Wir reden über… 10 Jahre Wissenschaftsbarometer

Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.

Was gibt’s Neues?

10 Jahre Wissenschaftsbarometer: Wie die Deutschen über Wissenschaft denken

Am 6. November wurde das neue Wissenschaftsbarometer* veröffentlicht und sein 10-jähriges Jubiläum im Rahmen der Berlin Science Week gefeiert. Im Fraunhofer-Forum Berlin und per Livestream wurden die Ergebnisse vorgestellt und eingeordnet. Auch 2024 bleibt das Vertrauen in die Wissenschaft stabil und insgesamt höher, als es die gesellschaftliche Debatte vermuten lässt. Mit Blick auf die aktuelle Studie des DZHW und der Bucerius Stiftung scheinen die Bürger*innen ein weniger positives Bild von der Wissenschaftsfreiheit in Deutschland zu haben als die Wissenschaftler*innen selbst, merkte Dr. Lars Lott an. Die Tatsache, dass Deutschland im Academic Freedom Index unter den Top 10 für Wissenschaftsfreiheit rangiere, stehe ebenso im Gegensatz zur öffentlichen Meinung, dass der Einfluss von Politik und Wirtschaft auf die Wissenschaft zu groß sei.

Trump-Wahl: Trübe Aussichten für die Wissenschaft?

Donald Trump ist der alte und neue Präsident der Vereinigten Staaten. Nach der Wahl am 5. November waren die Reaktionen von Wissenschaftler*innen weltweit auf seine Wiederwahl verhalten bis alarmiert, so nature. Trump und seine Partei werden wahrscheinlich die vollständige Kontrolle über die Regierung in Washington D.C. erlangen. Seine Skepsis gegenüber der Wissenschaft, insbesondere in Bezug auf die Klimakrise und die Gesundheitsversorgung, wird daher mit Sorge betrachtet. Seit 2019 sinkt der Prozentsatz an Amerikaner*innen, die der Wissenschaft einen positiven Effekt auf die Gesellschaft zuschreiben, stetig. Trumps wissenschaftsfeindliche Rhetorik könnte daher das Vertrauen in die Wissenschaft in den USA weiter beschädigen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) wird sich unabhängig von möglicherweise schwierigen außenpolitischen Zeiten weiterhin für einen konsequenten Ausbau der Kooperationsbeziehungen mit den USA einsetzen. 

Ampel-Aus verzögert Fördermaßnahmen und Reformen

Die Ampelkoalition ist nicht mehr. Auch wenn die Regierung weiterhin im Amt ist, liegen viele wichtige Gesetzesvorhaben wie das Presseauskunftsrecht oder die Journalismusförderung vorerst auf Eis. Letztere wäre nötig, um den Strukturwandel in der Medienbranche aufzufangen. Unter der Verzögerung leide vor allem die Qualität im Journalismus, kommentierte Hendrik Zörner im Deutschen Journalisten-Verband. Eine Stärkung des Journalismus sei gerade jetzt notwendig und müsse ebenso auf die Agenda der künftigen Regierung. Auf dem Tisch des neuen Bundesbildungsministers Cem Özdemir (Grüne) liegen weitere Projekte, die wohl ins Stocken geraten werden, laut table.media. Dazu gehören die Reform des Aufstiegs-Bafög, die für eine Mehrheit die Stimmen der FDP-Fraktion bräuchte, und das Wissenschaftszeitvertragsgesetz.

Fehlende Diversität und Barrieren in der Wissenschaftskommunikation

In einem digitalen Lunchtalk am 12. November wurde der neue Forschungsrückblick der Transfer Unit** vorgestellt und mit den Autor*innen Christian Humm, Philipp Schrögel und Miriam Welz diskutiert. Um Wisskomm-Formate inklusiver und für eine vielfältige Zielgruppe attraktiver zu gestalten, ist es entscheidend, die Faktoren zu verstehen, die Menschen von solchen Angeboten ausschließen. Welche Barrieren es in der Wissenschaftskommunikation gibt und welche persönlichen Merkmale und Umstände dazu führen können, dass Menschen nicht angesprochen oder sogar diskriminiert werden, nehmen die Autor*innen genauer unter die Lupe. Diesen Einflüssen entgegenzuwirken, erfordere, zunächst die Bedürfnisse der Zielgruppe zu verstehen und zum Beispiel gemeinsam mit ihnen Formate in einem Co-Creation-Prozess zu entwickeln, ohne sie zu überfordern. Zudem sollten aufsuchende Ansätze genutzt und die Distanz zur Wissenschaft durch lebensnahe Bezüge verringert werden, um eine bessere Ansprache zu erreichen.

Wechsel an der Spitze des idw: Svenja Niescken wird neue Geschäftsführerin

Zum 1. November 2024 hat der Informationsdienst Wissenschaft e.V. (idw) Dr. Svenja Niescken zur neuen Geschäftsführerin ernannt. Diese Entscheidung folgte auf die gesundheitlich bedingte Freistellung der bisherigen Geschäftsführerin Rita Lansch, die sich mit wichtigen Impulsen für den Verein verdient gemacht hat. Svenja Niescken, die seit 2012 in verschiedenen Rollen beim idw tätig ist, bringt umfassende Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation mit. Der idw, als Portal für Wissenschafts- und Forschungsnachrichten, vereint über 1.000 Mitgliedseinrichtungen und erreicht mehr als 44.500 Abonnenten.

Außerdem in diesem Update: Forschung zum Schwerpunktthema Emotionen, Wisskomm-Symposien und Workshops im Spätherbst und Rechtschreibfehler in der Wissenschaft à la casual inference and pubic health.

Und die Forschung?

😂😁😭💕🙈 „Emotionen“ sind Schwerpunktthema bei wissenschaftskommunikation.de – und spielen auch in der Forschung eine Rolle. So gibt ein Team um Richard Milne von der University of Cambridge Einblicke in die Plattform The Hopes and Fears Lab (THFL), die Wissenschaftler*innen und Öffentlichkeit zu Gesprächen über wissenschaftliche Entdeckungen einladen soll. Dabei ging es bisher um Themen wie Genomik und Neurotechnologie und den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Wissenschaft. Ausgehend von ihren Evaluationsergebnissen unterstreichen die Forscher*innen den Wert emotionaler Verbindungen mit der Wissenschaft – sowohl für Forscher*innen, als auch für die Öffentlichkeit.

„Inspirieren“ ist ein hehres Ziel von Wissenschaftskommunikation. Aber wie kann das gelingen? Matthew S. VanDyke von der University of Alabama und Sara K. Yeo von der University of Utah haben in einem Experiment getestet, wie Studienteilnehmende auf Texte, Audio- und Videomaterial über das James Webb Space Telescope (JWST) reagieren. Werden Gefühle der Rührung, Ehrfurcht, Neugier, des Grübelns oder der Inspiration erregt? Die Ergebnisse zeigen, dass Inhalte, die Ergriffenheit und Ehrfurcht auslösen, zu reflektierenden Gedanken – und schließlich zu Gefühlen von Inspiriertheit führen können. 😱😍😯

Termine

📆 18. November 2024 | Webinar Mastering effective communication – developing storytelling techniques der EU Climate Action Academy (Online) | Mehr

📆 20. November 2024 | Scicomm Workshop FORTHEM-COALESCE (Online) | Mehr

📆 20. November 2024 | Stiftungskonferenz der Max Weber Stiftung Wissenschaftsfreiheit international und national (Berlin) | Mehr

📆 25. November 2024 | ARL Lunch Talk #8 How do European Small Towns Face Metropolitan Development? (Online) | Mehr

📆 27. – 29. November 2024 | Symposium der Leopoldina Chancen und Herausforderungen von Flucht, Zuwanderung und Integration (Halle (Saale)) | Mehr

📆 29. November 2024 | IQWiG-Herbst-Symposium 2024: „Unterhaltsame Wissenschaftskommunikation“ (Köln) | Mehr

📆 29. November 2024 | Scicomm Meet-up (Online) | Mehr

📆 29. – 30. November 2024 | Innovative Citizen Festival (Dortmund) | Mehr

Impressionen

Gemäß einer Studie zu Rechtschreibfehlern in Abstracts lässt sich über die letzten 50 Jahre ein Trend zu mehr allgemeinen Rechtschreibfehlern erkennen.

Bild: Adrian Barnett, Nicole White

 

* Wissenschaft im Dialog, verantwortlich für das Wissenschaftsbarometer, ist einer der drei Träger der Plattform Wissenschaftskommunikation.de

** Die Transfer Unit ist ein Gemeinschaftsprojekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) & Wissenschaft im Dialog (WiD).