Illustration: Annika Wormer

„So wollte ich auf einen Blick die Vielfalt der Wege in die Wisskomm veranschaulichen“

Wer betreibt eigentlich Wissenschaftskommunikation und welche Wege führen dorthin? Annika Wormer hat ihr Projekt im Freien Sozialen Jahr Kultur genutzt, um dieser Frage nachzugehen und die Wege in die Wissenschaftskommunikation nachzuzeichnen. Hier erzählt sie, wie ihr Projekt entstanden ist und was sie für ihr Leben mitnehmen kann.

(M)ein Weg in die Wissenschaftskommunikation

Dass mich ein Freies Soziales Jahr (FSJ) zur Wissenschaftskommunikation bringen würde, hatte ich nach dem Abitur selber noch nicht geahnt. Mein Weg dorthin begann mit dem Wunsch meinen Horizont zu erweitern und mich aus meiner Komfortzone zu wagen. So wollte ich in eine neue Stadt ziehen und ein Freies Soziales Jahr absolvieren. Über die Website des FSJ-Kultur-Programms des Landes Baden-Württemberg suchte ich nach Angeboten in Karlsruhe, das nicht allzu fern von meiner Heimatstadt Mannheim liegt, aber immerhin ein Ortswechsel wäre. Da meine Interessen vor allem im Bereich Design liegen, habe ich spezifisch nach entsprechenden Angeboten gesucht und die FSJ-Ausschreibung des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation (NaWik) entdeckt.

Auch wenn mir das damals gar nicht bewusst war, was alles überhaupt zur Wissenschaftskommunikation zählt, so erkenne ich rückblickend, wie viele Berührungspunkte es schon vorher gab. Beispielsweise durch Wissenssendungen für Kinder wie „Die Sendung mit der Maus“, YouTube-Videos von MaiLab oder auch durch den Unterricht einiger meiner Lieblingsfächer wie Chemie und Biologie. Ich habe früh angefangen, meine Unterrichtsnotizen visuell zu gestalten und schließlich meine Zeichnungen auf meinem Instagram-Account (@study.chrissi) veröffentlicht. Das waren Beiträge zu Themen wie Neurobiologie, dem Auge oder Naturstoffen aus der Chemie. Ich habe also damals schon unbewusst Wissenschaftskommunikation betrieben. Aber mit meinem FSJ am NaWik habe ich im vergangenen Jahr noch viel Neues dazugelernt und sehe heute die Vielfalt der Formen und Perspektiven der Wissenschaftskommunikation.

Von der Idee zum Wisskomm-Projekt

In Baden-Württemberg ist im Rahmen des FSJ-Kultur ein eigenverantwortlich umgesetztes Projekt Pflicht. Das kann alles sein – ein Podcast, ein Flyer, eine eigene Ausstellung im Museum oder wie bei meiner FSJ-Vorgängerin am NaWik, Canan Edemir, ein Heft über Orte der Wissenschaftskommunikation in zwei Städten im Vergleich. Für mich war von Anfang an klar, dass ich meine Leidenschaft für Design einbringen möchte. Durch meine Mitarbeit im Redaktionsteam der Plattform Wissenschaftskommunikation.de sind mir die Profile von Aktiven in der Wisskomm aufgefallen. So entstand die Idee, deren und weitere Wege in die Wissenschaftskommunikation zu illustrieren. Zu Beginn war ich etwas von der Vielfalt überwältigt, sodass ich kaum wusste, wo ich anfangen soll. Dank der Unterstützung von Beatrice Lugger, Geschäftsführerin des NaWik, und Chris Spatschek, Kommunikationsdesigner am NaWik, habe ich schließlich eine Methode gefunden, alles zu ordnen.

Bei meiner Recherche für mein FSJ-Projekt habe ich viele tolle und inspirierende Geschichten von Personen gelesen, die von ihrem Weg in die Wissenschaftskommunikation berichten. Diese Geschichten habe ich als Grundlage für die Personen meines Schaubild genommen. So waren zum Beispiel Veronika Mischitz und Lorna Schütte die Inspiration für „die Illustratorin“ oder hinter „die Wissenschaftlerin“ steckt beispielsweise Stina Börchers.

Schnell habe ich gemerkt, dass es nicht den EINEN Weg gibt. Bei vielen Personen war der Einstieg in die Wissenschaftskommunikation eher ungeplant. Sie sind – wie ich auch – „irgendwie reingerutscht“. Andere haben einen genauen Plan verfolgt und beispielsweise gezielt Wissenschaftskommunikation studiert. Letztlich entscheidend ist es aber, mit der Kommunikation dann irgendwann auch zu beginnen. „Einfach machen“ ist ein Tipp, den ich bei meiner Recherche oft gelesen habe. Diesen Tipp hab ich mir bei meinem FSJ-Projekt auch zu Herzen genommen und schließlich einfach losgelegt.

Die visuelle Kommunikation hat sich für mein Projekt gelohnt 

Für mich war es die richtige Entscheidung, mich auf die Erstellung eines Schaubilds festzulegen. Schon allein, weil ich selbst lieber ein schön illustriertes Schaubild anschaue, bei dem man auf „Entdeckungsreise“ gehen kann, als einen langen Text zu lesen.

Die illustrierten „Wege in die Wissenschaftskommunikation“ sind das Produkt des FSJ-Projekts von Annika Wormer. Hier ist außen und in rot dargestellt, wie Menschen in ganz unterschiedlichen Ausgangssituationen starten. Ihr Weg kann zum Beispiel mit einem Naturwissenschaftlichen oder Journalistischen Studium beginnen und sich über ein Praktikum oder einen Wisskomm-Workshop als erster Kontakt zur Welt der Wissenschaftskommunikation verändern. Diese Entwicklungsstufen sind als gelbe Wege visualisiert und führen ins Zentrum der Abbildung. Dort treffen sich die vielfältigen Rollen, die in der Wissenschaftskommunikation eingenommen werden können und die in türkis dargestellt sind. Illustration: Annika Wormer

Für mein Thema habe ich mir zuerst ein bestimmtes Schema überlegt, um Orientierung zu schaffen. Dafür habe ich auf der visuellen Ebene mit dem Farbschema, den Figuren und dem Layout sehr viel ausprobiert und immer wieder verändert. In der finalen Version sind jetzt beispielsweise die unterschiedlichen „Startpunkte“ der Personen außen im Schaubild rot dargestellt und führen über diverse Stationen nach innen, ins Zentrum der Wissenschaftskommunikation. So wollte ich auf einen Blick die Vielfalt der Wege in die Wissenschaftskommunikation veranschaulichen. Dass man jetzt am Ende sieht, wie sich alles fügt und wie es sich über die Zeit entwickelt hat, ist ein tolles Gefühl.

Das nehme ich aus diesem Projekt „fürs Leben“ mit

Ich stehe gerade am Anfang meiner beruflichen Laufbahn und mache mir natürlich viele Gedanken darüber, was ich später mal machen möchte. Durch dieses FSJ-Projekt habe ich einen guten Einblick in die Karrierewege anderer Personen bekommen. Außerdem habe ich gemerkt, dass wirklich die meisten Leute keinen geraden Weg gegangen sind, bis sie dort angekommen sind, wo sie zufrieden sind. Das finde ich persönlich sehr beruhigend, da ich nun weiß, dass man seine aktuellen Pläne auch wieder über Bord werfen kann. Hier kommt es auch nicht auf das Alter an. Es ist nie zu spät, etwas Neues zu wagen.

Die Erfahrungen der verschiedenen Personen haben mir auch gezeigt, dass man einfach mal was ausprobieren muss und dann erst schaut, wie es weiter geht und man nicht gleich alles Hundert Prozent geplant haben muss. Wie man so schön sagt: „Probieren geht über Studieren“.

PDF zum Download finden Sie auf der NaWik-Website.


Annika Wormer absolvierte von September 2020 bis August 2021 ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ Kultur) am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation. Sie erstellte ihr eigenes FSJ-Projekt „Wege in die Wisskomm“ und kam auch bei Wissenschaftskommunikation.de als Autorin zum Einsatz.

 

 

 

*Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.