Das Projekt maxwissen von der Max-Planck-Gesellschaft macht Wissenschaftskommunikation für Lehrer und Schüler. Wie das funktioniert, erklärt Christina Beck, die die Hefte und die Webseite konzipierte. Heute ist sie Leiterin der Abteilung Kommunikation der Max-Planck-Gesellschaft.
Wissen für die Schule – die MAX-Hefte und www.maxwissen.de
„Sie haben ein Thema, ein Anspruchsniveau und auch eine Form gefunden, die es mir als Gymnasiallehrer leicht macht, für meine Schülerinnen und Schüler moderne und aktuelle Wissenschaft in den Unterricht einzubauen.“1 Das ist eine von zahlreichen Rückmeldungen, die wir in den vergangenen Jahren zu den MAX-Heften erhalten haben. Seit 1995 bietet die Max-Planck-Gesellschaft diese Unterrichtsmaterialien an – seinerzeit noch beschränkt auf den BIOMAX für den Biologie-Unterricht in der gymnasialen Oberstufe. 1999 haben wir das Konzept grafisch (peppiger) und inhaltlich (lehrplankompatibel) komplett überarbeitet – und das mit Erfolg: Die Nachfrage vervielfachte sich innerhalb kürzester Zeit; für die Schulen drucken wir heute jedes Heft mit einer Erstauflage von 50.000 Exemplaren. Darüber hinaus haben wir das Themenspektrum erweitert: Neben dem BIOMAX erscheint seit dem Jahr 2000 der GEOMAX, der Themen für den Fachbereich Erdkunde, aber auch Sozialkunde und Wirtschaft aufbereitet, sowie seit 2003 der TECHMAX für die Fächer Physik und Chemie.
Von jedem MAX erscheint mindestens einmal im Jahr eine neue Ausgabe. Dabei fließen Inhalte aus wissenschaftlichen Originalpublikationen ein. Diese müssen allerdings so fundiert sein, dass sie gut und gerne auch Eingang in ein Lehrbuch finden können. Darüber hinaus braucht es eine klare Schnittstelle zum Lehrplan. Die Zeit im Unterricht ist einfach viel zu knapp, als dass die Lehrkräfte Randthemen aufgreifen könnten. Das heißt, wir suchen gezielt nach Schnittstellen zwischen den Forschungsthemen an Max-Planck-Instituten und dem eigentlichen Unterrichtsstoff. Das geht in der Biologie wesentlich einfacher als in der Chemie und der Physik – hier ist es für uns oft schwieriger, einen Bezug zum Unterricht herzustellen. Die Texte werden journalistisch aufbereitet – sie sollen nicht so trocken klingen wie im Schulbuch. Schließlich möchten wir einen Leseanreiz für die Schüler schaffen. Eine etwas bildhaftere Sprache erleichtert in der Regel zudem das Verständnis für komplexere wissenschaftliche Sachverhalte. Gelingt es, spannend in das Forschungsthema einzusteigen, dann bleiben die Schüler auch eher am Thema dran.
Man sollte die Schüleraffinität allerdings nicht übertreiben, denn zuallererst entscheidet der Lehrer, ob er oder sie das Material überhaupt im Unterricht einsetzen möchte. Unser Ziel: Die MAX-Hefte sollen es ihnen leichter machen, aktuelle Forschungsthemen in den Unterricht zu integrieren: „Ihre Veröffentlichungen sind erstklassig, gerne setze ich sie im Unterricht ein und überlege mir Arbeitsaufgaben, damit die Schüler konzentriert den Inhalt erfassen.“2 Zuschriften wie diese belegen, dass das gelingt. Die Themen reichen beim BIOMAX von den Neandertaler-Genen über neue Mechanismen der Immunabwehr bis hin zur Evolution von Kooperation. Beim GEOMAX geht es unter anderem um Migration, Luftverschmutzung in Megastädten oder die Wirtschaft in China. Und der TECHMAX hat zuletzt Themen wie Bionik, schwere Elemente im Kosmos oder die Physik des Essens aufgegriffen. Für jedes Heft steht ein Max-Planck-Wissenschaftler Pate.
Über 3.300 Gymnasien im In- und Ausland beziehen die MAX-Hefte; neben den deutschen Auslandsschulen auch Schulen in der Schweiz und in Österreich. In Deutschland haben die Themen mittlerweile Eingang in Klausuren sowie Abitur-Prüfungen und vereinzelt sogar in Schulbücher gefunden. Womit wir nicht gerechnet hatten: Das Interesse auch an älteren Ausgaben bleibt bestehen. Pro Jahr erreichen uns im Schnitt fast 1000 Anfragen nach Klassensätzen über das gesamte Spektrum der bisher veröffentlichten MAX-Hefte. Inzwischen halten wir rund 70 MAX-Ausgaben vor, die im Rahmen eines Nachdrucks – falls notwendig – auch aktualisiert werden.
Diese Hefte sind quasi der Aggregationskern unseres Schüler-Lehrer-Portals www.maxwissen.de. Seit 2005 werden die MAX-Ausgaben hier in verschiedenen Formaten (HTML, PDF und ePub) abgelegt und können von hier aus auch als Einzelexemplar oder im Klassensatz bestellt werden. Die Bereitstellung im HTML-Format war für die Lehrer wichtig, weil es ihnen ermöglicht, Textteile und Abbildungen für den Unterricht herauszuziehen. Ein Didaktik-Angebot soll den Einsatz der MAX-Hefte befördern. Hier hinken wir allerdings in der Bereitstellung ein bisschen hinterher.
Anders sieht es bei der multimedialen Anreicherung des maxwissen-Angebots aus: So haben wir in den vergangenen Jahren mit professioneller Unterstützung eine Serie von mehr als 30 Videoclips in Ergänzung zu den MAX-Heften produziert. Comic-ähnliche Sequenzen geben den Videos, die im Schnitt 8 Minuten lang sind, eine eigene Handschrift und erschaffen „Bilder im Kopf“ für jene Vorgänge, die sich im nicht sichtbaren Bereich abspielen. Das soll helfen, die Hemmschwelle bei den Schülerinnen und Schülern zu überwinden, wenn es darum geht, sich mit komplexen Wissenschaftsthemen auseinanderzusetzen. „Die Einführung motiviert, die Visualisierung macht vielen deutlicher, was sonst nur verbal vermittelt werden muss – und ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als 1000 Worte“3, lautet daher auch einer der Kommentare von Lehrerseite.
Die MAX-Hefte als auch das ergänzende Angebot auf www.maxwissen.de haben wir im Rahmen zweier Bachelor-Arbeiten an der Hochschule Darmstadt bzw. an der Universität Würzburg evaluieren lassen. Die Ergebnisse haben uns bestärkt, das Angebot fortzuführen. Die Videos haben zudem etliche Auszeichnungen auf diversen Filmfestivals erhalten. Auf dem Science Film Festival des Goethe-Instituts, das jedes Jahr in Südostasien, Indien, dem Mittleren Osten und Afrika stattfindet, haben sie ein Millionen-Publikum erreicht. Für uns ein schöner Beweis, dass es gelingen kann, komplexe Grundlagenforschung im wahrsten Sinne des Wortes „anschaulich“ zu machen.
Gastbeiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung unserer Redaktion wider.