Im Projekt Science Chatter Hamburg werden Wissenschaftler*innen der Universität Hamburg und des Deutschen Elektronen-Synchrotron im Bloggen fortgebildet. Die Texte sind dabei keine Trockenübung, sondern werden am Ende im gleichnamigen Blog veröffentlicht. Theresa Schredelseker und Michael Büker stellen ihr Projekt im Gastbeitrag vor und erklären, was sie im Pilotdurchgang über das Format Blogworkshop gelernt haben.
„Science Chatter Hamburg“ – Nachwuchsqualifizierung ganz praktisch im Blog
Für den Kick-off des Projektes „Science Chatter Hamburg“ hatten wir uns einiges vorgenommen: innerhalb von nur zwei Tagen sollten die teilnehmenden Doktorand*innen und Postdocs in unserem Workshop zuerst einen Überblick über die wissenschaftliche Blog-Landschaft und die Vorzüge dieser (populär-)wissenschaftlichen Kommunikationsform bekommen. Dann sollten sie ein Thema für ihren ersten eigenen Blogpost wählen und auch gleich schreiben. Der Artikel sollte nicht bloß eine Fingerübung sein, sondern direkt veröffentlicht werden und auch auf Dauer öffentlich bleiben.
Ausgerichtet wurde das Ganze von PIER, der strategischen Partnerschaft von Universität Hamburg (UHH) und dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY). Eine zentrale Aufgabe von PIER ist die überfachliche Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses aus den Forschungsfeldern Teilchen- und Astroteilchenphysik, Nanowissenschaften, Photon Science sowie Infektions- und Strukturbiologie. Über die PIER-Education-Plattform werden Workshops zu Themen wie Karriereentwicklung, Projektmanagement, Präsentationstechniken und zum Umgang mit spezifischer Software für Promovierende und Postdocs angeboten.
Das Projekt
Als technische Basis dafür stand die sogenannte Blogfarm der UHH zur Verfügung, wo Mitarbeitende der UHH eigene Instanzen von WordPress betreiben können. Dort entstand der Blog „Science Chatter Hamburg“ für diesen und perspektivisch auch weitere Workshops. Theresas Erfahrung mit dem eigenen – ebenfalls WordPress-basierten – Blog kam uns hier zugute. So dauerte die Einrichtung der Plattform nicht allzu lange. Und direkt zu Beginn des online Workshops vergab Theresa als Administratorin und Editorin von „Science Chatter Hamburg“ Autorenprofile an alle Teilnehmenden.
Learnings aus Runde eins
Die Motivation unter den zwölf Teilnehmenden war erfreulich groß: Von den sechs Promovierenden und sechs Postdocs von DESY und UHH hatten alle schon eine Idee für einen eigenen Blog-Artikel. Ein Schlüssel zum schnellen Erfolg waren großzügig bemessene Abschnitte während des Workshops, in denen die Teilnehmenden einerseits in Eigenarbeit an den Artikeln schrieben, und andererseits jederzeit mit Fragen an Theresa und Michael herantreten konnten. Da die Artikel direkt im Online-System entstanden, konnten schnell Fragen geklärt, der Fortschritt der Arbeit begutachtet und die Texte redaktionell begleitet werden. Michaels Fachwissen aus der Physik und Astrophysik war hierbei ebenfalls sehr hilfreich.
@LeeeeeHg, we love your article 😍 and hope that it won’t be the last one which you contribute to #ScienceChatter #scicomm #particlephysics #LHC #CO2 https://t.co/DfGyTixwKV @quunihh @UHHMIN https://t.co/ox7pavizfw pic.twitter.com/LuHmOR55KN
— PIER (@PIERCampus) April 19, 2021
Die meisten Teilnehmenden hatten vor dem Workshop noch nie einen populärwissenschaftlichen Artikel verfasst. Trotzdem ging das Konzept auf: Knapp die Hälfte hatte schon zum Ende des Workshops einen selbst verfassten Artikel vorzuweisen. Das Klicken des „Publish“ Button konnte dann als ein Highlight zum Ende des zweiten Workshoptages gemeinsam zelebriert werden. Ein paar weitere Blogposts wurden in den folgenden Tagen fertiggestellt, sodass „Science Chatter Hamburg“ bereits kurz nach dem Workshop mit acht spannenden Artikeln aus den verschiedenen Forschungs- und Interessensgebieten der Teilnehmer*innen aufwarten konnte.
Unser Hauptziel wurde damit erreicht: Den Link zu ihrem (ersten) eigenen Blogpost konnten die Wissenschaftler*innen nach Belieben teilen. Viele von ihnen nahmen den Workshop sogar zum Anlass, sich ein Profil auf Twitter oder Linkedin zu erstellen oder ihre verwaisten Profile zu aktualisieren. Von den PIER Social-Media-Kanälen unterstützt, wurden die Artikel stolz geteilt. Die dadurch erreichten Klicks und Likes sind jedoch nur ein Sahnehäubchen, denn eine möglichst große Reichweite zu erzielen, war kein zentrales Ziel des Workshops. Die Teilnehmenden sollten vor allem die marktführende Blogging-Plattform WordPress im Praxiseinsatz kennenlernen und üben, wissenschaftlich komplexe Inhalte für ein breiteres Publikum aufzuarbeiten. Ihre Artikel dienen nun als öffentlich abrufbare Referenz-Arbeit, die ihre persönlichen Portfolios für die weitere akademische Laufbahn und/oder etwaige Ausflüge in die Wissenschaftskommunikation ergänzt.
check out my blog article #ScienceChatter on a turbulent dynamo operating in the early Universe that could have boosted tiny seed magnetic fields up to those inferred from @NASAFermi observations #turbulence #universe #magnetism @ac_radhika @HambObs, thnks to @genderwoche @emtiu https://t.co/c7hbIgDPCF
— Pranjal Trivedi (@Pranjal_Astro) April 13, 2021
Sowohl PIER als auch die Teilnehmenden waren rundum zufrieden mit dem Blog-Workshop als erfolgreichem Start von „Science Chatter Hamburg“. Das einfache Rezept hat sich bewährt: eine bereitgestellte Plattform und kompetent begleitetes Schreiben. Die Teilnehmenden haben ansprechende Artikel unter ihrem eigenen Namen auf die sie verweisen können, ohne sich um den technischen Unterhalt zu kümmern. Zudem stehen die Inhalte auch für die Kommunikation durch die beteiligten Forschungseinrichtungen, Arbeitsgruppen und Exzellenzcluster zur Verfügung.
Science Chatter Hamburg steht aber nicht nur den Workshop-Teilnehmenden, sondern allen Wissenschaftler*innen der beiden PIER Partnerinstitutionen am Forschungscampus Bahrenfeld offen. Wer einen Text beisteuern möchte, kann sich bei Theresa melden und bekommt in einem 60–90-minütigen Videochat die Spielregeln von „Science Chatter Hamburg“ erläutert, erhält ein paar Tipps und Tricks zum populärwissenschaftlichen Schreiben und kann dann direkt mit einem eigenen Autor*innenaccount loslegen. Theresa betreut den Blog weiterhin redaktionell und freut sich auf weitere Anfragen und Beiträge.
Ideen für die Fortführung
Michael und Theresa hat der Workshop und das „Science Chatter Hamburg“ Projekt so viel Spaß gemacht, dass sie dieses Konzept auch gerne über Hamburg hinaustragen wollen. Für Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die nicht selbst über eine WordPress Plattform verfügen, könnte ein fertiges Paket angeboten werden: mit Blog-Plattform, Workshop und inhaltlicher sowie technischer Begleitung. Für Anfragen aller Institutionen, die sich solche Hands-on-Wissenschaftskommunikation“ in ihrer Nachwuchsqualifizierung wünschen, sind die beiden jederzeit offen.
Gastbeiträge spiegel nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.
Projektsteckbrief
Träger: Das PIER (Partnership for Innovation, Education and Research)ist die strategische Partnerschaft zwischen DESY und Universität Hamburg und bietet Programme zur überfachlichen Qualifizierung für den wissenschaftlichen Nachwuchs an.
Budget: Für das Projekt Science Chatter standen zwei Tagessätze für den externen Trainer Michael Büker zur Verfügung. Dazu kam die Vorbereitungsarbeit der Koordinatorin Theresa Schredelseker, die aus dem PIER-Budget getragen wurde. Sie hat die WordPress Plattform bereitgestellt und den Workshop zu organisiert. Das Hosting läuft über die Universität Hamburg, daher sind hier keine Zusatzkosten entstanden.
Ziele: In erster Linie ist das die Qualifizierung der am Workshop teilnehmenden Nachwuchswissenschaftler*innen. Daher wird kein großer Fokus auf weitere Zielgruppen und Ziele gelegt.
Zielgruppen und Zahlen zur Zielerreichung: Es werden keinerlei Zahlen und Daten zur Reichweite der Blogplattform erhoben; einige Nachwuchswissenschaftler*innen haben Links zu ihren Artikeln über Social-Media-Kanäle geteilt. Das Feedback der Teilnehmenden zum Workshop war sehr gut.