentista“. Das bedeutet: Ich nutze Mikroorganismen wie Hefen, Milchsäurebakterien oder Pilze, um Lebensmittel zu veredeln, zum Beispiel durch Gärung. Meine Erfahrungen und Rezepte teile ich ebenfalls im Blog. Meine Philosophie dabei ist: „Wer selber fermentiert, hat die Angst vor Mikroben verloren!“
Gleichzeitig nutze ich auch Social Media wie Facebook, Twitter und Instagram, um auf den Blog aufmerksam zu machen. Auf Instagram habe ich derzeit interessanterweise die größte Fangemeinde – obwohl das Medium eher für die leichte Freizeitunterhaltung bekannt ist. Es begann als Experiment und mittlerweile folgt mir ein sehr breites Leserspektrum aus interessierten Laien ab dem Schulalter, Ernährungsspezialisten, Foodbloggern, Köchen, Krankenschwestern, angehenden Biostudierenden, Künstlerinnen, Autoren, Forschenden und vielen mehr. Nach einer Umfrage unter meinen Leserinnen und Lesern begeistert sie die tägliche Kombination aus kurzen knackigen „Wissenshäppchen“ mit ungewöhnlichen Fotos, die Themenvielfalt und die Möglichkeit, bei Bedarf bis zurück zum Originalartikel im Blog nachzulesen. Ich biete unterschiedlich tiefe Ebenen der Wissensvermittlung an und sehe dabei eine große Chance, auch mal andere Randgruppen für wissenschaftliche Themen zu begeistern. Mikrobiologie ist cool – aber es kommt auch immer darauf an, den Inhalt attraktiv zu verpacken!
@Biologiedidaktikerin
– von Julia Arnold über ihre Faszination für die #Biologie und ihre #Didaktik
Auf meinem Instagram-Account möchte ich meine Faszination für die Biologie und ihre Didaktik teilen. Meine Disziplin, die Biologiedidaktik, beschäftigt sich mit dem Lehren und Lernen von Biologie. Dieses Arbeitsfeld ist sehr vielfältig: Es reicht von der Entwicklung und dem Anbieten von Bildungsangeboten für Schule und außerschulische Lernorte über die Bildung von Lehrerinnen und Lehrern bis hin zur wissenschaftlichen Untersuchung von Lernprozessen in biologischen oder allgemein naturwissenschaftlichen Kontexten. Somit bin ich eigentlich in zwei Welten unterwegs: Ich vermittle die Biologie als Wissenschaft mit ihren Erkenntnissen und betreibe selbst Wissenschaft und Lehre über diese Vermittlung.
In meinem Instagram-Account betrete ich nun Neuland, indem ich versuche, die beiden Welten zu kombinieren und über meine eigene Wissenschaft auf einer Metaebene zu kommunizieren. Anhand von Alltagsbeobachtungen und Situationen aus meinem Beruf versuche ich dem Publikum zu zeigen, wie ich als Biologiedidaktikerin arbeite und wie mein (Arbeits-)Alltag aussieht. Dadurch möchte ich Einblicke in diese relativ unbekannte Disziplin geben und ihre Relevanz deutlich machen. Zum Beispiel erkläre ich in einem Post, dass die Biologie sehr große Parallelen zu einem Krimi hat und wie wir diesen Vergleich in einem Workshop für Schülerinnen und Schüler dazu genutzt haben, wissenschaftliche Arbeitsweisen zu vermitteln. Aber auch die Teilnahme an einem Citizen-Science-Projekt bei einer archäologischen Grabung hat mich darüber reflektieren lassen, warum es wichtig ist, dass die Öffentlichkeit versteht, wie Wissenschaft funktioniert, und was dabei meine Rolle als Biologiedidaktikerin ist.
Bisher habe ich zu meinem Account durchweg positive Rückmeldungen erhalten. Ich hätte nicht gedacht, bei solch einer speziellen Zielgruppe so viel Anklang zu finden und so große Wertschätzung zu erfahren. Zwar ist solch ein Account sehr zeitintensiv und ich betreibe diesen in meiner Freizeit, aber ich bin der Meinung, dass es die Mühe wert ist. Ich habe aber auch zum Beispiel an Nachfragen gemerkt, dass Instagram alleine nicht ausreicht und durch Möglichkeiten zur Verlinkung und für Downloads ergänzt werden muss. Daher bin ich momentan dabei, auch eine eigene Homepage aufzubauen, Biologiedidaktikerin.com. Ich bin gespannt, welche Rückmeldungen ich dort parallel zu Instagram erhalten werde.
@MINTblogger
– vom zdi.NRW über #Chancen im #MINT-Bereich für #Jugendliche
Wir haben in unserer Kommunikations-Strategie zwei Plattformen gewählt, auf denen wir Jugendliche erreichen möchten: Youtube und Instagram. Beide führen letztlich immer zu unserem zdi-Portal, wo aller Content gebündelt wird. Das zdi.NRW (kurz für Zukunft durch Innovation.NRW) ist eine Gemeinschaftsoffensive, die den naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchs in Nordrhein-Westfalen fördern will. Jugendliche sollen nicht nur auf die beruflichen Chancen im MINT-Bereich aufmerksam gemacht werden, sondern auch bei der Orientierung für eine Ausbildung oder einen Studiengang im naturwissenschaftlich-technischen Bereich unterstützt werden. Geboten werden dafür beispielsweise Workshops, Kurse und Feriencamps, bei denen Kinder und Jugendliche praktisch experimentieren, forschen oder technisch werken können. Auf beiden Kanälen mischen wir Inhalte der Nutzer und den von uns produzierten Inhalt. Uns ist es besonders wichtig, die Teilnehmenden von zdi-Kursen partizipativ an der Erstellung der Inhalte zu beteiligen.Dies unterstützt die Jugendlichen bei der Entwicklung ihrer Medienkompetenz und gibt ihnen erste Einblicke in moderne Methoden der Wissenschaftskommunikation.
Bei Instagram gibt es die Möglichkeit für einen Takeover. In der Praxis funktioniert der so, dass die Jugendlichen uns ihre Fotos oder Videos, einen Text und die gewünschten Hashtags aus zdi-Kursen schicken. Wir prüfen diese und veröffentlichen sie dann für die Teilnehmenden. Zusätzlich veröffentlichen wir jeden Freitag unseren „MINTFakt – Wissen & Kurioses“ auf all unseren Kanälen. Hierbei wird ein Thema aus der MINT-Welt kurz und knapp betrachtet und grafisch aufbereitet.
Tatsächlich erreichen wir mit den Fotos und Videos, an deren Produktion die Teilnehmenden sich beteiligen, viele Jugendliche.Sie teilen die Videos oder Liken die Fotos. Ein paar Teilnehmerinnen und Teilnehmer markieren uns mittlerweile auch auf den Fotos, die sie in zdi-Kursen machen. So erfahren ihre Freunde von unseren Angeboten. Ein regelmäßiges Feedback bekommen wir auch aus der zdi-Community. Meistens schreiben uns die Jugendlichen über den Messenger an, um sich zu bedanken oder Fragen zu unseren Angeboten zu stellen.
Weitere Information finden sich in der Formatesammlung zu Instagram und dem Instatakeover.