Die TU9 Allianz führender Technischer Universitäten Deutschlands hat eine neue Expertenrunde Kommunikation gegründet. Künstliche Intelligenz oder ethische Fragen der Ingenieurwissenschaften stehen dabei ganz oben auf der Themenliste. Ein Gespräch mit Sprecher Hans-Herwig Geyer über Ziele und Synergien.
TU9-Allianz – „Neuer Think-Tank für die Kommunikation“
Herr Geyer, die TU9-Allianz hat gerade eine neue Expertenrunde Kommunikation gegründet. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Wir wollen die gemeinsamen kommunikativen Interessen und Aktivitäten der TU9-Universitäten effizienter bündeln und so weitere Synergien schaffen. Dazu gehört zum Beispiel die Beratung des Präsidiums, des Hauptstadtbüros und der verschiedenen Gremien der TU9-Allianz, aber auch eine stärkere Kooperation unserer Kommunikationsabteilungen. Vertreten werden die einzelnen Universitäten dabei durch die Kommunikations- und Marketingverantwortlichen – je nach Governance-Struktur. In dieser Form arbeiten wir schon seit einigen Jahren auf bisher informeller Ebene zusammen und jetzt haben wir die neue Expertengruppe als ein offizielles Gremium etabliert. Wir stehen zwar als TU9-Universitäten auch im Wettbewerb untereinander, aber wir haben auch viele gemeinsame Themen, die wir verstärkt auch gemeinsam kommunizieren wollen.
Wie gehen Sie das konkret an?
Zunächst haben wir einen Bedarf gesehen, die TU9-Allianz nach außen hin besser darzustellen, weshalb wir nun prioritär den Webauftritt neu gestalten. Außerdem können wir uns sehr gut vorstellen, zu Forschungsergebnissen, aber auch zu ganz grundsätzlichen Fragen der Forschung und der Lehre gemeinsam Stellung zu beziehen. Eine Möglichkeit dafür sind Eckpunktepapiere oder Handlungsempfehlungen zu gesellschaftlich relevanten Themen. Die Technischen Universitäten haben viele inhaltliche Schnittmengen und in vielen Verbünden wird hochschulübergreifend geforscht.
In welchen Themenfeldern sehen Sie besonderen Kommunikationsbedarf?
Das sind zum einen Themen, die die Universitäten selbst betreffen, wie die Rahmenbedingungen von Forschung und Lehre oder der internationale Wettbewerb der Hochschulen. Diese Entwicklungen wollen wir als Zukunftsfragen setzen. Ein weiteres großes Thema für uns ist aber auch die ethische Dimension von Forschung – vor allem in den Ingenieurwissenschaften. Ein signifikantes Beispiel ist da der Bereich der Künstlichen Intelligenz: Hier sehen wir sehr deutlich, dass wir in einer entscheidenden technischen Entwicklungsfrage des 21. Jahrhunderts stecken, deren gesellschaftliche Implikationen wir als Universitäten nicht ausklammern dürfen. Es gibt Diskussionsbedarf und es lassen sich auch gewisse Sorgen beobachten. Das wollen wir proaktiv in unserer Kommunikationsarbeit mit aufnehmen.
Welchen Stellenwert hat dabei der Dialog mit der Gesellschaft?
Das ist ganz klar eine große Aufgabe und diese bestand für die Technischen Universitäten von Beginn an. Schon seit der Gründungsphase der Technischen Universitäten – dem Zeitalter der Industrialisierung – prägen sie den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt entscheidend mit. Wir verfügen heute über ein Gesamtbudget von über 6 Milliarden Euro, haben mehr als 20 Exzellenzcluster, bekommen zudem beträchtliche DFG-Mittel und können so auch viele exzellente Forschende an uns binden. Dadurch sind die TU9-Universitäten stark in die technischen Entwicklungen involviert, und das hat eben auch eine sehr große gesellschaftliche Dimension. Wir müssen bei unserer Arbeit immer wieder fragen, welche Herausforderungen an die Wissenschaft gestellt werden und welche Antworten wir der Gesellschaft geben können.
Wie sind die Forschenden in diese Kommunikation eingebunden?
Die sind natürlich immer mit dabei, wenn es um die Kommunikation ihrer Forschung geht, und wir wollen sie auch weiterhin stark einbinden. Es werden jährlich über 5.000 Promotionen an den TU9-Universitäten veröffentlicht. Das ist ein großes Potenzial für Themen – sowohl für die Gesellschaft als auch den Wissenschaftsbetrieb. In welcher Form das kommuniziert werden kann, wird auch ein Thema der Expertenrunde sein. Es gibt an den einzelnen Universitäten sehr viel Erfahrung mit ganz unterschiedlichen Formaten. Die wollen wir erst einmal zusammentragen und uns dann überlegen, wie wir sie als TU9-Allianz nutzen können. Da sehen wir uns durchaus als neuer Think-Tank für die Kommunikation.
Was bedeutet das für die Kommunikationsarbeit der TU9-Universitäten und der Allianz selbst?
Dass wir uns immer wieder fragen und ausloten müssen, wo wir gemeinsame Interessen haben und Positionen vertreten und in dieser Hinsicht auch stets als einzelne Universitäten mit kommunizieren, dass wir Teil einer starken Allianz sind. Hier wollen wir Standards festlegen, um zu verdeutlichen, dass wir an einem Strang ziehen.