Mit ihrer Initiative Student Science Communication wollen Famke Bäuerle und Leonhard Dreyer sich selbst und andere Studierende in Wissenschaftskommunikation fortbilden. Warum Unis da noch mehr Angebote machen könnten und was sie jetzt selbst auf die Beine stellen wollen, erklären die beiden im Interview.
StudSciCom – Eine Grassroots-Kommunikationsfortbildung
Famke Bäuerle, Leonhard Dreyer, was machen Sie genau bei der Initiative Student Science Communication (StudSciCom)?
Bäuerle: Gestartet sind wir im Mai mit einem Wochenendseminar zum Thema Wissenschaftskommunikation, das Leonhard und ich organisiert haben. Da haben wir zusammen mit anderen Studierenden über verschiedene Themen von den Grundlagen über Zielgruppen, Social Media bis zu Qualität in der Wissenschaftskommunikation gesprochen und viel dazugelernt. Das war für uns zum einen inhaltlich spannend. Zum anderen haben wir das Seminar aber auch als Kick-off-Event genutzt, um für unsere Initiative an sich zu werben und unter den Teilnehmer*innen neue Mitstreiter*innen zu gewinnen. Denn die brauchen wir, um die Initiative größer aufzuziehen.
Und hat das funktioniert?
Bäuerle: Ja, sogar ganz gut. Wir haben einige neue Teammitglieder gewinnen können. Mit denen hatten wir auch schon ein erstes Meeting, bei dem wir überlegt haben, wie man solche Seminare zum Thema Wissenschaftskommunikation für Studierende regelmäßig anbieten kann. Denn das ist unser Ziel.
Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen?
Dreyer: Famke und ich haben vor zwei Jahren bei „International Genetically Engineered Machine“ (iGEM) mitgemacht, einem Studierendenwettbewerb im Themenbereich synthetische Biologie. Famke studiert ja Bioinformatics und ich Medizin. Bei der Abschlusskonferenz in Boston haben wir uns kennengelernt und sind ziemlich schnell auf Wissenschaftskommunikation und Public Outreach zu sprechen gekommen.
Bäuerle: Für den Wettbewerb spielen diese Themen eine große Rolle. Wir sind aber in dem Rahmen zum ersten Mal in Kontakt damit gekommen. Da dachten wir: Es kann einfach nicht sein, dass wir im Studium überhaupt nichts mit Wissenschaftskommunikation zu tun haben. Das ist doch ein wichtiger Teil von Wissenschaft, taucht aber in den meisten Curricula überhaupt nicht auf.
Warum finden Sie es wichtig, dass Wissenschaftskommunikation schon im Studium ein Thema wird?
Wie haben Sie dann angefangen?
Dreyer: Ich glaube, ganz am Anfang war noch gar nicht so klar, ob wir ein Seminar planen oder vielleicht selbst ein Format für Wissenschaftskommunikation umsetzen wollen. Wir haben viel diskutiert und auch recherchiert und gemerkt, dass es für Studierende kaum Fortbildungsangebote in dem Bereich gibt. Wir wollten aber überhaupt erstmal lernen, wie man so etwas angeht. Die meisten Fortbildungen richten sich an Forschende, die schon mitten im Berufsleben stecken und an den Hochschulen gibt es nur vereinzelte Kurse, die auch nicht so richtig passten.
Und dann haben Sie sich einfach selbst eine Fortbildung organisiert?
Bäuerle: Kann man so sagen. Wir konnten verschiedene Dozent*innen dafür gewinnen, zum Beispiel Matthias Fejes, der an der Universität Chemnitz Wissenschaftskommunikation macht, und drei Leute aus dem Team von Wissenschaft im Dialog* in Berlin. Die haben wir einfach angesprochen und auch direkt von allen eine Zusage bekommen. Es hat uns sehr gefreut, dass wir da gleich so viel Support bekommen haben. Außerdem hatten wir noch eine Gesprächsrunde mit den Machern von CoLab, einem Communitylabor aus Kassel.
Gab es inhaltliche Aha-Momente?
Bäuerle: Ich habe vor allem mitgenommen, dass man sich sehr genau überlegen sollte, welche Plattform man nutzt, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen. So im Detail hatte ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Dazu hatten wir einen spannenden Input von Stina Börchers, die uns von ihrer eigenen Social-Media-Arbeit berichtet hat.
Dreyer: Ich fand es besonders spannend zu sehen, wie gute Crossmedia-Arbeit funktioniert. Also wie man über verschiedene Kanäle und Formate hinweg ein Thema beleuchten kann und dabei auch unterschiedliche Schwerpunkte setzt und verschiedene visuelle Umsetzungen dafür finden kann.
Wie geht es jetzt weiter bei StudSciComm?
Welche Unterstützung braucht es konkret?
Dreyer: Vor allem wünschen wir uns Studierende oder andere Interessierte, die uns bei der Organisation und Vernetzung unterstützen. Wenn du also Interesse hast, schreib uns einfach. Alle Infos gibt es auf der Website.
Bäuerle: Die Community der Wissenschaftskommunikation war außerdem bisher schon sehr kooperativ und hat uns sehr weitergeholfen – mit Kontakten und auch eben als Dozent*innen im ersten Workshop. Da hoffen wir, dass das so bleibt und wir auch weiterhin tolle Trainer*innen gewinnen können.
Bäuerle: Ein großes Ziel ist außerdem, die Workshops auch für die Studierenden möglichst niedrigschwellig anbieten zu können, also auch, was die Kosten angeht. 150 Euro sind für ein Wochenendseminar wenig, für viele Studierende aber trotzdem kaum machbar. Idealerweise bleiben die Angebote, die wir machen, darum kostenfrei. Aber dafür brauchen wir ein entsprechendes Funding und wollen bald auf die Suche nach Partnern gehen.
*Wissenschaft im Dialog ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.