Eher zufällig startete Laura König auf einer Konferenz für Nachwuchswissenschaftler einen Twitter-Account. Mittlerweile kommuniziert sie ihre Wissenschaft nicht nur dort, sondern auch im Blog sowie auf Instagram und hat eine Mission: Der Berichterstattung fernab wissenschaftlicher Erkenntnis entgegenwirken. Ein Gespräch.
Schritt für Schritt aus der Filterblase
Wieso haben Sie sich entschieden, Ihre Wissenschaft zu kommunizieren?
Das war am Anfang relativ zufällig. Ich bin reingerutscht durch einen Workshop für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf einer Konferenz 2014. Das Oberthema war die Nutzung von Sozialen Medien für die Wissenschaft unter einem karrierefördernden Aspekt. Im Vordergrund stand also die Kommunikation mit Journalisten oder anderen Wissenschaftlern. Eine Aufgabe des Workshops war es, sich einen Twitter-Account einzurichten und das habe ich gemacht. Ab da habe ich ihn dann eher nur auf Konferenzen genutzt für die Vernetzung mit den anderen Konferenzteilnehmern, aber nicht wirklich außerhalb. Das wirkliche Interesse an Kommunikation auch mit Laien ist erst 2016 entstanden. Da habe ich wieder an einem Workshop teilgenommen, diesmal zum Schreiben, was mir superviel Spaß gemacht hat. Und das hat scheinbar auch ganz gut geklappt. Das Seminar wurde vom Team des In-Mind-Blogs organisiert, einem Blog, der interessierten Laien psychologische Themen näher bringen soll. Für den Blog schreibe ich seitdem etwa zwei bis drei Beiträge im Jahr.
Wen versuchen Sie mit Ihrer Kommunikation zu erreichen? Gibt es eine Strategie, die Sie verfolgen?
Für eine richtige Strategie fehlt mir etwas die Zeit, aber ich nutze die unterschiedlichen Kanäle schon für verschiedene Dinge. Bei Twitter vernetze ich mich vor allem mit der wissenschaftlichen Community. Der In-Mind-Blog richtet sich eher an interessierte Laien. Und bei Instagram versuche ich gerade noch herauszufinden, wer meine Zielgruppe ist. Da hat es mich besonders überrascht, wie viele Wissenschaftler dort zu finden sind. An einigen Kommentaren und Fragen sehe ich aber immer wieder, dass sich auch Laien für meinen Instagram-Account interessieren. Vielleicht habe ich es hier also schon einen Schritt aus meiner Filterblase herausgeschafft. Das kann aber auch daran liegen, dass meine Forschung sich viel mit gesunder Ernährung und den psychologischen Aspekten davon auseinandersetzt. Das ist natürlich ein sehr Hashtag-affines Thema.
Was sind Ihre liebsten Kommunikationsformate?
Das schwankt ein bisschen. Ich glaube, am liebsten schreibe ich. Da ist es auch egal, ob es kurze Posts bei Instagram sind oder längere Blogbeiträge. Außerdem halte ich sehr gerne Vorträge.
Wie ist die Rückmeldung im Kollegenkreis und aus der Community?
Ich spreche im Kollegenkreis nicht viel darüber, was ich im Bereich der Kommunikation mache und dementsprechend gibt es von den Kollegen eher wenig Feedback. Aber auf Konferenzen bekommt man immer wieder positive Rückmeldungen und es hilft einem beim Vernetzen mit anderen Teilnehmenden.
Haben Sie Vorbilder in Sachen Kommunikation?
Meine ersten und größten Inspirationsquellen waren und sind Youtuber – MinutePhysics und ASAPscience im internationalen Bereich. Da bin ich auch etwas neidisch, wie gut die beispielsweise illustrieren können. National ist sicher Mai Thi Nguyen-Kim zu nennen, die superviele tolle Formate hat. Oder auch der Tübinger Science Slammer und Autor Dong-Seon Chang, der auch wirklich gute Wissenskommunikation macht aus meiner Sicht. Auf Instagram finde ich science.sam aktuell einen superguten Account, von dem man sich einiges abgucken kann.
Warum finden Sie es wichtig, sich als Wissenschaftlerin direkt an die Menschen zu wenden?
Ich beschäftige mich in meiner Forschung mit Ernährung und ich erlebe, dass das Thema allgemein auf Interesse stößt und auch in den Medien sehr präsent ist. Was mich dabei allerdings stört: Es wird viel zu viel abseits der wissenschaftlichen Fakten berichtet. Da werden teilweise Behauptungen aufgestellt, die fernab jeder wissenschaftlichen Erkenntnis sind und dem möchte ich entgegenwirken.
Wie viel Zeit verwenden Sie in etwa auf die Kommunikation?
Es läuft definitiv nur nebenbei. Twitter ist dabei der beiläufigste Kanal. Da ist die App auf meinem Handy installiert und ich mache es, wann immer ich Lust hab. Das sind nur ein paar Minuten am Tag. Einen Blog- oder Instagrampost zu machen, ist natürlich zeitintensiver. Blogs dauern im Schnitt ein bis zwei Tage, weil etwas mehr Recherche notwendig ist. Bei Instagram schwankt es, da dauert es mal nur ein paar Minuten, manchmal aber auch wesentlich länger. Da kommt es total darauf an, was die Message ist und in welchem Zusammenhang die Posts gemacht werden. Aus meiner Sicht lohnt es sich aber, weil es für mich wichtig ist, mich aktiv am gesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen.