Foto: cp-pictures, Universität Graz

Uni Graz startet interdisziplinäres Kommunikationskolleg

Im September eröffnet die Universität Graz mit dem Kommunikationskolleg einen Lehrgang, in dem Studierende und Berufstätige gemeinsam lernen. In drei Semestern geht es dort um die Tricks und Kniffe moderner Kommunikation. Kolleg-Leiter Helmut Jungwirth erklärt im Interview das Konzept und welche Rolle Wissenschaftskommunikation darin spielt.

Herr Jungwirth, was kann man in dem neuen Kommunikationskolleg lernen?

Unser Ansatz ist es, möglichst viele verschiedene Blickwinkel auf die Kommunikation zu vermitteln. Das Konzept für das Kolleg habe ich gemeinsam mit der Journalistin Elisabeth Holzer entwickelt und schon wir beide haben sehr unterschiedliche Ansätze, wenn wir Kommunikation betreiben. Deshalb haben wir auch Dozenten aus vielen verschiedenen Kommunikationsbereichen ausgewählt, vor allem um eine große Bandbreite an Zugängen, in Theorie und Praxis, anbieten zu können. Mit dabei sind beispielsweise die Bloggerin Dariadaria, die in Österreich sehr bekannt ist, aber auch Leiter der Medienabteilung des Bundesheeres oder der Polizeidirektion bis hin zum Social Media-Verantwortlichen der ORF-Informationssendung „Zeit im Bild“.

Warum haben Sie sich für so ein breites Konzept und einen breiten Kommunikationsbegriff entschieden?

Wir glauben einfach, dass man Kommunikation als Ganzes verstehen muss, um auch in Teilbereichen wie der Wissenschaftskommunikation erfolgreich sein zu können. Es gibt ja auch, um nur einige andere zu nennen, eine interne und externe Kommunikation, eine Krisenkommunikation, eine Kommunikation im Veranstaltungsmanagement und natürlich eine Kommunikation im Bereich Soziale Medien, alle mit ihren besonderen Gesetzmäßigkeiten und unterschiedlichen Zugängen.

Wie setzen Sie das konkret um?

<b>Helmut Jungwirth</b> ist promovierter Mikrobiologie und Professor für Wissenschaftskommunikation. Er leitet als Geschäftsführer die „<a href="https://sieben.uni-graz.at/de/" target="_blank" rel="noopener">Siebenten Fakultät“, Zentrum für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation</a>“ an der Karl-Franzens-Universität Graz. Außerdem leitet er dort auch die „<a href="URL" target="_blank" rel="noopener">Mitmachlabore Graz</a>“ und ist Ensemblemitglied des Wissenschaftskabaretts „<a href="URL" target="_blank" rel="noopener">Science Busters</a>“. Foto: Lukas Grumet
Helmut Jungwirth ist promovierter Mikrobiologie und Professor für Wissenschaftskommunikation. Er leitet als Geschäftsführer die „Siebente Fakultät“, Zentrum für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation an der Karl-Franzens-Universität Graz. Außerdem leitet er dort auch die „Mitmachlabore Graz“ und ist Ensemblemitglied des Wissenschaftskabaretts „Science Busters“. Foto: Lukas Grumet

Wir beginnen mit grundsätzlichen Bausteinen und Kommunikationsformaten, die ja für verschiedene Inhalte gelten. Zu speziellen Themenfeldern wie der Wissenschaftskommunikation kommen wir dann erst im letzten Semester in Form von Vertiefungsworkshops. Hier haben wir zum Beispiel mit dem Kabarettisten Martin Puntigam einen erfahrenen Dozenten gewonnen, der seit zehn Jahren bei den Science Busters Wissenschaftskabarett macht und die dramaturgische und kommunikative Aufbereitung wissenschaftlicher Themen für unterschiedlichste Zielgruppen perfektioniert hat. Und das wiederum ist auch für Teilnehmer aus anderen Fachbereichen interessant.

An wen richtet sich das Kolleg?

Wir möchten Studierende am Ende des Studiums genauso ansprechen, wie Angestellte oder Führungskräfte von Unternehmen aus verschiedenen Branchen oder Wissenschaftler. Dieses Kommunikationskolleg ist ein eigenständiger berufsbegleitender Universitätskurs, den man als „Zertifizierte/r Kommunikationsmanager/in“ abschließt. Für uns war es also wichtig, sehr viele Zielgruppen anzusprechen, da Kommunikation essentiell für jede Berufsgruppe, aber auch alle auf den Arbeitsmarkt strömenden Studierende ist. Und jeder wird heutzutage auf die Sozialen Medien losgelassen, aber die wenigsten sind dafür auch ausgebildet und geschult. Da bieten wir eine Möglichkeit, sich dafür auch konkret weiterzubilden.

Warum bieten Sie das Kolleg für Studierende und externe Teilnehmende gemeinsam an?

Das Netzwerken in den Workshops ist ein ganz wichtiger Punkt bei diesem Kommunikationskolleg. Zum einen, damit Studierende neben den Inhalten auch Einblicke ins Arbeitsleben in verschiedenen Bereichen mitnehmen und auch Kontakte knüpfen können. Zum anderen profitieren all jene, die bereits im Berufsleben stehen, vom Kontakt mit den jungen Leuten, die sich auf neuen Plattformen viel intuitiver bewegen und Kanäle anders nutzen.

In ihrem Beitrag zur Zukunft der Ausbildung für Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren wünscht sich Annette Leßmöllman mehr Reflexion über Wissenschaft selbst als Teil der Ausbildung. Steht das auch auf Ihrem Lehrplan?

Ja und nein. Ich würde sagen, wir haben hier einen unterschiedlichen Zugang zur Wissenschaftskommunikation. Ich bin sehr dankbar, dass Frau Leßmöllmann den Bereich Wissenschaftskommunikation auf geistes- und sozialwissenschaftlicher Ebene reflektiert, auch wie man den theoretischen Zugang zur Wissenschaftskommunikation verbessern kann. Ich bin Naturwissenschaftler, nähere mich eher von einer praktischen Seite, wie zum Beispiel dem Wissenschaftskabarett, der Entwicklung neuer Formate oder der Institutionalisierung des Bereichs Wissenschaftskommunikation an einer Universität. Und hier versuche ich dann zu vermitteln und zu schulen. Ich glaube, dass die Wissenschaftskommunikation nur erfolgreich sein kann, wenn wir beide Ansätze verfolgen. Wir reflektieren natürlich auch über Kommunikation in unserem Kolleg, aber vermutlich nicht in dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Aspekt, wie es Frau Leßmöllmann fordert. Aber das ist auch nicht unsere Intention.

Wie kann man sich für das Kolleg anmelden?

Da arbeiten wir nach dem Prinzip First come first serve. Es gibt zwanzig Plätze, es sind bereits einige Plätze vergeben und die Nachfrage ist sehr groß.