Grafik Anne Weißschädel

Wie soll die Wissenschaftskommunikation der Zukunft aussehen?

Offen und transparent, dialogisch und näher an der Bevölkerung – so stellt sich die Community die Zukunft der Wissenschaftskommunikation vor. Teil fünf der Auswertung unserer Umfrage.

Dies ist der letzte Teil der Auswertung unserer Befragung zur Zukunft der Wissenschaftskommunikation, zu der wir insgesamt 230 Antworten aus der Community erhalten haben.

„Wie sollte die Wissenschaftskommunikation der Zukunft aussehen?“, ist die Frage. 131 Personen haben darauf geantwortet und ihre Vorstellung geschildert. Kurz gesagt sollte sie auf Augenhöhe und näher an der Bevölkerung (29 %) stattfinden sowie offen und transparent (24 %) sein.

Diese Frage wurde insgesamt 131 Mal beantwortet. Grafik: Ulrike Brandt-Bohne und Anne Weißschädel

Diese Antworten stammen mehrheitlich von Befragten, die sich als Öffentlichkeitsarbeiterinnen und -arbeiter bezeichnen, gefolgt von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. An dritter Stelle stehen Journalistinnen und Journalisten sowie Befragte, die sich sonstigen Berufsbezeichnungen zuordneten.

Da es sich um eine offene Frage handelte, wurden die Antworten in Clustern zusammengefasst. Konkret hieß es, die Kommunikation der Zukunft solle „hautnah“ und „offen für alle Themen“ sein und „sich nicht nur an elitäre Kreise richten“. Sie müsse „transparent und vor allem verständlich [sein]– das heißt insbesondere für unterschiedliche Mengen von Vorwissen entsprechend aufbereitet“ und außerdem „kostenlos und für alle abrufbar“.

Sie sollte darüber hinaus die „Kompetenzen der Bürger einbeziehen“ und die „Zielgruppen noch besser verstehen“, damit klar wird, „welche Wünsche, Sorgen oder Vorbehalte gegenüber der Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation bestehen, um diesen entgegentreten zu können“. Die Vision, die Zielgruppen zukünftig besser zu adressieren, wurde explizit in 13 % der Antworten genannt und außerdem konkret die Vorstellung geäußert, dass die Kommunikation „vertrauensbildend“ sein sollte (4 %).

Ein Dialog auf vielen Ebenen und in verschiedenen Formaten

Laut 21 % der Antworten sollte die Kommunikation der Zukunft dialogisch und auf Austausch basierend stattfinden und mittels verschiedener (18 %) und auch neuer Formate (14 %) geschehen.

Einzelne sehen den Dialog „nicht nur via Web 2.0“, andere wiederum mit „mehr Social Media“ und stellen sich vor, dass „Kanäle genutzt werden, die nicht so einfach zu bewirtschaften sind, dafür aber wissenschaftsfernes Publikum drauf haben“, wie beispielsweise Snapchat und Instagram. Weiter werden die direkte Kommunikation via Skype a Scientist oder mittels Vorträgen genannt.

Während ein Befragter sich eher Web-Videos als Schulbesuche vorstellt, sehen andere die Wissenschaftskommunikation als integralen Bestandteil der frühkindlichen Bildung, die bereits im Kindergarten oder der Schule ansetzt und curricular im Studium verankert ist (4 %).

Verständlich und mit Tiefgang, spannend und mit einem Augenzwinkern

In dieser Zukunftsvorstellung wird Wissenschaft einfach und verständlich (17 %), informativ (6 %) und mit mehr Tiefgang (9 %) kommuniziert. Drei Befragte denken dabei explizit an weniger Jubel-PR, und dass die Kommunikation klar getrennt von der Wissenschafts-PR stattfindet (5 %).Verständlichkeit

Einzelnen Wortmeldungen zufolge sollte die Kommunikation professioneller (6 %) und interdisziplinärer von vielen Akteuren betrieben werden (3 %) und auch verstärkt Wissenschaftler direkt zu Wort kommen lassen (7 %).

Der Kommunikationsstil sollte kreativ (9 %), unterhaltsam (7 %) und spannend (5 %), kurz „verrückt, experimentell, fragend“ sein. Einige Befragte fanden, dass sie auch emotionaler (4 %) und visueller (2 %) sein sollte, um „gute Geschichten zu erzählen“.

„Wir müssen die Emotionen ansprechen, um das Vertrauen der Menschen zu erlangen“, schrieb dazu passend der Autor und Filmemacher Ragnar Vogt in einem Gastbeitrag bei Wissenschaftskommunikation.de

Inhaltlich wurde die Vorstellung geäußert, dass die Kommunikation in Zukunft fächerübergreifend (5 %), politischer (2 %) und  – jeweils einmal genannt – gendergerecht, schneller und mutiger sein sollte.

Drei Akteure, drei Visionen

Betrachtet man die meistgenannten Vorstellungen der Zukunft der Wissenschaftskommunikation in Bezug auf die Rolle der Befragten, ergeben sich teilweise unterschiedliche Vorstellungen.

Die direkte Kommunikation mit Nähe zur Bevölkerung ist nicht nur in der Gesamtheit, sondern auch für die Untergruppen Öffentlichkeitsarbeiter und Wissenschaftler die unumstrittene Nummer Eins. Journalistinnen und Journalisten hingegen stellen sich vor allem eine Kommunikation mit mehr Tiefgang vor. Dieser Punkt taucht in der Gruppe der Öffentlichkeitsarbeitenden erst auf Platz sechs auf, in den Antworten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gar nicht.

Gleich wichtig wie Platz eins ist für Öffentlichkeitsarbeitende die Offenheit und Transparenz, die bei Wissenschaftlern an achter und bei Journalisten an sechster Stelle landen.

Neue Formate in der Wissenschaftskommunikation sind für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am zweitwichtigsten. Fraglich ist nun, ob ihnen bewusst ist, wie viele Formate es bereits gibt, oder ob sie ihrem Entdeckergeist folgend, sehr offen für Neues sind.

Bei Journalistinnen und Journalisten liegen gleich drei Themen gleichwertig auf Platz zwei: Neben der Nähe zur Bevölkerung ist ihnen  der Dialog und Austausch unter den Akteuren und die Verständlichkeit als Teil der Wissenschaftskommunikation wichtig. Auch unter den Öffentlichkeitsarbeitenden ist der Dialog hoch im Kurs und wird an dritter Stelle genannt.

Bei Wissenschaftlern und Journalisten bezieht sich die dritthäufigste Antwort hingegen auf die Bedeutung der Zielgruppen.

Diese Einblicke verdeutlichen, dass in einigen Bereichen zwar Konsens unter den Beteiligten der Wissenschaftskommunikation herrscht, sie aber nicht immer die gleichen Prioritäten haben. Damit die Wissenschaftskommunikation besser gelingt, sollte demnach auch der Dialog unter den einzelnen Akteuren großgeschrieben werden, damit Ziele oder Bedürfnisse klar benannt, erkannt und verstanden werden.

 

Zusammengefasst ergab unsere Umfrage die folgenden Hauptwünsche, Verbesserungsvorschläge und Zutaten, um in Zukunft auf Augenhöhe und näher an der Bevölkerung, offen und transparent zu sein:

Für gute Wissenschaftskommunikation …

bräuchten viele mehr Zeit, Geld, Austausch und Vernetzung unter allen Beteiligten

müsste es eine bessere Ausbildung sowie Rahmenbedingungen geben

müsste ihr Stellenwert erkannt und gesteigert werden 

müsste verständlicher, korrekter und mehr von Seiten der Wissenschaftler kommuniziert werden

Wir laden auch weiterhin zur Diskussion ein und möchten an dieser Stelle allen Beteiligten fürs Mitmachen danken!

Weiterlesen:

Teil eins der Auswertung: „Wer kommuniziert Wissenschaft und auf welchen Kanälen?

Weitere Statements, wie die Zukunft der Wissenschaftskommunikation aussehen sollte, sind auch in unserer Reihe dazu nachzulesen.