Foto: heipei, CC BY-SA 2.0

„Wir wollen Nachwuchswissenschaftlern zu mehr Sichtbarkeit verhelfen!“

Auch die Junge Akademie engagiert sich in Fragen der Wissenschaftspolitik. Kristina Musholt erklärt wie. 

Die Junge Akademie ist die weltweit erste Akademie des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ihre 50 Mitglieder werden jeweils für fünf Jahre gewählt. Sie wurde im Jahr 2000 als gemeinsames Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gegründet. Seither hat sie sich zum Modell und Vorbild für ähnliche Initiativen in zahlreichen Ländern entwickelt. Neben dem interdisziplinären, wissenschaftlichen Diskurs fördert die Junge Akademie Initiativen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft und engagiert sich in Fragen der Wissenschaftspolitik.

Letzteres bildet den Fokus der Arbeitsgruppe „Wissenschaftspolitik”, der mit 37 aktiven Mitgliedern derzeit größten Arbeitsgemeinschaft der Jungen Akademie. Wir möchten uns aktiv an der Gestaltung des Wissenschaftssystems und an der Entwicklung von Ideen zur Zukunft der Wissenschaft beteiligen. Außerdem wollen wir der Perspektive der Nachwuchwissenschaftler, die in den Diskussionen der etablierten Wissenschaftsorganisationen und politischen Entscheidungsträger oft wenig präsent ist, zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. In diesem Kontext haben wir in den letzten Jahren unter anderem ein Positionspapier zur Reform der Personalstrukturen an Universitäten, und damit zur Abschaffung des Lehrstuhlsystems veröffentlicht, eine Studie zur Berufungspraxis bei Juniorprofessuren durchgeführt und den Vorschlag gemacht, eine Bundesprofessur einzuführen. Weitere Themen, die uns derzeit beschäftigen, sind unter anderem der Mangel an Diversität und sozialer Gerechtigkeit im deutschen Hochschulsystem, die – positiven wie negativen – Facetten der Internationalisierung von Wissenschaft, der stetige Druck zur Drittmitteleinwerbung, oder die Vor- und Nachteile von Tenure-Track-Professuren.

Dabei legen wir Wert darauf, uns nicht nur durch Papiere und Debattenbeiträge zu Wort zu melden, sondern auch in einen direkten Austausch mit politischen Entscheidungsträgern zu treten. Zu diesem Zweck haben wir zum Beispiel kürzlich eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Vertretern verschiedener politischer Parteien veranstaltet, um mit ihnen und dem Publikum die unterschiedlichen parteipolitischen Positionen zu Wissenschaft und Forschung zu diskutieren.

Darüber hinaus haben wir begonnen, uns im Rahmen von Hintergrundgesprächen mit Fachpolitikern der Bundestagsfraktionen über unsere Anliegen und Ideen auszutauschen. Wir empfinden diese Möglichkeiten zum Meinungsaustausch als äußerst wertvoll und anregend, auch bzw. gerade weil es sowohl in unseren Gesprächen mit Politikern als auch in unseren internen Diskussion häufig durchaus kontrovers zugeht.

Für viele der derzeit drängenden Probleme, wie den Mangel an planbaren Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler, gibt es keine einfachen Lösungen. Umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, dass sie immer wieder neu thematisiert werden und dass wir gemeinsam mit anderen – darunter andere Organisationen des wissenschaftlichen Nachwuchses, mit denen wir gerne und regelmäßig kooperieren, aber natürlich auch politische Entscheidungsträger – darüber nachdenken, wie wir sie angehen und das Wissenschaftssystem so gestalten können, dass es zukunftsfähig bleibt.

Neue Ideen, wie wir unsere Wissenschaftskommunikation und Politikberatung noch besser machen können, sind dabei natürlich jederzeit willkommen!

 

Gastbeiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung unserer Redaktion wider.