Auf Twitter beteiligt sich der Pflanzenbiotechnologe Robert Hoffie an Debatten über Grüne Gentechnik – sein Forschungsbereich am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Gatersleben. Heute zählt er diese Kommunikation zu seinen Aufgaben als Wissenschaftler. Warum sein Einstieg eher zögerlich war, erzählt er im Interview.
„Unsere Forschung kann nur mit gesellschaftlicher Akzeptanz je eine Anwendung finden“
Herr Hoffie, wie sind Sie zu Twitter gekommen?
Über meine Schwester. Eigentlich war ich nie besonders Social-Media-affin und hatte nicht mal einen eigenen Facebook-Account. Irgendwann hat sie davon erzählt, dass sie bei Twitter unterwegs ist und das hat dann mein Interesse geweckt. Ich habe am Anfang ganz vorsichtig und zurückhaltend getwittert und erst mal keinen Klarnamen verwendet. Aber dann hat es mir gut gefallen, weil man sehr leicht mit Leuten in Kontakt kommt und sich in Diskussionen einbringen kann.
Weshalb erst mal vorsichtig?
Ich arbeite im Bereich der Grünen Gentechnik und das ist ja durchaus ein Feld heißer Diskussionen. Da ich eigentlich eher skeptisch bin, was Social Media und die Präsentation meiner selbst im Internet angeht, war ich am Anfang eher zurückhaltend. Nach den ersten Erfahrungen und guten Eindrücken habe ich dann entschieden, unter Klarnamen zu agieren. Seitdem kommuniziere ich aktiv als Wissenschaftler, der in diesem Bereich tätig ist, über mein Themenfeld.
Und wie erleben Sie die Debatte jetzt, nachdem Sie den Wechsel vollzogen haben?
Insgesamt sehr positiv. Ich habe schon oft gute Diskussionen auf Twitter geführt, auch Kontroverse. Es gibt nur ein paar wenige Beispiele, in denen Leute ausfallend geworden sind. Insgesamt habe ich bei Twitter auch schon viel gelernt, beispielsweise darüber, welche Aspekte des Themas für andere Leute relevant sind. Es ist spannend zu sehen, welche Prioritäten andere Leute für den Bereich der Grünen Gentechnik setzen oder woher ihre Vorbehalte kommen. Es bereichert auch meine Arbeit, wenn ich zum Beispiel mehr über die Perspektive eines Landwirtes oder einer Umweltschützerin auf die Forschung erfahre.
Wen versuchen Sie zu erreichen?
Zum einen natürlich die allgemeine Öffentlichkeit. Aber bei Twitter sind vor allem Politikerinnen und Politiker sowie Medienschaffende unterwegs, die man über dieses Medium sehr gut direkt erreichen kann. Da stellt eine E-Mail oder ein Brief schon eine größere Hürde dar als eben ein Tweet. Hier kommt man schnell in einen Austausch. Das macht für mich den Reiz aus.
Kriegen Sie denn Feedback aus der Wissenschaft für Ihre Aktivität bei Twitter?
Ja, auf jeden Fall und es ist überwiegend positiv. Ich erzähle regelmäßig in meiner Arbeitsgruppe davon, was ich da so erlebe. Meine Kolleginnen und Kollegen verfolgen die Debatte rund um das Thema ebenfalls und sind deshalb sehr interessiert. Letztendlich ist das ja auch für unsere Arbeit entscheidend. Unsere Forschung kann nur mit gesellschaftlicher Akzeptanz und auch politischer Unterstützung je eine Anwendung finden.
Wie viel Zeit stecken Sie in Ihre Kommunikation?
Ich twittere zwei- bis dreimal am Tag und schaue im Laufe des Tages immer wieder rein. Ich finde es einfach wichtig, mich in diese Diskussionen einzubringen und sehe es auch als unsere Aufgabe als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Wir müssen wissenschaftliche Perspektiven sichtbar machen und in Debatten einbringen. Ich habe den Eindruck, dass das auch ganz gut gelingt. Wenn es gar keine Wirkung hätte, dann wäre es mir die Zeit wohl auch nicht wert.