Wie Unsicherheiten kommuniziert werden können, beschäftigt sowohl Rezipient*innen als auch Forscher*innen und Journalist*innen, Klimakommunikation in der “Wildnis” und Wissenschaftsrätsel mit Zombie-Mission. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.
Panoptikum 23-21 #Unsicherheit kommunizieren #Klimakommunikation im Zug #Zombies als “Scientainment”
Augen und Ohren auf
🏆 Große Ehre für die Wissenschaftskommunikation: Physikprofessor Harald Lesch und Journalist Mirko Drotschmann (bekannt als MrWissen2Go bei YouTube) erhielten das Bundesverdienstkreuz für „ihren herausragenden Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit und moderne Wissensvermittlung“.
🦷 Die Forschung zur positiven Wirkung von Zahnseide ist nicht so eindeutig, wie ein Autor der New York Times angenommen hatte. Er schreibt unterhaltsam über den „Wilden Westen der Medizin“. Von seinem Zahnarzt hätte er sich eine klare Kommunikation der unsicheren Studienlage gewünscht.
🎗️ Um fehlende Evidenz geht es auch bei der Unstatistik des Monats. Eine kürzlich veröffentlichte Metastudie zur Früherkennung von Brustkrebs wird von den Medien nicht aufgegriffen. Warum wird Wissenschaft in der Berichterstattung kaum beachtet, fragt Gerd Gigerenzer.
📈 Eine neue Analyse zeigt, dass sowohl Maskenbefürworter*innen als auch Gegner*innen formal ähnlich argumentieren – mit wissenschaftlichen Studien, Fachjargon und ausgetüftelten Kommunikationsstrategien. Lukas Wieselberg schreibt darüber, wie die Anti-Masken-Lobby mit Wissenschaft gegen Wissenschaft argumentieren.
🙊 Holger Wormer mahnt in seiner Kolumne „Besser wissen“ eine sensible Kommunikation bei missverständlichen Fachbegriffen an: „‚Mainstreammedien‘ für etablierte journalistische Medien wäre dann ebenso tabu wie der Begriff ‘alternative Medien’, wenn eigentlich ‘populistische’ oder ‘Propagandamedien’ gemeint sind.“
💺 Klimakommunikation in der „Wildnis“: Die Forscherin Viktoria Cologna beschreibt verschiedene evidenzbasierte Kommunikationsmittel, die sie im Gespräch mit zwei Klimaskeptiker*innen während einer Zugfahrt angewandt hat.
In Amtrak dining cars, you get randomly seated next to other people. This morning, I had breakfast with two conservatives (father and daughter from Florida) and we started talking about climate change…
A thread on #SciComm with skeptical audiences 🧵 https://t.co/HP6MHoWSuo— Viktoria Cologna (@colognav) October 13, 2023
Mehr Wissen
📚 Mit Zombies die Welt retten? Bei dem Outdoor-Escape-Spiel „Zombie Mission” lösen die Spieler*innen im Garten der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Rätsel zu Nachhaltigkeitsthemen. Dabei nutzen sie wissenschaftliche Informationen, die sie vor Ort finden. Petra Bättig-Frey, Mirjam West, Rahel Skelton und Verena Berger von der Zürcher Hochschule untersuchen in einer Praxisstudie, wen dieser Scientainment-Ansatz anspricht, ob er Wissen vermittelt und Interesse an Wissenschaft und Umwelt weckt. Es zeigt sich, dass die Befragten Spaß hatten und sich neues Wissen aneignen konnten. Dies deutet laut den Forscherinnen darauf hin, dass das Spiel ein vielversprechendes Instrument zur Vermittlung von Nachhaltigkeit an Jugendliche sein könnte – möglicherweise auch an solche, die sich bisher nicht für Umwelt oder Wissenschaft interessiert haben.
📚 Die Berichterstattung über Klimaszenarien beeinflusst, welche Vorstellungen Menschen vom Klimawandel entwickeln und wie sie sich verhalten. Wie journalistische Medien in Deutschland, Indien, Südafrika und den USA über Klimazukünfte berichten, haben Lars Guenther, Hendrik Meyer, Katharina Kleinen-von Königslöw und Michael Brüggemann von der Universität Hamburg am Beispiel von rund 1000 Artikeln untersucht. Dabei identifizierten die Forscher*innen vier verschiedene Frames, die unterschiedliche Klimazukünfte beschreiben: „Lösungen für klimatische und soziale Folgen“, „Entfernte Bedrohungen für die Menschheit“, „Wirtschaftliche Chancen“ und „Entfernte Bedrohungen für Ökosysteme“. Die Unterschiede zwischen Ländern des globalen Nordens und des globalen Südens seien dabei gering, schreiben die Forscher*innen.
📚 Klima zum Zweiten: Die Forschung zur Klimawandelkommunikation konzentriert sich häufig auf westliche Länder und nutzt standardisierte Methoden. Um diesen Blick zu erweitern, haben Daniela Mahl und Lars Guenther von der Universität Hamburg gemeinsam mit Corlia Meyer von der Stellenbosch University sowie Mike S. Schäfer und Dario Siegen von der Universität Zürich 20 Personen in unterschiedlichen südafrikanischen Communities zu ihrer Wahrnehmung des Klimawandels befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Gemeinschaften mit höherem Bildungsniveau differenziertere Vorstellungen von Ursachen und Folgen und möglichen Gegenmaßnahmen hatten. Die meisten Befragten aller Communities betrachteten den Klimawandel als wichtiges Problem, auch wenn andere soziale Probleme als drängender empfunden wurden.
Von Praktikum bis Professur
🔉 Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik erforscht die kognitiven Grundlagen ästhetischer Urteile. Ab Januar wird ein*e Referent*in für die Entwicklung von Kommunikationskonzepten sowie für das Verfassen von Pressemitteilungen, redaktionellen Beiträgen und des Newsletters über die Forschung am Institut in deutscher und englischer Sprache gesucht. Bewerbungsschluss ist der 5. November.
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Was kommt?
📆 Wissenschaftskommunikation im ländlichen Raum – am 24. Oktober findet um 11 Uhr das erste digitale Frühstück @Heimspiel Wissenschaft statt. Die Online-Veranstaltung dient dem Erfahrungsaustausch und der Vernetzung. Im Mittelpunkt des Kick-offs stehen die Erfahrungen aus dem Projekt Heimspiel Wissenschaft. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
📆 Vom 1. bis zum 10. November findet die Berlin Science Week statt. Das Wissenschaftsfestival lädt Interessierte über interaktive Formate zum Austausch mit der Wissenschaft ein. Über 500 Speaker*innen und 150 Organisationen stellen Workshops, Ausstellungen oder VR-Installationen bereit.
📆 Der Falling Walls Science Summit 2023 findet in diesem Jahr vom 7. bis zum 9 November in Berlin statt. Die Konferenz bringt interdisziplinäre Expert*innen zusammen, um gemeinsame Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu finden. Registrierungen für die hybriden Veranstaltungen sind online möglich.
📆 I’m a Scientist* geht in die nächste Themenrunde: „Klima – Wandel, Krise, Lösungen“. Vom 6. bis zum 12. Dezember können Schüler*innen wieder ihre Fragen an Wissenschaftler*innen richten. Es geht um Themen rund um Herausforderungen des Klimawandels und darum, was wir tun können, um das Klima zu retten. Ab sofort sind Expert*innen sind dazu eingeladen, sich für die Themenrunde zu bewerben. Lehrkräfte können online ihre Klassen anmelden. Bewerbungs- sowie Anmeldefrist ist der 15. November.
📆 Der Hochschulwettbewerb* sucht die besten Kommunikationsprojekte von Nachwuchswissenschaftler*innen im Wissenschaftsjahr 2024. Zum Thema Freiheit werden interaktive Ideen aus allen Fachbereichen gesammelt, um Forschende mit der Gesellschaft zu vernetzen. Es winkt ein Preisgeld von 10.000 Euro für die Umsetzung. Bewerbungen können bis zum 30. November eingereicht werden.
📆 Das Centre for Science, Health and Data Communications Research der Bournemouth University lädt zur öffentlichen Autumn 2023 speaker series ein. Jeden Donnerstag um 17 Uhr finden Online-Vorträge von Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt statt. Themen sind beispielsweise Risiko- und Klimakommunikation, Medien, Daten und künstliche Intelligenz oder Diversität und Storytelling in der Wissenschaft. Anmeldungen sind online möglich.
📆 Am 22. November veranstaltet das Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover gemeinsam mit dem Zentrum für Gesundheitsethik und dem Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eine Tagung zum Thema, Evidenzbasierte Gesundheitskommunikation und Vertrauen. Lehren aus der Corona-Pandemie. Anmeldungen sind online möglich.
Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltungen und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.
* Wissenschaft im Dialog (WiD) ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.