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Wir reden über… unverständliche Wahlprogramme

Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.

Was gibt’s Neues?

Aus Wahlprogrammen verständlich schreiben lernen

Komplexe Inhalte einfach und ansprechend zu vermitteln, ist keine leichte Aufgabe. Eine Analyse der Bundestagswahlprogramme 2025 durch die Universität Hohenheim zeigt, dass auch die Parteien damit kämpfen. Die Wahlprogramme sind nach wie vor „schwer verständlich“. Die häufigsten Verstöße gegen Verständlichkeitsregeln sind laut den Autor*innen Fremd- und Fachwörter, Wortkomposita und Nominalisierungen, Anglizismen und „Denglisch“ sowie lange „Monster- und Bandwurmsätze“. Eine gute Gelegenheit, den nächsten Wisskomm-Text auf diese Elemente zu prüfen.

Ist die Wissenschaft in Österreich bei einem Rechtsruck bedroht?

Die rechte FPÖ und die konservative ÖVP verhandeln seit Wochen über eine neue Koalition. FPÖ-Chef Herbert Kickl könnte neuer Bundeskanzler werden. Die FPÖ betrachte die Universitäten als „linke Hochburgen und Experimentierfelder des Genderwahnsinns“, heißt es in einem aktuellen Artikel im Standard. Der Autor überlegt, ob „ungarische Verhältnisse“ auch in Österreich drohen, sollte es zu einer FPÖ-geführten Regierung kommen. Ein Rechtsruck könnte möglicherweise die Abschaffung der Frauenförderung, Kürzungen der Universitätsbudgets sowie die Gefährdung der kurzfristig finanzierten außeruniversitären Institute im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften bedeuten.

Die Forschung vollständig demokratisieren 

Was wäre, wenn jeder, auch ohne Zugang zu einer wissenschaftlichen Ausbildung, offiziell forschen dürfte? Wenn so genannte „unabhängige Forschende“ ihre Arbeiten bei wissenschaftlichen Zeitschriften einreichen könnten? Diese Fragen stellt der Computerbiologe Brandon Ogbunu in einem Meinungsartikel bei Undark. Das könne womöglich katastrophale Folgen haben. Aber auch jetzt stehe ein Teil der Forschung auf wackeligen Füßen, schreibt Ogbunu. Mehr Partizipation würde dagegen langfristig zu einer Entmystifizierung der Forschung führen und die Zahl der guten Ideen erhöhen.

Neue Förderung für Wissenschafts-und Datenjournalismus

Der Media Forward Fund, der erste länderübergreifende Förderfonds für Journalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz, geht am 10. März 2025 in die zweite Förderrunde. Ziel ist die Förderung von Medien, die neue Ansätze für gemeinwohlorientierte Geschäftsmodelle im Wissenschafts- und Datenjournalismus erproben wollen. In der Ausschreibung ab 10. März werden einjährige „Launch Grants“ in Höhe von je 75.000 Euro an Medien vergeben, die noch unerprobte Produktideen auf den Markt bringen wollen. In der zweiten Ausschreibung 2026 vergibt der Fonds dann zweijährige Förderungen bis zu 400.000 Euro an wissenschaftsjournalistische Projekte, die erste Erfolge am Markt vorweisen können. In diesem Jahr sind fünf weitere Stiftungen in die Förderung eingestiegen, darunter die Klaus Tschira Stiftung*, der Stifterverband und die Volkswagen Stiftung. Erstmals kooperiert der Fonds auch mit der Wissenschaftspressekonferenz (WPK), die die wissenschaftsjournalistische Begleitung der Förderpartner und die Qualitätssicherung übernimmt.

Und die Forschung?

Biotechnologie ist ein Thema, zu dem Missverständnisse und Verschwörungsmythen kursieren. Was passiert, wenn Menschen Artikel mit verschwörererischen Geschichten zum Thema lesen, haben Mathew D. Marques, Jim McLennan und Arthur A Stukas von der La Trobe University in Australien mit John R. Kerr von der University of Otago in Neuseeland in Studien getestet. Teilnehmende eines Experimentes lasen einen Textausschnitt, in dem es um die finsteren Machenschaften eines Biotechnologieunternehmens ging, das gentechnisch veränderte Lebensmittel entwickelte. Diese Teilnehmenden glaubten in der Folge eher an Erzählungen über die Unterdrückung von Informationen und Vertuschungsversuche. Sie hatten auch weniger Interesse daran, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu testen.

Wie kann Wissenschaftskommunikation solchen Verschwörungsnarrativen begegnen? Die Ergebnisse eines Online-Experiments von Christoph Klimmt und Nico Spreen von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover weisen darauf hin, dass Myth-Busting funktionieren kann. Die Teilnehmenden, die entlarvende Informationen gelesen hatten, glaubten weniger an verbreitete Missverständnisse zum Thema biotechnologisch erzeugte Lebensmittel.

Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Meinungsbildung zu wissenschaftlichen Themen wie Biotechnologie. Wie berichtet die Presse beispielsweise über Techniken zur Veränderung des menschlichen Genoms? Thibaud Marmorat, Solveig Lelaurain und Thémis Apostolidis von der Aix-Marseille haben mit Yuri Sá Oliveira Sousa von der Federal University of Bahia Artikel in französischen Zeitungen untersucht. Die Ergebnisse deuten auf Veränderungen hin – von einem Fokus auf die Popularisierung des Themas hin zu einer stärkeren Berichterstattung über ethische und rechtliche Aspekte

Termine

📆 8. bis 10. April 2025 (Weitere Termine verfügbar) | CZS STEM Impact School* (Online) | Mehr

📆 27. bis 29. Mai 2025 | Early-bird registration is open for the Public Communication of Science and Technology Conference 2025 (Aberdeen, UK) | Mehr

Eine Bluesky Nutzerin schreibt, sie habe mit der Hilfe staatlicher Fördermittel am Bau der International Space Station mitgewirkt.

Fundstück

In den USA herrscht große Verunsicherung unter den Forschenden, nachdem die neue Regierung am 27. Januar angeordnet hatte, zunächst alle staatlichen Fördermittel einzufrieren. Inzwischen wurde die Anordnung zwar zurückgenommen, aber es bleibt unklar, welche Fördermittel in den kommenden Wochen und Monaten noch zur Verfügung stehen werden. Auf Bluesky rief der Entomologe Alex Wild Forscher*innen dazu auf, mitzuteilen, was sie mit staatlicher Förderung erreicht haben. Die Resonanz war groß.

Jobs

🔉 Leitung Hochschulkommunikation (m/w/d) | Evangelische Hochschule Dresden (Bewerbungsschluss: 24. Februar 2025)

🔉 Referent*in für Öffentlichkeitsarbeit (m/w/d) | Medizinische Fakultät der Universität Bonn (Bewerbungsschluss: 05. Februar 2025)

🔉 Referent*in Wissenschaftskommunikation und PR (m/w/d) |Bucerius Law School Hochschule für Rechtswissenschaft gGmbH (Bewerbungsschluss: 02. Februar 2025)

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