Wie sollten Universitäten über Firmenkooperationen informieren? Und wann ist der richtige Zeitpunkt? Ein Gespräch mit Patrick Honecker, Sprecher der Universität Köln, über den Spagat zwischen Transparenz, geschützten Arbeitsräumen und Unabhängigkeit der Forschung.
„Transparenz kennt auch Grenzen“
Herr Honecker, kürzlich hat die Redaktion von „Zeit Chancen“ alle Universitäten zu ihren Industriekooperationen befragt. Einige sollen sich zugeknöpft gezeigt haben. Wie haben Sie reagiert?
Wir mussten intern einige Fragen klären, aber wir haben die Zahlen geliefert. Die Universität Köln hat 2016 zum Beispiel 208 Millionen Euro Drittmittel eingeworben – das ist etwa ein Drittel des Etats. Davon kamen 58 Millionen Euro von der Industrie, der große Rest von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der öffentlichen Hand und von Stiftungen. Die Zahlen teilen wir auch nach Geldgeber und Fakultät auf.
Was mussten Sie intern klären?
Seit einem Jahr haben wir ein strategisches Controlling, das diese Zahlen vorhält. Aber wir prüfen vor der Veröffentlichung, ob eventuell Geschäftsgeheimnisse unserer Industriepartner berührt sind. Das ist bei uns typischerweise nicht der Fall.
Und wenn doch?
Es geht letztlich um die Frage, ob Forscher so lange an einem Projekt arbeiten können, bis sie die Ergebnisse für veröffentlichungsreif halten. Oder ob der Prozess schon transparent sein muss. Hier haben Gerichte in der Vergangenheit die
Forschungsfreiheit höher gewertet als das Gebot der Transparenz. An den Universitäten muss man den Spagat machen zwischen der Freiheit der Forschung und dem Sicherstellen, dass die Geldgeber keinen Einfluss nehmen.
Wenn alles transparent wäre, müsste man den Spagat nicht machen.
Aber man löst nicht alle Probleme durch ein übergeordnetes Transparenzgebot. Es muss in der Wissenschaft – wie auch in der Politik und Wirtschaft – geschützte Räume geben, in denen man arbeiten kann. Geschützt vor politischem Einfluss, vor den Geldgebern und vor Interessengruppen jeder Art. Wir legen offen, mit wem wir kooperieren und nennen Thema und Umfang. Aber die Transparenz kennt auch Grenzen.
Wie sieht Ihre Kommunikationsstrategie zu diesem Thema aus?
Das Wichtigste ist das Erläutern. Wir müssen gegen die Grundskepsis angehen und erklären, warum wir nicht alles offenlegen. Und weil das Thema so wichtig ist, haben wir innerhalb der Universität die Diskussion darüber verstärkt – etwa in Ethikkommissionen und Senatsausschüssen.
Im jüngsten Wissenschaftsbarometer haben 76 Prozent der Befragten gesagt, dass die starke Abhängigkeit von Geldgebern ein Grund sei, den Wissenschaftlern zu misstrauen. Wie gehen Sie mit dieser Skepsis um?
Tun die Universitäten schon genug?
Es ist noch eine Menge zu tun. Aber mit einer besseren Kommunikation kann man Vertrauen gewinnen.
Sehen Sie einen Trend im öffentlichen Interesse?
Ich bekomme gelegentlich Medienanfragen zu diesem Thema – aber nicht viele, und sie werden auch nicht häufiger.