Wir werden oft gefragt: Wie kann man beruflich in die Wissenschaftskommunikation einsteigen? Die kurze Antwort: Es gibt viele Wege. Welche das sind und wie es gelingen kann, haben wir für euch zusammengefasst.
So gelingt der Einstieg in die Wisskomm
Das Berufsfeld der Wissenschaftskommunikation ist breit gefächert und bietet viele Möglichkeiten. Ob man sich für eine aktive Rolle in der Vermittlung von Wissenschaft entscheidet oder im Hintergrund an der Kommunikation mitwirkt – die Karrierewege sind vielfältig.
Studienangebote
Für diejenigen, die gerade ihr Abitur abgeschlossen haben, gibt es die Möglichkeit, direkt mit einem Studium wie Wissenschaftsjournalismus oder Wissenschaft-Medien-Kommunikation* zu beginnen. Eine Übersicht zu Studienangeboten für ein Erst-, Zweit- oder Aufbaustudium findet ihr hier: Wege in die Wissenschaftskommunikation – Studienangebote.
Doch viele entscheiden sich erst später im Laufe ihrer Karriere, in die Wissenschaftskommunikation oder den Wissenschaftsjournalismus zu wechseln. Die Lebensläufe in diesem Bereich sind äußerst vielfältig. Auch die Redakteur*innen bei Wissenschaftskommunikation.de sind übrigens allesamt Quereinsteiger*innen.
„Wenn ich sage, dass mein Weg ungewöhnlich war, dann ist das wohl alles andere als ungewöhnlich – in einer Branche, in der es den „gewöhnlichen Weg“ wohl gar nicht gibt.“ – Florian Aigner
Orientierungsfragen helfen weiter
„Es gibt nicht den einen Weg“, sagt Anne Weißschädel, ehemalige Redakteurin unseres Portals. Sie betont, dass es vor allem darauf ankommt, welche Fähigkeiten, Interessen und Werte man mitbringt, um in der Wissenschaftskommunikation arbeiten zu können. Sie hat acht Fragen zusammengestellt, die euch helfen können, den passenden Job zu finden. Wichtige Überlegungen sind: Was treibt euch an? Wo liegen eure Stärken? Möchtet ihr selbst als Wissenschaftler*in aktiv sein und komplexe Themen verständlich erklären? Oder feilt ihr lieber an Texten?
Welche Berufe gibt es?
Universitäten und Forschungseinrichtungen bieten oft Karriereberatungen an, die einen ersten Überblick über mögliche Berufsfelder geben und bei Bewerbungen unterstützen. Auch Career Days an Forschungsinstituten bieten eine hervorragende Gelegenheit, sich über Karriereoptionen zu informieren und wertvolle Kontakte zu knüpfen. So auch für Laura Gädke (ehemals Zimmermann), als sie bei einem DKFZ Career Day erfuhr, welche Jobchancen Wissenschaftler*innen bei Verlagen, im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit haben, hatte sie das Gefühl, „endlich zu wissen, wohin meine Reise gehen soll.“
Mögliche Berufsfelder und wie man die nötigen Qualifikationen dafür erreicht, hat Annika Wormer, Absolventin eines Freiwilligen Sozialen Jahres am NaWik*, in dieser Grafik illustriert:
Praktikum & Co.
Was auffällt: Viele steigen nach dem Studium über Praktika oder Volontariate in die Wissenschaftskommunikation ein. Diese bieten die Möglichkeit, wertvolle Arbeitserfahrungen zu sammeln und erste Arbeitsproben zu erstellen, die für Bewerbungen in journalistischen oder gestalterischen Berufen besonders wichtig sind. Allerdings sollte man den finanziellen Aspekt nicht außer Acht lassen: Praktika und Volontariate werden meist nur mit Mindestlohn vergütet, und nur wenn man nicht mehr als Student*in eingeschrieben ist.
In teuren Städten oder mit Familie kann es schwierig werden. Eine Alternative könnte ein anschließendes oder berufsbegleitendes Studium sein, wie etwa ein Journalismus-Studium an einer Fernuniversität oder der berufsbegleitende Studiengang „Wissenschaftsmarketing“ an der TU Berlin*. Die Kosten für ein solches Studium lassen sich oft teilweise von der Steuer absetzen. Ist das Studium auch für die aktuelle Tätigkeit relevant, kann es sich lohnen, beim Arbeitgebenden nachzufragen, ob es als Weiterbildungsmaßnahme gefördert werden kann.
„Parallel studierte ich online ‚Wissenschaftsmarketing und -kommunikation‘ an der Technischen Universität Berlin. Dieses Studium eröffnete mir eine völlig neue Sicht auf die Dinge.“ – Susann Beetz
Praktische Erfahrungen sammeln
Praktische Erfahrungen sind sehr wertvoll. Einige sammeln diese bereits während des Studiums oder der Promotion, zum Beispiel durch Formate wie Science Slam, FameLab, Real Scientists oder einen eigenen Podcast. Neben der Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern, lassen sich dabei auch gut Kontakte knüpfen.
Wer sich weniger im Rampenlicht sieht, für den könnten auch Blogs ein guter Einstieg sein. Wissenschaftsjournalistin Sibylle Anderl etwa hat das Bloggen geholfen, „ein erstes Gefühl dafür bekommen, welche Texte und Themen bei den Leser*innen wie ankommen.“ Auch Physiker und Kommunikator Florian Aigner schätzt die Erfahrungen, die er durch das Bloggen erhalten hat, „ich durfte ungestört meine ersten journalistischen Gehversuche wagen, Fehler machen und die Ergebnisse von anderen Leuten grausam zerpflücken lassen – eine Erfahrung, die unglaublich lehrreich war.“
Michael Büker findet zudem, „ein gründlich recherchierter, gut gereifter Blogpost in der Hinterhand kann viel mehr wert sein als eine hastig aus den Fingern gesaugte Arbeitsprobe.“ In seinem Gastbeitrag beschreibt er ausführlich seinen Weg vom Physiker zum selbstständigen Wissenschaftsjournalisten und gibt viele Tipps für den Einstieg. So könnte es auch hilfreich sein, sich bereits während des Studiums bei der Pressestelle des eigenen Forschungsinstituts für eine Mitarbeit anzubieten. „Pressestellen sind oft dankbar für schreibwillige Forschende und bieten vielfältige Ansätze für einen Einstieg in die Kommunikation.“
Auch Preise und Wettbewerbe, wie Fast Forward Science, der Klartext Preis oder der Communicator-Preis, bieten eine Plattform, um sich in der Wissenschaftskommunikation auszuprobieren – und locken zudem mit attraktiven Preisgeldern. Steht die Berufswahl in der Wissenschaftskommunikation fest, stellt sich vor allem für Kreative die Frage: Festanstellung oder Selbstständigkeit?
„Selbstständig sein bedeutet, seinen eigenen Beruf zu erfinden, mit allen Unsicherheiten, die dazu gehören.“ – Franca Parianen
Fest oder frei?
Einige entscheiden sich für die Selbstständigkeit, wie Thomas Splettstößer, der nach seiner Promotion als wissenschaftlicher Illustrator tätig wurde. „Das war erst mal ein Sprung ins kalte Wasser. Ich hatte von Business keine Ahnung und noch keinen Businessplan geschrieben.“
Wer die Unsicherheiten der Selbstständigkeit scheut, findet wie Susanne Thiele vielleicht Jobperspektiven in der Wirtschaft, etwa bei Pharmafirmen. Damals wechselte sie von der Forschung in ein Start-up, einem internationalen Entwickler wissenschaftlicher Datenbanken für die Pharma- und Biotechnologie. „Dort konnte ich mich in ganz neuen Bereichen ausprobieren: als Wissenschaftsredakteurin für Life-Science-Datenbanken, im Bereich Sales und Marketing bei der Betreuung großer internationaler Pharmakunden und der Unternehmenskommunikation.“ Heute ist sie Leiterin der Presse- und Kommunikationsabteilung am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.
Viele Wege in die Wisskomm
Es gibt also viele Wege in die Wissenschaftskommunikation – einige davon sind holprig und erfordern Mut. Für Sabrina Patsch kostete der Wechsel von der Forschung in den Wissenschaftsjournalismus viel Überwindung und „war wie ein Sprung ins Ungewisse.“Die Neurobiologin und Bestsellerautorin Franca Parianen vergleicht ihren Karriereweg mit einer Leiter in einem Brettspiel, „Ich wusste nie genau, ob die Leiter gerade rauf, runter oder ganz woanders hinführt.“
Weitere Tipps, Erfahrungen und Beispiele für den Start in das Arbeitsfeld Wissenschaftskommunikation gibt es in unserem Schwerpunkt „Wege in die Wissenschaftskommunikation“. Zudem berichten regelmäßig Personen, die beruflich in der Wissenschaftskommunikation tätig sind, in der Rubrik „Im Profil“ über ihren individuellen Einstieg.
Ein Tipp, den viele erfahrene Wissenschaftskommunikator*innen gerne geben: Einfach loslegen und sich ausprobieren!
*Der Studiengang Wissenschaft – Kommunikation – Medien am Karlsruher Institut für Technologie und das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation sind zwei der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.