Foto: Avel Chuklanov

SCISO – Videos zur Reflexion über Wissenschaftskommunikation

Science with Society – kurz SCISO – heißt ein gemeinsames Videoprojekt der Global Young Academy und des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation. Im Gespräch erklären die Projektverantwortlichen Lisa Herzog und Tobias Maier was es damit auf sich hat.

Frau Herzog, was ist die Idee hinter dem gemeinsamen Videoprojekt?

Lisa Herzog ist Professorin für Politische Philosophie an der Universität Groningen. Sie ist Mitglied der Global Young Academy und dort in der Leitung der Arbeitsgruppe „Trust in (Young) Scientists“ aktiv. Sie schreibt regelmäßig für ein breiteres Publikum, u.a. über Märkte und soziale Gerechtigkeit oder die Demokratisierung der Arbeitswelt. Foto: Sylvia Germes

Lisa Herzog: Die Idee ist in der Arbeitsgruppe „Trust in Young Scientists“ der Global Young Academy entstanden. Wir haben dort viel über Vertrauen in Wissenschaft und Forschung diskutiert, darüber, worin Herausforderungen liegen und über den Hunger der jungen Wissenschaftler*innen, sich stärker in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Gleichzeitig ist es so, dass es zwar viel Wissen darüber gibt, was die Rolle von Wissenschaft in der Gesellschaft sein kann und wie man über Wissenschaft kommuniziert. Das Wissen ist aber nur wenig präsent bei Wissenschaftler*innen und nur schwer zugänglich. Aus diesen Diskussionen ist die Idee entstanden, dass wir Informationen zu unterschiedlichen Fragestellungen in dem Projekt zusammenstellen und aufbereiten wollen.

Welche Fragestellungen waren das?
Herzog: Zum einen geht es um Fragen zur Rolle von Wissenschaft in der Gesellschaft und zur wissenschaftlichen Integrität und zum anderen um Fragen zu Wissenschaftskommunikation. Entstanden sind verschiedene Videos, die sich mit diesen Themenkomplexen befassen. Für den Teil zur Wissenschaftskommunikation haben wir uns mit dem NaWik* zusammengetan.

Herr Maier, weshalb hat das NaWik sich an der Reihe beteiligt?

Tobias Maier leitet den Seminarbereich des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation. Der promovierte Biologe hat über zehn Jahre Forschungserfahrung an international führenden Instituten und ist seit 2015 am NaWik. Foto: privat

Tobias Maier: Die Idee passt sehr gut zu unserer Mission, Wissenschaftler*innen dabei zu helfen, besser zu kommunizieren. Das NaWik ist bisher sehr auf den deutschsprachigen Markt fokussiert, aber mit der Videoserie machen wir einen ersten Schritt Richtung Internationalisierung.

Zielgruppe sind junge Wissenschaftler*innen. Auf welchem Wege erreichen die Videos diese Zielgruppe?
Herzog: Die Global Young Academy hat 200 Mitglieder in verschiedenen Ländern, sodass es hier ein natürliches Netzwerk gibt, das die Videos wahrnimmt und weiterverbreitet. Es ist außerdem Teil unserer Aufgabe, die Entstehung nationaler Akademien zu unterstützen. Auch dort gibt es ein Netzwerk, was wir nutzen. Wir schreiben zudem Wissenschaftsorganisationen an, die die Videos nutzen können. Darüber hinaus hoffen wir, dass es auch in den sozialen Medien Aufmerksamkeit für die Videos gibt. Wir haben erst mal keine reinen Klickzahl-Ziele herausgegeben, glauben aber, dass die Videos langfristig immer wieder gefunden werden und dadurch noch weitere Verbreitung finden.

Maier: Die Verbreitung ist ein neuralgischer Punkt, der bei vielen Projekten zu kurz gedacht wird. Oft wird viel Liebe und viele Ressourcen in die Produktion gesteckt, aber die Verbreitung wird nicht mitgedacht. Der Zugang zum internationalen Netzwerk der Global Young Academy ist hier besonders wertvoll. Gerade, weil wir als nationales Institut eben eher über ein nationales Netzwerk verfügen. In den sozialen Medien verfolgen wir eine Salamitaktik und veröffentlichen die Videos in unterschiedlichen Phasen: zunächst einzeln und dann als Paket.

„Zum einen geht es um Fragen zur Rolle von Wissenschaft in der Gesellschaft und zur wissenschaftlichen Integrität und zum anderen um Fragen zu Wissenschaftskommunikation." Lisa Herzog
Wie haben Sie sich auf die Themen für die Reihen geeinigt?
Maier: Wir haben uns Gedanken dazu gemacht, welche Themen für eine internationale Zielgruppe Relevanz haben und welche Themen einen Mehrwert für die Wissenschaftler*innen bieten. Deshalb sind es auch keine Lehrvideos, sondern Videos, die Grundlagen vermitteln, Sorgen abbauen und zur Kommunikation anregen sollen. Insgesamt sind es acht Videos geworden, die ein relativ breites Spektrum abdecken. Wichtige Grundlagen der Wissenschaftskommunikation decken wir genauso ab, wie zum Beispiel die Kommunikation in Sozialen Medien, oder die Fragen wie Wissenschaft überhaupt in den Medien landet. Die Erfahrung aus unseren Seminaren half uns außerdem bei der Auswahl der Themen.

Herzog: Wichtig war uns, darüber hinaus weiterführendes Material zur Verfügung zu stellen, sodass die Videos wissenschaftlich unterfüttert sind. Wir haben die Videos außerdem ganz bewusst so gestaltet, dass sie als abgeschlossene Videos für sich stehen können und man nicht die ganze Reihe anschauen muss, um etwas zu verstehen.

Maier: Ein weiteres wichtiges Kriterium war Diversität. Uns war wichtig, Frauen in der Wissenschaft adäquat abzubilden. Bei den Beispielen in den Videos haben wir versucht, global und nicht nur auf europäischer oder amerikanischer Ebene zu denken und entsprechend auch Beispiele aus der ganzen Welt zu zeigen. Außerdem haben die Videos Untertitel in allen UN-Sprachen und in Deutsch. Das ist natürlich wichtig, um die Videos auch weltweit zu verbreiten.

„Wir erhoffen uns aber, dass sich lokale Blasen in unterschiedlichen Ländern ergeben und die Videos dort dann an die Zielgruppe gelangen." Tobias Maier
Die Wissenschaftskommunikation ist ja ein sehr dynamisches Feld. Wie schafft man es, dass die Videos auf dem aktuellen Stand bleiben?
Maier: Das ist natürlich eine Herausforderung, aber wir haben versucht, zeitlose Videos zu produzieren. Die meisten der Inhalte sind so gewählt, dass sie weder einen starken Fokus auf aktuelle Themen haben, noch von Trends und aktuellen Entwicklungen abhängig sind. Natürlich gibt es hier Einschränkungen, weil man beispielsweise nicht vorhersehen kann, welche Kanäle in einigen Jahren in den sozialen Medien vorherrschend sein werden.

Die Videos sind jetzt online, was würden Sie sich für die Zukunft des Projekts wünschen?
Herzog: Schön wäre natürlich, wenn das Projekt viel Wahrnehmung bekommt und Leute dazu animiert, selbst aktiv zu werden. Diese Ziele zu messen ist natürlich schwierig, weil viele Faktoren eine Rolle spielen. Ich würde mich freuen, wenn zusätzlich zu den Videos auch noch ein Austauschformat zu den Themen entstehen würde.

Maier: Wir haben ja ganz bewusst keine Ziele gesetzt, die wir nicht selbst beeinflussen können. Wir erhoffen uns aber, dass sich lokale Blasen in unterschiedlichen Ländern ergeben und die Videos dort dann an die Zielgruppe gelangen. Wir beim NaWik wollen die Videos langfristig zweitverwerten und in unsere Angebote integrieren, sodass sie auch dort dann nochmal Reichweite erhalten.

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*Das Nationale Instituts für Wissenschaftskommunikation (NaWik) ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.