Was bedeutet der Kauf von Twitter durch Elon Musk für die Zukunft des Kanals, wie wird durch Diskussionen auf diesem sozialen Netzwerk Impfskepsis verstärkt und wie wirkt Sprache in der Klima-Berichterstattung? Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.
Panoptikum 22-9 #TwitterSold #Klimaforschung #Impfskepsis
Augen und Ohren auf
Twitter ist – nicht zuletzt in der Pandemie – ein beliebtes Format für die Wissenschaftskommunikation. Jetzt hat Elon Musk das soziale Netzwerk gekauft. Wie es dazu kam und was der Unternehmer mit Twitter vorhat, erklären Martin Fehrensen und Simon Hurtz im Briefing #791 ihres Social Media Watchblog. Dazu gibt es auch Lesestoff zum Digital Services Act, mit dem die EU schneller gegen Hetze und Desinformation auf reichweitenstarken digitalen Plattformen vorgehen will.
Was kann die Wissenschaftskommunikation für nächste Pandemie lernen? Das britische Science Media Centre antwortet mit neun Empfehlungen auf diese Frage. Darunter: Wissenschaftler*innen sollten ermutigt werden, mit der Öffentlichkeit in den Austausch zu treten. Dabei profitiere die Öffentlichkeit von der Vielfalt an Stimmen aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen. Wichtig sei dabei, dass die Forschenden nicht das Gebiet der eigenen Expertise verlassen: „Wissenschaftler*innen spezialisieren sich aus gutem Grund“, heißt es seitens des SMC London. Es gelte, Unsicherheiten und widersprüchliche Ansichten nicht zu beschönigen, denn das sei unwissenschaftlich. Dass Forschende gut kommunizieren können, erfordere auch die Unterstützung seitens ihrer Forschungsinstitutionen und Hochschulen.
Mit Wissenschaftler*innen als Expert*innen in der Krise beschäftigt sich auch ein Artikel in der ZEIT. Darin blicken Maximilian Probst und Ulrich Schnabel aus Sicht der Sozialpsychologie auf die Wissenschaftskommunikation.
Obwohl der Wunsch da ist, dass Wissenschaftler*innen ihre Forschung nach außen tragen, werde „die Kommunikation in die Gesellschaft (…) innerhalb der Wissenschaft nicht ausreichend belohnt – manchmal sogar bestraft“, sagt Mike Schäfer, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Zürich, im Interview mit tsüri.ch. Darin spricht er darüber, warum sich Wissenschaftsjournalist*innen besser über den Forschungsstand zu gesellschaftlichen Fragen als über einzelne Studienergebnisse berichten sollten.
Mehr Wissen
Welchen Einfluss hat Sprache auf das Bild von Klimaforschung? Das haben Angelina Grien und Robert MacNeil von der University of Sydney am Beispiel der Berichterstattung über zwei Klimaexperten in der konservativen Zeitung The Australian untersucht. Einer der beiden vertritt den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel, der andere ist ein prominenter Skeptiker dieses Konsens. Die Studienautor*innen stellen fest, dass zum Beispiel durch die Verwendung von akademischen Titeln und die Wahl von Verben (beispielsweise „sagte“, „beklagte“ oder „warnte“) unterschiedliche Wirkungen erzielt werden. Beim Konsens-Vertreter wurden weniger häufig neutrale Verben verwendet als beim anderen Experten, wodurch er im Vergleich alarmistischer und weniger glaubwürdig erschien. Die Forscher*innen schlussfolgern, dass bestimmte semantische Strukturen, die in der konservativen Klimaberichterstattung verwendet werden, auch in einer unpolitischen Analyse von Klimaproblemen möglicherweise zu reaktionären Schlussfolgerungen führen können.
Wie wird Impfskepsis durch Diskussionen auf Twitter verstärkt? Um das zu untersuchen, hat ein Forschungsteam um Fulian Yin von der Communication University of China mehr als 19 Millionen Twitter-Nachrichten gesammelt und ausgewertet, die von November 2020 bis April 2021 weltweit gepostet wurden. Ihre Analyse zeigt unter anderem, wie sich die Themen, die sich aufs Impfen beziehen, im Laufe der Zeit verschieben. Anfangs standen potenzielle Nebenwirkungen im Fokus, später werden Politik und Impfstoffdiplomatie die dominierende Themen. Letzteres bezeichnet den Einsatz von Impfstoffen in diplomatischen Beziehungen – zum Beispiel, um den eigenen politischen? Einfluss zu erhöhen. Auch Diskussionen um die Wirksamkeit von Impfstoffen gegenüber neuen Virusvarianten seien stark ausgeprägt und erhöhten die Impfskepsis. Die Forscher*innen empfehlen Regierungen, gezielt Vertrauen in Impfungen aufzubauen und international zusammenzuarbeiten. Gerade Länder, in denen Impfstoffe knapp sind, müsse mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Auf welche Weise können Erdbebenrisiken kommuniziert werden? Ein Team von Forscher*innen um Lucia Savadori von Universität Trient in Italien hat untersucht, ob Vergleiche mit anderen bekannten Ereignissen bei der Kommunikation helfen können. Es zeigte sich: Wenn Menschen Vergleiche präsentiert wurden, war ihre Sensibilität der Risikowahrnehmung höher, als wenn sie nur einen reinen Wahrscheinlichkeitswert erfuhren. Laut der Forscher*innen deckt sich das mit der These, dass Menschen solche Werte besser verstehen, wenn ihnen Referenzdaten zur Verfügung gestellt werden.
Von Praktikum bis Professur
Das „AI Health Innovation Cluster“ am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) sucht eine*n Kommunikationsmanager*in. Bewerbungen sind bis zum 18. Mai möglich.
Das Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI) sucht Unterstützung in der Geschäftsstelle: Dort ist eine Projektstelle (w/m/d) Wissenschaftskommunikation am Arbeitsort TU Darmstadt ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet am 9. Mai.
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Was kommt?
Journalist*innen können sich bis zum 16. Mai für den mit 5.000 Euro dotierten PUNKT Preis für Technikjournalismus und Technikfotografie von acatech in der Kategorie Text bewerben. Gesucht werden Beiträge zu technikbezogenen Themen aus den Sparten „Hintergrund“ und „Tagesaktuell“. Die Medien können dabei von Tageszeitung über Magazin hin zu Online-Journalismus und die Formate von Bericht oder Feature bis zur Reportage reichen.
Die studentischen Journale anwesenheitsnotiz, PolisReflects und Berlin Exchange Medicine veranstalten am 25. Juni 2022 die interdisziplinäre Konferenz „WISSEN. SCHAFFT. KOMMUNIKATION.“ zum Thema Wissenschaftskommunikation und Public Health. Sie richtet sich an forschende Studierende. Interessierte können sich ab sofort anmelden und bis zum 22. Mai mit ihrer Beitragsidee über den Call for Papers bewerben.
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) veranstaltet ab dem 6. Mai das Kolloquium „Artificial Friday“, das sich linguistischen Perspektiven auf künstliche Intelligenz widmet. An jeweils einem Freitag im Mai, Juni und Juli geben je zwei Forscher*innen Einblicke in ihre Forschung zum Thema.
Das Colloquium Fundamentale am KIT* widmet sich im Sommersemester 2022 dem Thema „Politik in der Wissenschaft“. Den Auftakt macht ein Vortrag von Michael Hagner, Professor für Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich, zum Verhältnis von Politik und Wissenschaft in Krisenzeiten heute um 18 Uhr. Die Vorträge werden aufgezeichnet.
In der nächsten Runde von „I’m a Scientist“ geht es um das Thema „Künstliche Intelligenz und Medizin“. Sie findet vom 20. Juni bis zum 1. Juli 2022 statt. In diesem Projekt von Wissenschaft im Dialog* können Schüler*innen mit Wissenschaftler*innen chatten und Fragen zu ihrer Forschung und ihrem Arbeitsalltag stellen. Forschende, die daran teilnehmen möchten, können sich ab sofort bewerben.
Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.
*Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Wissenschaft im Dialog sind zwei der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.