Mit Wissenschaftskommunikation schon im Studium beginnen – Lena Schwenker spricht bei Projekten wie „Real Scientists“, auf ihrem Instagram-Kanal „LabcoatLena“ oder dem Wissenschaftsfestival „Pint of Science“ über Wissenschaft. Was sie motiviert und wie sie alle Projekte und ihr Studium unter einen Hut bekommt, verrät sie im Interview.
„Wichtig ist, dass man keine großen Hemmungen hat, sondern einfach loslegt!“
Glücklicherweise hatte unser Studiengang ein gewisses Budget zur Verfügung, um Veranstaltungen von Studierenden für Studierende zu realisieren. So haben wir uns in einem Team von zwölf Studierenden zusammengefunden und ich konnte die Gruppe von meiner Idee überzeugen. Im ersten Schritt haben wir uns auf die Suche nach Sprecher*innen für das Symposium gemacht. Da es auf Twitter eine große Wisskomm-Community gibt, haben wir unter dem #Wisskomm einen Aufruf gestartet und zu unserer Überraschung eine sehr starke internationale Resonanz erhalten. Dadurch konnten wir ein Tagesprogramm voller Keynotes und Workshop-Sessions erstellen, bei denen es inhaltlich sowohl um die Kommunikation von Forschung innerhalb der wissenschaftlichen Community als auch um die Kommunikation gegenüber Lai*innen ging. Auch Kommunktionsexpert*innen wie Tobias Maier vom NaWik* und Rebecca Winkels von WiD* konnten wir für unser Symposium gewinnen.
Sie betreiben auch den Instagramkanal „LabcoatLena”. Was hat sie dazu motiviert?
Ich hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, selbst ein Kommunikationsprojekt zu starten, aber mich nicht getraut, aus Angst Fehler zu machen. Nach dem Symposium und dem Austausch mit einigen Kommunikationsexpert*innen, habe ich mich dann in meinem Vorhaben sicherer gefühlt. Zunächst fing ich an, auf meinem privaten Instagram-Account Storys aus dem Laboralltag zu teilen, um ein Gespür dafür zu bekommen.
Mit der Masterarbeit hatte ich ein Projekt, über das ich kontinuierlich berichten konnte und startete meinen Kanal. Um sicherzugehen, dass ich über den Laboralltag berichten darf, habe ich mir die Erlaubnis von meiner Gruppenleiterin eingeholt. Die Reaktion auf meine Anfrage war sehr positiv und meine Kolleg*innen unterstützen mein Projekt sehr.
Und wen erreichen Sie mit diesen unterschiedlich aufbereiteten Inhalten auf Instagram?
Tatsächlich erreiche ich Menschen bis 80 Jahre (lacht). Meine Oma zum Beispiel hat sich einen Instagram-Account erstellt, damit sie mir folgen kann. Mein Kern-Publikum ist allerdings überwiegend zwischen 18 und 28 und die meisten studieren auch selbst. Grundsätzlich möchte ich jede*n erreichen, der*die sich für Naturwissenschaften interessiert. Mein Ziel ist es, besonders Menschen ohne akademischen Hintergrund anzusprechen. Von ihnen kommen auch häufig Fragen, über die ich selbst noch gar nicht nachgedacht habe.
Sie sind neben Instagram auch auf Twitter anzutreffen. Zum Beispiel haben Sie für das Twitter-Projekt Real Scientists geschrieben. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Bei Real Scientists wird ein offizieller Twitter-Account jeweils für eine Woche lang fachfremden Person übertragen. Diese kann dann twittern, worüber er*sie möchte. Ich wurde nach unserem Twitter-Aufruf, den ich für das Symposium zur Sprecher*innensuche gestartet hatte, von Jens Foell angesprochen, der für den deutschen Real Scientist Kanal zuständig ist.
Während ich meinen privaten Twitter-Account eigentlich nur verwende, um mich mit anderen Wissenschaftler*innen oder Kommunikator*innen zu vernetzen, habe ich auf Real Scientists vom 22. bis 28. März 2021 Wissenschaftskommunikation zu meiner Masterarbeit betrieben. Ich habe mir im Vorfeld Gedanken gemacht, was ich in der Woche posten könnte und das hat sich gelohnt. Das ist auch mein Tipp für andere: Überlegt Euch vorher einen kleinen Content-Plan, denn es ist zeitaufwendig, die Tweets zu gestalten, die über den Tag publiziert werden sollen. Außerdem habe ich mir vorher einen roten Faden überlegt und auch entschieden, welche Themen ich an welchem Tag behandeln möchte. Das hat mir Spaß gemacht und ich habe viel Feedback bekommen. Viele haben meine Tweets geteilt und es kamen auch interessante Fragen. Mein Ziel bei Real Scientists war zu zeigen, wie viel man auch in einem Master-Studium schon forscht.
Sie betreiben auch abseits der sozialen Netzwerke Wissenschaftskommunikation, beispielsweise im Organisationsteam vom Science Festival „Pint of Science“. Was motiviert Sie, dort mitzumachen? Was sind dabei Ihre Aufgaben?
Pint of Science ist einfach ein supercooles Event. Das Festival findet zwar regional statt, aber es gibt international viele Standorte, an denen es gleichzeitig stattfindet. Das Prinzip dabei ist: Man trifft sich in lockerer Atmosphäre bei einem Bier und dazu gibt es unterhaltsame Vorträge von Wissenschaftler*innen, die über ihre Forschung und ihren Alltag berichten.
Dadurch haben Wissenschaftsinteressierte die Möglichkeit, mit Forschenden direkt ins Gespräch zu kommen. Als die Veranstaltung noch live stattgefunden hat, war ich selbst als Zuhörerin vor Ort. Das hat mir so gut gefallen, dass ich bei diesem Festival mitwirken wollte.
Deshalb bin ich jetzt Teil des Heidelberger Teams. In den letzten beiden Jahren wurde das Festival online umgesetzt. 2021 habe ich mitgewirkt und dazu beigetragen, ein interessantes Thema und passende Wissenschaftler*innen zu finden, die bei der Veranstaltung gerne dabei sein möchten. Das war gar nicht so einfach, denn viele reden zwar gerne über ihre Forschung, aber wenn es dann darum geht, auch unterhaltsam zu sein, schrecken viele zurück (lacht). Wir haben dann aber doch super Wissenschaftler*innen gefunden und das Event war ein großer Erfolg. Wir überlegen uns auch immer ein kleines Rahmenprogramm für die Pausen, um nach den Vorträgen den Dialog zwischen dem Publikum und den Wissenschaftler*innen zu fördern, wie beispielsweise ein Bingo-Spiel zum Wissenschaftsalltag oder ich habe eine virtuelle Labor-Tour gedreht.
Wer kommt zu solchen Festivals?
Ganz unterschiedliche Leute. Wir haben am Anfang eine Umfrage gemacht und tatsächlich hatte der Großteil der Besucher*innen keinen wissenschaftlichen Hintergrund. Andere sind selbst in der Forschung tätig, aber keine Expert*innen auf dem Themengebiet des Abends. So kann man sich dann interdisziplinär weiterbilden.
Das ist eine sehr gute Frage, die ich mir auch manchmal stelle (lacht). Ich habe immer einen Abend in der Woche für Wissenschaftskommunikation geblockt. Da nehme ich mir Zeit zu planen, was ich zum Beispiel auf Social Media posten und die nächsten Wochen erreichen möchte. Manchmal reagiere ich natürlich auch direkt, wenn ein Thema aufkommt, zu dem ich gerne einen Post machen möchte. Wichtig ist, dass man keine großen Hemmungen hat, sondern einfach loslegt. Mit der Zeit und durch Routine geht es schneller, Posts zu gestalten und Videos zu schneiden.
Was sind Ihre weiteren Pläne nach der Masterarbeit?
Forschung macht mir nach wie vor großen Spaß, aber ich möchte aber auch weiterhin Luft für meine Wisskomm-Projekte haben. Daher möchte ich als Nächstes entweder eine Promotionsstelle finden, die sich mit Wissenschaftskommunikation vereinbaren lässt oder mich direkt beruflich Richtung Wissenschaftskommunikation orientieren.
* Wissenschaft im Dialog und das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation sind zwei der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.