Wir sprechen über… den Shutdown von MedWatch

Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.

Was gibt’s Neues?

Das Online-Magazin MedWatch stellt den Betrieb ein und wird zukünftig als Redaktionsbüro weiterarbeiten. Das Team möchte seinen Ansatz, über irreführende Gesundheitsinformationen und -Werbung aufzuklären, nun für etablierte Medien anbieten. Aus dem bisherigen MedWatch-Team gründet sich ein Recherchekollektiv unter der Leitung von Sigrid März und Martin Rücker, die nach Nicola Kuhrt die Leitung antreten. Sie schreiben: „Wir wollen gut recherchierten und spannend erzählten, lebensnahen und evidenzbasierten Wissenschaftsjournalismus in Redaktionen bringen, denen dafür die Ressourcen fehlen“. Laut eigenen Angaben sei der Betrieb des Online-Magazins kostendeckend nicht weiter möglich. 

Preis für Wissenschafts-PR

Spieglein, Spieglein an der Wand, welche ist die beste Pressemitteilung im ganzen Land? Der Informationsdienst Wissenschaft (IDW) hat drei Pressemitteilungen aus dem Jahr 2023 ausgezeichnet. Auf Platz eins landete die Abteilung Kommunikation des Max-Planck-Instituts für Chemie mit ihrer Pressemitteilung „Afrikanischer Rauch über dem Amazonas“. Platz zwei ging an die Pressestelle der Universität des Saarlandes: „Das war wohl nix mit Generation X: Soziologe widerlegt populäre Annahmen über Generationen“. Über Platz drei durfte sich die Pressestelle des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut freuen. Die Jurymitglieder lobten Verständlichkeit, Anschaulichkeit und das Storytelling der preisgekrönten Beiträge. 

Wissenschaftlicher Konsens zu Desinformation

Bei der Forschung zu Desinformation zeichnet sich nach und nach ein wissenschaftlicher Konsens ab. „Studien, die das Informationsverhalten von Bürgern analysieren, finden, dass nur ein winziger Anteil dessen, was sie im Internet sehen, als Desinformation betrachtet werden kann. Wir sprechen hier von durchschnittlich weniger als einem Prozent“, sagt der Kommunikationsforscher Christian Hoffmann (SMC). Weiter erklärt er: „Es gibt Desinformation – aus dem In- und aus dem Ausland. Aber es gibt keinen Anlass, unsere Demokratie dadurch als gefährdet zu betrachten. Selbst in den USA erlaubt die Studienlage bisher keine klare Aussage zur Auswirkung von Desinformation auf das politische System, was angesichts der Turbulenzen um Donald Trump überraschen mag.“

Zwei Leseempfehlungen

Zuletzt möchten wir Ihnen zwei lesenswerte Interviews empfehlen. Die Cell-Redakteurin Cheri Sirois sprach mit der Wissenschaftskommunikatorin Liz Neely über die Herausforderung, komplexe Informationen zu vermitteln. Dazu sagt Neely: „Ich würde sagen, dass der häufigste Fehler, den ich bei Wissenschaftler*innen sehe, darin besteht, dass sie das spezifische Wissen ihres Publikums überschätzen und dessen Allgemeinwissen unterschätzen. Wenn man den Leuten Gründe gibt, sich dafür zu interessieren, werden sie einem auch in die tiefsten Kaninchenlöcher folgen.“

Im Gespräch mit Undark Magazine erzählt Charlotte Dries von den Ergebnissen ihrer Studie über Unsicherheitskommunikation (über die wir bereits im März berichteten). Sie sagt: „Unser Ziel als Gesellschaft sollte nicht mehr Vertrauen sein, sondern mehr Vertrauenswürdigkeit. Denn Vertrauen ist nur wertvoll, wenn es in vertrauenswürdige Akteure gesetzt wird, aber schädlich, wenn es in nicht vertrauenswürdige Akteure gesetzt wird, wie es die Philosophin Onora O’Neill formuliert hat.”

Außerdem in diesem Update: Neue Erkenntnisse zur Werbung für klimaschädliche Produkte, Konferenzen, Preise und Jobs – aus Wissenschaftsjournalismus, – PR und – Kommunikation ist für jeden etwas dabei!

Und die Forschung?

Schadet Werbung dem Klima? Für die Otto-Brenner-Stiftung haben Uwe Krüger, Katharina Forstmair, Alexandra Hilpert und Laurie Stührenberg von der Universität Leipzig das klimaschädliche Potenzial von Fernseh- und YouTube-Werbung analysiert. Ob Süßigkeiten, Autos oder Hygieneprodukte: Das Ergebnis zeigt, dass von den mehr als 10.000 untersuchten TV-Spots rund jeder Dritte für klimaschädliche Waren und Dienstleistungen wirbt, bei den YouTube-Spots jeder siebte. Die Forscher*innen fordern, Werbung für klimaschädliche Güter strenger zu regulieren und argumentieren dabei auch mit den Grundsätzen des Medienstaatsvertrags. Denn darin heißt es, dass durch Werbung keine Verhaltensweisen gefördert werden sollen, die „in hohem Maße den Schutz der Umwelt gefährden“.

Termine

📆 6. – 7. Juni 2024 | Konferenz der „Wissenschaftskommunikation“ Division (DGPuK): Science Communication in the Age of Artificial Intelligence, Zürich | Mehr

📆 7 – 8. Juni 2024 | Forum „Wunde Punkte“: Wissenschaft trifft Alltag: Wie uns gemeinsame Forschung weiter bringt, Wien | Mehr

📆 30. Juni 2024 | Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus | Mehr

📆 26. – 28. Juni 2024 | Konferenz „Societal Impact of Scientific Research“, Dublin | Mehr 

📆 12.-14. November 2024 | Call for Participation: Persuasive Algorithms? The Rhetorics of Generative AI | Mehr

Social Media: Threads vs. X
„Da Social Media Bewegungen häufig zunächst in den USA entstehen und später nach Europa überschwappen, sollten wir diese Entwicklung auch bezüglich der Wissenschaftskommunikation genau im Auge behalten.“ Miriam Nickel

Laut Business Insider verzeichnet Threads einen stetigen Anstieg bei den täglich aktiven Nutzer*innen und übertrifft X auf dem US-Markt.

Die Social-Media-Managerin Miriam Nickel findet diese Entwicklung spannend und fragt die Community: wie hält sie es mit Threads? 

Feedback

Science et Cité via X über den Artikel: „Diese 10 Wisskomm-Konferenzen sollte man kennen“.

Jobs

🔉 Wissenschaftsjournalist*in / Wissenschaftskommunikator*in / Scientific Writer | Cochrane Deutschland Stiftung, Freiburg (Bewerbungsschluss: 24. Mai 2024) 

🔉 Referent/in Wissenschaftskommunikation (m/w/d) | Universität Trier, Trier (Bewerbungsschluss: 31. Mai 2024)

🔉 Referent*in der Geschäftsleitung | Nationales Institut für Wissenschaftskommunikation*, Karlsruhe 

🔉 Wissenschaftskommunikation und Public Relations (m/w/d) | Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen (Bewerbungsschluss: 9. Juni 2024)

Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.

Impressionen

Im April fand das ScienceVideoCamp 2024 statt. Einige der Konferenzbeiträge sind nun online verfügbar. Darunter auch die Keynote von Christian Spannagel und Eva Wolfangel: Die Expert*innen analysieren gemeinsam die Veränderungen in der Wissenschaftskommunikation, insbesondere durch den Einsatz von Video- und immersiven Medien.

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* Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.