Der Informationsdienst Wissenschaft bietet als neues Format jetzt auch Wissenschaftsnachrichten im Video an. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Rita Lansch und Projektpartner Pajam Sobhani über das Projekt, Kriterien für die Videos und Nutzungsmöglichkeiten für Medien.
Pressemitteilung als Bewegtbildformat
Frau Lansch, Herr Sobhani, was steckt hinter dem neuen Format „Wissenschaftsnachrichtenvideos“ des Informationsdienst Wissenschaft (idw)?
Lansch: Wir haben 2019 eine Mitgliederumfrage durchgeführt und 95 Prozent haben das Thema Video als einen der wichtigsten Trends in ihrer Kommunikation benannt – neben mobiler Kommunikation und Social Media. Darauf reagieren wir, indem wir jetzt neben Pressemitteilungen und Fotos auch dieses neue Videoformat auf den Kanälen des idw anbieten. Wir sind damit der erste Anbieter, der Wissenschaftsnachrichtenvideos von Forschungsinstitutionen so gebündelt zur Verfügung stellt. Gleichzeitig reagieren wir mit dem Projekt auf ein anderes Ergebnis dieser Umfrage: Viele Mitglieder des idw haben bisher wenig Erfahrung mit der Produktion von Videos und einen großen Bedarf an Fortbildung. Wir bieten darum Workshops an und stellen in unserem Mitgliederbereich auf der Website ein Toolkit für die Produktion zur Verfügung. Damit wollen wir alle Pressestellen befähigen, ihre Videos selbst zu konzipieren und auch zu produzieren. Wir bieten also mit dem Projekt gleichzeitig Reichweite und Know-how.
Welche inhaltlichen und formalen Kriterien müssen die Videos erfüllen?
Lansch: Es geht um News im eigentlichen Sinne. Das heißt: keine Imagefilme, Stellenanzeigen, Vorlesungen oder Unterhaltung. Es sind gefilmte Pressemitteilungen, deren Format einem gemeinsamen Standard folgt.
Sobhani: Die Videos beginnen mit einer Sequenz, in welcher der Forscher oder die Forscherin selbst in 15 bis 20 Sekunden frontal in die Kamera spricht und das Thema vorstellt. Dann folgt ein Schnitt und in den nächsten zwei Minuten gibt es Raum dafür, die Forschungsergebnisse auszuführen. Wir haben hier also einen Standard für die Struktur und das Design der Videos entwickelt, so wie es auch einen Standard für geschriebene Pressemitteilung gibt. Die Nutzerinnen und Nutzer sollen sofort wissen, was sie erwarten können. Gleichzeitig soll es Freiräume geben, um den Inhalt adäquat zu präsentieren. Hierbei die optimale Balance zu finden, war die Herausforderung bei der Entwicklung des Formats.
Wie haben Sie den Entwicklungsprozess gestaltet?
Sobhani: Es gab eine Pilotgruppe aus 18 Mitgliedern des idw, mit denen wir gemeinsam das Format entwickelt haben. Die Herausforderung war dabei, im Blick zu behalten, dass die Mitgliedsinstitutionen sehr unterschiedliche technische, personelle und finanzielle Voraussetzungen für die Produktion dieser Videos haben. Wir haben hier vier verschiedene Typen von Pressestellen identifiziert: Typ eins besteht aus ein oder zwei Personen, die in Eigenregie und vielleicht nur mit dem Handy Videoprojekte umsetzen. Typ zwei hat ein eigenes Videoteam. Typ drei arbeitet mit Freelancern vor Ort und der vierte Typ gibt das Thema komplett raus. Das Toolkit mussten wir dann ebenfalls entsprechend vielfältig konzipieren, damit es unter diesen verschiedenen Voraussetzungen genutzt werden kann.
Werden hier nicht trotzdem die Institutionen mehr Beiträge einreichen, die schlicht mehr Ressourcen für Videoproduktionen haben?
Lansch: Die haben hier sicherlich einen Vorteil. Aber der Bedarf und die Affinität steigen und wir haben das Toolkit auch entsprechend angelegt, um mit den unterschiedlichsten Ressourcen in die Videoproduktion einzusteigen. Was es vor allem braucht, ist die erwähnte Affinität zu dem Format und die Motivation, auch bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich an dem Format zu beteiligen.
Der Begriff „Nachrichten“ auf der idw-Seite führte in der Vergangenheit immer wieder zu Debatten. Warum haben Sie sich entschieden, ihn hier auch wieder zu verwenden?
Was ist ein typisches Nutzungsszenario für die Wissenschaftsnachrichtenvideos?
Lansch: Der idw registriert auf seinen Websites regelmäßig sehr hohe Zugriffszahlen. Darauf kann unser Videokanal aufsatteln. Wir sind mit einer kleinen Auswahl an Videos gestartet und veröffentlichen nach und nach weitere. Neben ihren eigenen Abonnentinnen und Abonnenten auf Youtube erreichen die Mitgliedspressestellen mit ihren Videos über den idw 40.500 Nutzerinnen und Nutzer und damit nicht nur Journalistinnen und Journalisten, sondern auch viele andere interessierte Zielgruppen.
Die klassische Pressemitteilung dient Medienschaffenden oft als Grundlage oder Steinbruch für ihre Berichterstattung. Welche Nutzungsmöglichkeiten bestehen hier bei den Videos?
Sobhani: Der idw übernimmt die Videos von Youtube und bettet sie lediglich in die Website ein. Wenn ein Video also etwa unter Creative-Commons (CC-BY) lizenziert ist, können auch Ausschnitte daraus verwendet werden. Dafür machen wir hier jedoch keine Vorgaben.
Wird es eine Qualitätskontrolle für die Videos geben?
Lansch: Wir schauen natürlich darauf, dass die formalen Anforderungen eingehalten werden und dass sie inhaltlich in die Reihe der Wissenschaftsnachrichtenvideos passen. Trotzdem wollen wir eine Plattform für alle Mitglieder bieten – unabhängig von deren Ressourcen. Darum beschränken wir unsere Vorgaben auf ein Minimum.