Der „Underdocs“-Podcast will Forschung zugänglich machen und spricht dafür mit Promovierenden. Dahinter steht der Arbeitskreis „Uni im Kontext“ der Uni Halle-Wittenberg. Mehr zum Podcast und wie Studierende solche Projekte umsetzen können, erzählen die Moderatoren Fabian Link und Paula Mörstedt.
„Wir versuchen einfach, präsent zu sein“
Wie kam der „Underdocs“-Podcast zustande?
Fabian Link: Das Projekt entspringt einem studentischen Arbeitskreis, der sich ganz mit dem Thema Transfer beschäftigt – also damit, wie der Austausch von Wissen zwischen Hochschule und Gesellschaft verbessert werden könnte. Als Unterthema zum Transfer sprachen wir auch über Wissenschaftskommunikation. Wir haben uns gefragt, was wir aus unserer Studierendenperspektive heraus starten könnten. Dabei kam uns u.a. die Idee, einen Podcast zu machen.
In dem Podcast sprecht ihr vor allem mit Doktorandinnen und Doktoranden, wieso?
Link: Als ich selbst an meinem ersten Forschungsprojekt saß, habe ich festgestellt, dass Doktorandinnen und Doktoranden eigentlich sehr gern von ihrer Forschung erzählen. Wenn man sie danach fragt, können sie manchmal gar nicht mehr aufhören zu reden. Sie sind einfach drin in ihrem Thema und begeistern sich total dafür. Wir wollten ihnen mit dem Podcast einen Raum bieten, in dem sie von ihrer Forschung, ihren Erfahrungen etc. sprechen können.
Paula Mörstedt: Und das wird auch gut angenommen: Gäste zu finden war – außer natürlich ganz zu Beginn – nie wirklich ein Problem. Sie haben einfach Lust über ihre Themen zu reden und fragen bei uns an.
Wie läuft denn der Kontakt bzw. die Vorbereitung für eine Sendung ab?
Link: Wir laden die Gäste zu einem Vorgespräch bei Kaffee und Kuchen ein, um die Sendung schon einmal ein wenig zu planen und einen groben Ablaufplan für die Sendung festzulegen.
Der Zeitaufwand für die Gäste beschränkt sich davon abgesehen darauf, dass wir von ihnen ein Exposé haben wollen. Ich habe aber noch nie gehört, dass jemand das für uns geschrieben hätte. Meist sind das Texte für die Stipendienbewerbung oder für den Doktorvater oder die Doktormutter. Tatsächlich wurde uns hinterher schon oft gesagt, dass der Podcast eine gute Gelegenheit war, sich etwas anders auf die Verteidigung der Doktorarbeit vorzubereiten.
Welches Publikum wollt ihr mit dem Podcast ansprechen?
Link: Wir wollen einen relativ niedrigschwelligen Einstieg in das jeweilige Thema bieten, sodass da theoretisch jeder mitkommen kann. Das ist bei manchen Folgen natürlich einfacher als bei anderen. Eigentlich stand hinter dem Projekt immer die Idee, Menschen außerhalb der Universität eine Möglichkeit zu bieten, sich über die dortige Forschung zu informieren.
Mörstedt: Uns ist aber schon bewusst, dass ein ca. einstündiges Gespräch über wissenschaftliche Inhalte von den Zuhörenden einiges abverlangt. Das ist sicher nichts, was man einfach mal so nebenbei anhört. Insofern ist unser Publikum schon eines, das sich ganz konkret weiterbilden will und deshalb aktiv nach solchen Inhalten sucht.
Link: In jedem Fall sind es Menschen mit einer bestimmten Vorbildung. Aber es ist einfach so, dass ab einer bestimmten Schwelle eine weitergehende Vereinfachung nicht mehr möglich ist; weshalb man in solchen Fällen auch nur bedingt Aufmerksamkeit generieren kann. Irgendwann stößt man an die Grenze der eigenen Filterblase.
Mörstedt: Uns ist einfach wichtig, dass wir wissenschaftlich korrekt bleiben in unserer Darstellung. Wir wollen keine 5-minütigen Zusammenfassungen mit möglichst großen Schlagworten anbieten. Natürlich schränkt diese Entscheidung das potenzielle Publikum ein.
Link: Wenn wir so etwas machen würden, dann hätten die Doktorandinnen und Doktoranden auch gar keinen Spaß daran. Wenn sie vor irgendeiner Sache Angst haben, dann davor, dass sie sich für die Sendung irgendetwas zurechtbiegen müssen.
Wie finanziert ihr euch?
Link: Unsere Grundfinanzierung trägt der Studierendenrat, der hier in Halle einen großen Projekttopf für Initiativen wie diese bietet. Das ist an jeder Uni natürlich ein bisschen anders. Die geringen laufenden Kosten kriegt man eigentlich ganz gut gedeckt. Und wenn man sich da einmal ein bisschen reinfuchst, wo es überall Fördertöpfe gibt – ob nun an der Uni bzw. beim Studierendenrat, bei Stiftungen oder auch beim BMBF – dann kann man solche kleineren Projekte finanziell ziemlich gut stemmen.
Die Uni selbst unterstützt euch also nicht direkt finanziell? Wie ist denn davon abgesehen das Feedback seitens der Uni?
Link: Der Arbeitskreis ist angegliedert an den Studierendenrat und wir erhalten unsere Unterstützung bisher maßgeblich von Studierendenseite. Wir selbst haben viele Anträge geschrieben und auch entsprechend Mittel bewilligt bekommen. Als Arbeitskreis dürfen wir auch einen Raum mitbenutzen, der für studentische Initiativen zur Verfügung gestellt wird.
Die Universität hat uns schon kommuniziert, dass sie das Projekt gut findet und es sporadisch auf ihren Kanälen beworben. Aber was finanzielle Ressourcen angeht, da werden wir derzeit von der Universität nicht unterstützt.
Mörstedt: Bisher gab es aber keinen größeren Austausch oder irgendeine Unterstützung. Der Sprecher unseres Arbeitskreises hat allerdings Kontakt zu den Verantwortlichen in der Transferstelle der Uni, sodass beide Seiten über die Arbeit des Anderen Bescheid wissen.
Link: Viel positives Feedback kam hingegen von den Institutsleitungen und Professorinnen und Professoren. Die Direktorin des Anatomischen Instituts war etwa hellauf begeistert und hat uns später für eine Folge mit Aufnahmegeräten in die Leichenhalle gelassen. Ich hatte gar nicht erwartet, dass das doch allgemein so positiv aufgenommen wird.
In eurem Arbeitskreis „Uni im Kontext“ seid ihr aber auch über das Podcasting hinaus aktiv. Welche Projekte verfolgt der Arbeitskreis sonst? Was gibt es denn noch für Projekte im Arbeitskreis?
Link: Die ursprüngliche Idee war, sich über den Arbeitskreis mit regionalen Projekten zu vernetzen. Aber schnell waren wir uns einig, selbst aktiv werden zu wollen. Zuerst hatten wir uns mit der Frage beschäftigt, wie man studentisches Engagement fördern kann, was uns in den Bereich Service Learning führte. Wir hatten ein Konzept ausgearbeitet, wie man mithilfe eines Stipendienprogramms Möglichkeiten eröffnen könnte, generiertes akademisches Wissen in Institutionen hinein- und Kompetenzen und Erfahrungen wiederum hinauszutragen. Am Ende ließ sich das aber aus verschiedenen Gründen nicht realisieren.
Gerade arbeiten wir ein einem Projektmodul, welches als ASQ, dem frei wählbaren interdisziplinären Modulbereich, angeboten werden soll. Für uns folgt aus der Relevanz des Wissenstransfers automatisch auch der Anspruch, dass Studierende für neue Fragen und Anforderungen dieser Vermittlungsarbeit mindestens sensibilisiert, besser noch ausgebildet werden. In einem solchen Seminar könnte beispielsweise bereits im Studium thematisiert werden, welche Wissensressourcen in der Gesellschaft anzutreffen sind und mit welcher Sprache ihnen begegnet werden kann.
Ansonsten versuchen wir einfach, präsent zu sein. Wir möchten mit den Akteurinnen und Akteuren aus der Hochschulpolitik direkt in den Dialog zu kommen. Jetzt im November halten wir etwa einen Vortrag und geben eine Posterpräsentation auf dem Jahrestreffen „Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung“. Wir als Arbeitskreis wollen uns wo immer es geht hochschulpolitisch einbringen, um zu zeigen, dass Studierende in Transferfragen ein wichtiger Ansprechpartner sind, da sie in sich selbst sowohl eine Außenperspektive – da sie meist erst seit kurzem Mitglied der Hochschule sind – als auch eine Innenperspektive – durch ihre Kenntnis über Abläufe und Zuständigkeiten innerhalb der Hochschule – vereinen können.
Ist es schwer, einen Arbeitskreis zu gründen? Was gibt es dabei zu beachten?
Mörstedt: Einen Arbeitskreis zu gründen ist – zumindest hier in Halle – nicht sonderlich schwer. Dafür geht man zum Studierendenrat und schlägt seine Idee vor. Wenn das Konzept gut ist und der Studierendenrat den Mehrwert darin sieht, dann stehen die Chancen eigentlich recht gut. Dazu braucht es dann vielleicht noch ein gewisses Händchen fürs Anträgeschreiben und für Organisation.
Bedenken muss man aber, dann man sich auf diesem Weg an den Studierendenrat und an eine gewisse Rechtsordnung bindet. Wir können also etwa nicht einfach unser Geld ausgeben, sondern müssen uns je am Anfang des Jahres überlegen, was wir vorhaben und wofür wir wieviel Geld einsetzen wollen. Der Studierendenrat muss die Vorschläge bewilligen.
Link: Wichtig ist außerdem, dass man ein Kernteam hat. Es braucht ein paar feste Ansprechpersonen, die sich für dasselbe Thema begeistern und die auch bereit sind, Zeit und Mühe zu investieren. Im Arbeitskreis gilt es eben nicht nur, gemütlich zusammen zu sitzen.