Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.
Wir reden über… „Scientist Rebellion“
Was gibt’s Neues?
Wissenschaftspolitik: Roland Philippi soll neuer BMBF-Staatssekretär werden
Roland Philippi, bisher Abteilungsleiter für Grundsatzfragen im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), soll neuer Staatssekretär werden. Jan-Martin Wiarda schreibt in seinem Blog, Ministerin Stark-Watzinger habe seine große Erfahrung und Expertise in bildungs-, wissenschafts- und forschungspolitischen Fragen hervorgehoben. Die Neubesetzung, so Wiarda, sei wohl als Zeichen der Entschlossenheit und Handlungsfähigkeit zu verstehen. Das Thema Fördergeld-Affäre ist damit aber noch nicht abgeschlossen: Das Portal „FragDenStaat“ fordert weiterhin eine transparente Kommunikation und die Aufbewahrung relevanter Dokumente.
Neue Impulse für ein „Hochschul- und Wissenschaftssystem der Zukunft
Die VolkswagenStiftung und der Stifterverband haben sechs Schritte zur Stärkung der Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands vorgestellt. Dazu gehören unter anderem die Förderung von Governance-Modellen, die Ergänzung der Wettbewerbslogik durch eine Wirkungslogik und die Einführung neuer Finanzierungsmodelle wie Public-Private-Partnerships. Mehr Experimentierfreude in der Wissenschaft soll durch die Einrichtung von Reallaboren gefördert werden. Die vorangegangene Diskussion über diese Themen mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft betont einmal mehr die Bedeutung der strategischen Wissenschaftskommunikation.
Aktivismus: Sollten Wissenschaftler*innen mehr tun?
Die Wissenschaftsberaterin Tracey Elliott diskutiert auf dem Blog des International Science Council die wachsende Rolle von Wissenschaftler*innen im Aktivismus, wie beispielsweise in der Bewegung „Scientist Rebellion“. Die Initiative bietet Plattformen, um aufzuklären und Demonstrationen zu organisieren. Dabei müssten jedoch nicht alle Wissenschaftler*innen zivilen Ungehorsam praktizieren, um Umweltbewegungen zu unterstützen. Auch die Unterstützung und Arbeit im Hintergrund sei wichtig. Wissenschaftlicher Aktivismus könne jedoch auch Risiken bergen, insbesondere in weniger toleranten Regimen. Laut Elliott sei es entscheidend, dass Wissenschaftler*innen ihre Stimme erheben und ihre Expertise nutzen, um gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen.
Wissenschafts-PR: Die Gefahr der verfrühten Berichterstattung
Die voreilige Berichterstattung über eine Studie zum Intervallfasten, die ein erhöhtes Herztodrisiko suggerierte, ist ein Beispiel für problematische Wissenschaftskommunikation. Diese Studie war zum Zeitpunkt der Pressemitteilung nicht peer-reviewed, dennoch wurden die Ergebnisse von vielen Medien verbreitet. Dies führe zu Fehlinformationen und könne Wissenschaftler*innen davon abhalten, vorläufige Daten auf Konferenzen zu präsentieren, schreibt Jens Foell in der Terra X Wissenskolumne. Eine verantwortungsvolle Wissenschaftskommunikation sollte daher vorläufige Ergebnisse klar kennzeichnen und Expert*innenmeinungen einbeziehen, um Missverständnisse wie diese zu vermeiden.
Newsletter-Empfehlung
Der neue Newsletter des Rhine Ruhr Center for Science Communication Research bietet alle drei Monate eine Auswahl aktueller Themen und interessanter Beiträge aus der Wisskomm-Community. In der aktuellen Ausgabe analysiert Tobias Kreutzer das Phänomen der „Expert*innen-Inflation“ zur EURO 2024. Weitere lesenswerte Newsletter aus dem Bereich der Wissenschaftskommunikation finden Sie hier.
Und die Forschung?
Wie kann Wissenschaftskommunikation im Sinne sozialer Gerechtigkeit gedacht, gestaltet und verändert werden? Diese Frage wird in der aktuellen Sonderausgabe des Journal of Science Communication (JCOM) besprochen. Die Autor*innen argumentieren, dass die Einbeziehung von Ansätzen aus dem Feld der „Social Justice“ Forschung das eigene Fachgebiet kritisch hinterfragen und auf diese Weise bereichern kann – unter anderem, indem Machtstrukturen, rassistische, heteronormative und szientistische Tendenzen aufgedeckt und reflektiert werden.
Beiträge beschäftigen sich beispielsweise damit, wie koloniale Gewalt und lokale Wissensschätze in einem Naturkundemuseum unsichtbar gemacht werden, mit Reclaiming-STEM-Workshops für Wissenschaftler*innen aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen und einem theoretischen Ansatz zur Frage nach Sexualität, Sex, und Queer-Theorie in der Wissenschaftskommunikation. Siddharth Kankaria und Anwesha Chakraborty skizzieren in ihrem Essay das Konzept des „Scientific temper“ als alternatives Modell der Beziehungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Termine
📆 16. Juli 2024 | Ringvorlesung „Was sagt die Forschung? Evidenzbasierte Empfehlungen für effektive Wissenschaftskommunikation“, Nürnberg | Mehr
📆 4. September 2024 | Webinar „AI in science communication teaching – pedagogies, conundrums and ethics“ | Mehr
📆 21. bis 23. Oktober 2024 | Lernwerkstatt Technikkommunikation* | Mehr
Jobs
🔉 Akademische*r Mitarbeiter*in für Wissenschaftskommunikation | Universität Heidelberg (Bewerbungsschluss: 30. Juli 2024)
🔉 Veranstaltungsmanager*in mit Schwerpunkt wissenschaftliche Ausstellungen und Veranstaltungen | Helmholtz‑Zentrum, Dresden‑Rossendorf (Bewerbungsschluss: 1. August 2024)
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Impressionen
Die Transfer Unit* hat einen neuen Forschungsüberblick zum Thema Social Media veröffentlicht. Die Autor*innen empfehlen unter anderem, Vertrauen und Glaubwürdigkeit durch aktives Branding zu fördern und wiederkehrende Kommunikator*innen einzusetzen.
* Wissenschaft im Dialog (WiD) ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.