Grafik: StudSciCom

StudSciCom – Eine Grassroots-Kommunikationsfortbildung

Mit ihrer Initiative Student Science Communication wollen Famke Bäuerle und Leonhard Dreyer sich selbst und andere Studierende in Wissenschaftskommunikation fortbilden. Warum Unis da noch mehr Angebote machen könnten und was sie jetzt selbst auf die Beine stellen wollen, erklären die beiden im Interview.

Famke Bäuerle, Leonhard Dreyer, was machen Sie genau bei der Initiative Student Science Communication (StudSciCom)?

Famke Bäuerle studiert Bioinformatics & Nano-Science im Master an der Universität Tübingen. Famke engagiert sich bei Faktor 14, einemStudierendenmagazin für Wissenschaft und Forschung, und hofft auf mehr Austausch unter Wissenschaftler*innen. Foto: privat

Bäuerle: Gestartet sind wir im Mai mit einem Wochenendseminar zum Thema Wissenschaftskommunikation, das Leonhard und ich organisiert haben. Da haben wir zusammen mit anderen Studierenden über verschiedene Themen von den Grundlagen über Zielgruppen, Social Media bis zu Qualität in der Wissenschaftskommunikation gesprochen und viel dazugelernt. Das war für uns zum einen inhaltlich spannend. Zum anderen haben wir das Seminar aber auch als Kick-off-Event genutzt, um für unsere Initiative an sich zu werben und unter den Teilnehmer*innen neue Mitstreiter*innen zu gewinnen. Denn die brauchen wir, um die Initiative größer aufzuziehen.

Und hat das funktioniert?

Bäuerle: Ja, sogar ganz gut. Wir haben einige neue Teammitglieder gewinnen können. Mit denen hatten wir auch schon ein erstes Meeting, bei dem wir überlegt haben, wie man solche Seminare zum Thema Wissenschaftskommunikation für Studierende regelmäßig anbieten kann. Denn das ist unser Ziel.

Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen?

Leonhard Dreyer studiert Humanmedizin an der Universität Heidelberg. Er wünscht sich mehr Diskurs zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaftsgemeinde. Foto: privat

Dreyer: Famke und ich haben vor zwei Jahren bei „International Genetically Engineered Machine“ (iGEM) mitgemacht, einem Studierendenwettbewerb im Themenbereich synthetische Biologie. Famke studiert ja Bioinformatics und ich Medizin. Bei der Abschlusskonferenz in Boston haben wir uns kennengelernt und sind ziemlich schnell auf Wissenschaftskommunikation und Public Outreach zu sprechen gekommen.

Bäuerle: Für den Wettbewerb spielen diese Themen eine große Rolle. Wir sind aber in dem Rahmen zum ersten Mal in Kontakt damit gekommen. Da dachten wir: Es kann einfach nicht sein, dass wir im Studium überhaupt nichts mit Wissenschaftskommunikation zu tun haben. Das ist doch ein wichtiger Teil von Wissenschaft, taucht aber in den meisten Curricula überhaupt nicht auf.

Warum finden Sie es wichtig, dass Wissenschaftskommunikation schon im Studium ein Thema wird?

„Auf die Forschungsarbeit wird man an den Hochschulen vorbereitet, auf die Kommunikation dazu nicht.“ Famke Bäuerle
Bäuerle: Forschungsarbeit kommt ohne Kommunikation einfach nicht aus. Man muss immer wieder Leuten erklären, was man tut, wie man forscht und wo das hinführt. Da ist es immer gut, die Grundregeln der Wissenschaftskommunikation zu beherrschen – sei es um Gelder zu bekommen oder weil zu einem Projekt Public Outreach einfach dazugehört. Auf die Forschungsarbeit wird man an den Hochschulen vorbereitet, auf die Kommunikation dazu nicht.

Wie haben Sie dann angefangen?

Dreyer: Ich glaube, ganz am Anfang war noch gar nicht so klar, ob wir ein Seminar planen oder vielleicht selbst ein Format für Wissenschaftskommunikation umsetzen wollen. Wir haben viel diskutiert und auch recherchiert und gemerkt, dass es für Studierende kaum Fortbildungsangebote in dem Bereich gibt. Wir wollten aber überhaupt erstmal lernen, wie man so etwas angeht. Die meisten Fortbildungen richten sich an Forschende, die schon mitten im Berufsleben stecken und an den Hochschulen gibt es nur vereinzelte Kurse, die auch nicht so richtig passten.

Und dann haben Sie sich einfach selbst eine Fortbildung organisiert?

Bäuerle: Kann man so sagen. Wir konnten verschiedene Dozent*innen dafür gewinnen, zum Beispiel Matthias Fejes, der an der Universität Chemnitz Wissenschaftskommunikation macht, und drei Leute aus dem Team von Wissenschaft im Dialog* in Berlin. Die haben wir einfach angesprochen und auch direkt von allen eine Zusage bekommen. Es hat uns sehr gefreut, dass wir da gleich so viel Support bekommen haben. Außerdem hatten wir noch eine Gesprächsrunde mit den Machern von CoLab, einem Communitylabor aus Kassel.

Gab es inhaltliche Aha-Momente?

Bäuerle: Ich habe vor allem mitgenommen, dass man sich sehr genau überlegen sollte, welche Plattform man nutzt, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen. So im Detail hatte ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Dazu hatten wir einen spannenden Input von Stina Börchers, die uns von ihrer eigenen Social-Media-Arbeit berichtet hat.

Dreyer: Ich fand es besonders spannend zu sehen, wie gute Crossmedia-Arbeit funktioniert. Also wie man über verschiedene Kanäle und Formate hinweg ein Thema beleuchten kann und dabei auch unterschiedliche Schwerpunkte setzt und verschiedene visuelle Umsetzungen dafür finden kann.

Wie geht es jetzt weiter bei StudSciComm?

„Vor allem wünschen wir uns Studierende oder andere Interessierte, die uns bei der Organisation und Vernetzung unterstützen. Wenn du also Interesse hast, schreib uns einfach.“ Leonhard Dreyer
Bäuerle: Wir wollen zunächst einmal das neue Team zusammenbringen und mit den anderen gemeinsam überlegen, wie man das Projekt weiterführen kann. Bisher läuft das alles online und wir sind über verschiedene Unistädte verstreut. Außerdem wollen wir einen weiteren Workshop organisieren. Mittelfristig wollen wir aber auch ein Netzwerk aufbauen, mit dem wir dann später vor Ort Workshops anbieten können. Bisher hat es uns natürlich in die Hände gespielt, dass wir das Seminar online angeboten haben. So sind erstmal keine Reisekosten entstanden und es war recht wenig Aufwand für alle Beteiligten. Trotzdem wäre es langfristig schön, wenn man sich bei einem Workshop auch physisch treffen und austauschen könnte. Es gibt an vielen Hochschulen schon Studierendeninitiativen wie Campuszeitungen oder -radios, die im Bereich Kommunikation aktiv sind. Die möchten wir dafür gewinnen.

Welche Unterstützung braucht es konkret?

Dreyer: Vor allem wünschen wir uns Studierende oder andere Interessierte, die uns bei der Organisation und Vernetzung unterstützen. Wenn du also Interesse hast, schreib uns einfach. Alle Infos gibt es auf der Website.

Bäuerle: Die Community der Wissenschaftskommunikation war außerdem bisher schon sehr kooperativ und hat uns sehr weitergeholfen – mit Kontakten und auch eben als Dozent*innen im ersten Workshop. Da hoffen wir, dass das so bleibt und wir auch weiterhin tolle Trainer*innen gewinnen können.

Dreyer: Darüber hinaus freuen wir uns natürlich auch über finanzielle Unterstützung. Um die beantragen zu können, gründen wir gerade einen Verein. Vor allem, wenn die Workshops irgendwann vor Ort stattfinden sollen, brauchen wir ein Budget für Reisekosten, Seminarräume und vielleicht auch für Übernachtungen für die Dozent*innen. Denn selbst wenn wir sie davon überzeugen können, ihre Vorträge ehrenamtlich zu halten, wollen sie ja zumindest ihre Reisekosten nicht selbst zahlen.

Bäuerle: Ein großes Ziel ist außerdem, die Workshops auch für die Studierenden möglichst niedrigschwellig anbieten zu können, also auch, was die Kosten angeht. 150 Euro sind für ein Wochenendseminar wenig, für viele Studierende aber trotzdem kaum machbar. Idealerweise bleiben die Angebote, die wir machen, darum kostenfrei. Aber dafür brauchen wir ein entsprechendes Funding und wollen bald auf die Suche nach Partnern gehen.

*Wissenschaft im Dialog ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.