Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.
Wir reden über… Wisskomm im Bundestag, den Internationalen Frauentag und Kängurus 🦘
Was gibt’s Neues?
Am 13. März 2024 debattiert der Bundestag über einen Antrag der Koalitionsfraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP zur systematischen Stärkung der Wissenschaftskommunikation. Die Plenardebatte wird live übertragen.
Die Volkswagenstiftung gibt einen Einblick in die Arbeit des Rhine Ruhr Center for Science Communication Research (RRC). Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass Journalist*innen der Wissenschaft positiv-kritisch gegenüberstehen, aber verschiedene Disziplinen als unterschiedlich glaubwürdig einschätzen. Ein neues Publikationsformat, das „Living Handbook of Science Communication and Science Studies“, soll Begriffe erklären und Wissen über Wissenschaft bündeln. Über die Entstehung des RRC berichteten wir bereits 2021.
Der Tübinger Preis für Wissenschaftskommunikation 2024 wurde vergeben. Der Osteuropahistoriker Klaus Gestwa wird für seine Aufklärungsarbeit zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgezeichnet. Ebenfalls ausgezeichnet werden die KI-Forscherin Ulrike von Luxburg und das Team der Ausstellung „Cyber and the City“. Der Nachwuchspreis geht an die Historikerin Claudia Lemmes für ihre Kommunikation über ein DFG-Projekt zur Stadtentwicklung von Bad Waldsee.
Synthetische soziale Medien
Richard Gutjahr sieht schwarz für die Zukunft der sozialen Medien. Er beobachtet Trends wie Social Media Fatigue, das Verschwinden klassischer Nachrichten aus den Feeds und die rasante Zunahme synthetisch generierter Inhalte. Er ist beunruhigt: „Nun wollen Konzerne wie Meta demnächst synthetisch erzeugte Inhalte und KI-gesteuerte Avatare auf Milliarden Menschen loslassen. Was soll dabei schiefgehen.“
Unterdessen ist X für Wissenschaftler*innen zu einer Geisterstadt der Bots geworden. Der Meeresforscher Teddy Hughes berichtet von „Zombie Content“, der die Plattform immer wieder mit inhaltsleeren Nachrichten über das Great Barrier Reef überschwemmt. Der Wissenschaftler vermutete zunächst eine Desinformationsstrategie. Expert*innen, die den Fall untersuchten, spekulierten, dass es sich dabei um Aktivitäten handelt, die Fake-Accounts künstlich altern lassen sollen, um sie schließlich weiterzuverkaufen.
Der Meeresforscher David Shiffman setzt nun große Hoffnungen in Bluesky als zukünftige Plattform für die Wissenschaftscommunity. Er vergleicht X mit einer verlassenen Shopping Mall und empfiehlt den Science Feed, der bereits jetzt tausende Abonnent*innen hat.
Außerdem in diesem Update: Morgen ist Internationaler Frauentag – und im Forschungsupdate beschäftigen wir uns mit #WomenInSTEM und der Wahrnehmung von Klimawissenschaftler*innen. Zum Frauentag empfehlen wir außerdem eine „Feministische Agenda für die Wissenschaftskommunikation“ und freuen uns über die bunten Bilder, mit denen der Forscher Weliton („WELI“) Menário Costa den Wettbewerb „Dance your PhD“ gewonnen hat.
Und die Forschung?
Wie stellen Personen, die den Hashtag #WomenInSTEM nutzen, Facetten ihrer Identität auf Social Media dar? Jocelyn Steinke und Amanda Coletti von der University of Connecticut haben zusammen mit Christine Gilbert von der Stony Brook University 300 Instagram-Posts untersucht. Eine charakteristische Form der Selbstpräsentation sei, Geschlechterstereotypen entgegenzuwirken. Gelegentlich würden diese aber auch subtil unterstrichen, schreiben die Forscherinnen. Auch das Selbstverständnis als Frau im STEM-Bereich und Lifestyle-Themen werden häufig thematisiert.
Welche Rolle die Geschlechtsidentität für die Wahrnehmung von Wissenschaftler*innen spielt, hat Nahyun Kim von der Drexel University in den USA zusammen mit Chris Skurka und Stephanie Madden von der Pennsylvania State University getestet. Die Forscher*innen untersuchten, wie unterschiedliche Arten von Beiträgen von Klimawissenschaftler*innen auf Social-Media-Kanälen wahrgenommen werden. Die Befragten mochten Wissenschaftler*innen eher, wenn sie persönliche statt politische Informationen preisgaben. Sie hielten sie jedoch für kompetenter, wenn sie etwas Politisches teilten und mochten weibliche Wissenschaftler*innen mehr als männliche.
Termine
📆 15. März 2024 | Workshop: Wissenschaftskommunikation auf Social Media gestalten – just do it! (Köln) | Mehr
📆 15. März 2024 | Online-Reihe Climate Connect: Grenzen der Evidenz – Wie kann gute Wissenschaftskommunikation Fehlschlüsse und Übergeneralisierungen verhindern? | Mehr
📆 15. März 2024 | Stipendien für Journalist*innen, die über #LINO24 berichten | Mehr
📆 15. April 2024 | ScienceVideoCamp 2024 – Wissenschaftskommunikation im Videoformat (online) | Mehr
Empfehlungen zum Internationalen Frauentag
✊ A feminist agenda for science communication (EN)
Passen Feminismus und Wissenschaftskommunikation zusammen? Bruce Lewenstein, Professor für Wissenschaftskommunikation an der Cornell University, sagt: ja. Er argumentiert, dass die Integration einer feministischen Sichtweise in die Wissenschaftskommunikation transformativ sein kann.
🤰 „Die Botschaft ist: Sei keine Mutter“
Muttersein kollidiert mit dem Idealbild der selbstbestimmten Wissenschaftlerin, sagen Sarah Czerney und Lena Eckert. Im Interview erklären die Mitbegründerinnen des Netzwerks „Mutterschaft und Wissenschaft”, warum Elternschaft als Diversitätskriterium berücksichtigt werden sollte.
📜 „Nur Frauengeschichte in den Fokus zu stellen, ist zu eindimensional“
Geschichtsschreibung ist für Jasmin Lörchner eindeutig zu eindimensional: zu lange wurde Geschichte von Männern erzählt und stellte hauptsächlich Männer ins Zentrum. Deshalb bietet sie in ihrem Podcast „HerStory“ Frauen und queeren Personen aus der Geschichte eine Plattform. Warum es ihr dabei wichtig ist, nicht nur Held*innengeschichten zu erzählen, verrät sie im Interview.
🌐 „Natürlich können Frauen das auch“
Sichtbarkeit von Frauen in Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation ist immer noch keine Selbstverständlichkeit. Wie die Plattform #InnovativeFrauen diese Tatsache ändern möchte, erklärt die Projektleiterin Carola Herbst im Interview.
🎓 Frauen in der Wissenschaft – gleiche Chancen für alle?
Frauen haben es in der Wissenschaft nach wie vor schwerer als Männer, zum Beispiel wenn sie eine Professur anstreben. Woran liegt das? Und wie ließe sich das ändern? Dazu forscht die Soziologin Paula-Irene Villa Braslavsky.
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Tabea Henn via Bluesky über den Artikel: „Warum MaiLab für Verwirrung sorgt“.
Jobs
🔉 Wissenschaftskommunikation und Public Relations (m/w/d) | LEAD Graduate School & Research Network, Tübingen (Bewerbungsschluss: 20. März 2024)
🔉 Referent*in der Geschäftsleitung (m/w/d) | Nationales Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) gGmbH*, Karlsruhe (Bewerbungsschluss: 25. März 2024)
🔉 Koordinator / Seminarmanager – Trainingsprogramm (w/m/d) | Forschungszentrum Jülich GmbH, Jülich bei Köln (Bewerbungsschluss: 27. März 2024)
🔉 Talentmanager mit dem Schwerpunkt Stipendienprogramme (w/m/d) | Forschungszentrum Jülich GmbH, Jülich bei Köln (Bewerbungsschluss: 28. März 2024)
🔉 Sachbearbeiter*in mit dem Schwerpunkt vorbereitende Buchhaltung | WiD*, Berlin (Bewerbungsschluss: 29. Mai 2024)
🔉 Referent/in Strategische Kommunikation MISSION KI, Pressearbeit (m/w/d) | acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e. V., Berlin und München (Bewerbungsschluss: 11. April 2024)
🔉 Referentin/Referent für Wissenschaftskommunikation (w/m/x) | FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur, Eggenstein-Leopoldshafen, Mobiles Arbeiten (Bewerbungsschluss: 15. April 2024)
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Impressionen
Der Verhaltensforscher WELI hat den Wettbewerb „Dance Your PhD“ 2024 gewonnen. Das vierminütige Video zeigt Drag Queens, Twerking, Ballerinas und klassische indische Tänzer*innen, die den vielfältigen Persönlichkeiten von Kängurus Leben einhauchen. Das Video sorgte international für Begeisterung, unter anderem berichteten der Guardian und der SWR.
* Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) und Wissenschaft im Dialog (WiD) sind zwei der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.