Die Wirkung von digitaler Wissenschaftskommunikation und Forschung zu Humor auf Social Media und Wisskomm auf Reddit. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.
Panoptikum 22-4 #DigitaleWisskomm #ScienceOfSciComm #Humor
Augen und Ohren auf
„It’s a new age for informing public debates with facts and evidence“, lautet das Fazit von Dominique Brossard und Dietram A. Scheufele in ihrem Beitrag im Science Magazine. Darin schreiben die beiden Wissenschaftler*innen vom Department of Life Sciences Communication der University of Wisconsin-Madison in den USA über aktuelle Herausforderungen der digitalen Wissenschaftskommunikation. Bisher würden Wissenschaftler*innen und Kommunikator*innen über Online-Kanäle vorwiegend die Menschen erreichen, die sich ohnehin für Wissenschaft interessieren. Gemeinsam mit Wissenschaftsjournalist*innen und Wissenschaftsbegeisterten folgten und retweeteten sie einander in sozialen Netzwerken und schafften einen Siloeffekt: Sie kreieren „wissenschaftszentrierte Filterblasen“, die sich stark vom Rest der Gesellschaft unterscheiden, heißt es im Beitrag. Die Social-Media-Dynamiken verleiteten Menschen laut Autor*innen oft dazu, dass sie versuchen, Diskussionen mit ihrer Überzeugungskraft zu gewinnen, statt sich auch wissenschaftliche Evidenz zu stützen. In den sozialen Medien fielen außerdem Gatekeeper wie klassische Medien weg und wissenschaftliche Informationen werden von Algorithmen profitgetriebener Plattformen kuratiert. Wissenschaftler*innen dabei zu unterstützen, ihre Forschung besser zu kommunizieren und die „Scientific Literacy“ der Gesellschaft zu stärken, sei weiterhin wichtig. Unter Berücksichtigung der veränderten „Kräfteverhältnisse in der wissenschaftlichen Informationsökologie“ gelte es jetzt für die Wissenschaftskommunikation, die neue Realität zu verstehen und Fakten und Evidenz in öffentliche Debatten einzubringen.
Die Wirkungen von digitaler Wissenschaftskommunikation hat Niels Mede vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich in einem systematischen Literaturreview untersucht. Anhand von 220 Publikationen aus der Wissenschaftskommunikationsforschung der letzten 30 Jahre analysierte er, welche Länder vorwiegend digitale Wissenschaftskommunikation erforschen, welche Methoden dabei angewandt und welche Themen im Fokus der Forschung stehen. In einem Twitter-Thread fasst er die Ergebnisse zusammen. Sein Fazit: Es gebe bisher kaum belastbare Evidenz, Replikationsstudien fehlen häufig und die Forschung zentriere sich auf westliche Länder. Wissenschaftskommunikation zu Sozial- und Geisteswissenschaften werde außerdem bislang wenig erforscht.
Mehr Wissen
Ist Humor eine wirkungsvolle Strategie in der Wissenschaftskommunikation? Ein Forschungsteam um Leona Yi-Fan Su von der University of Illinois hat in einer Studie humorvolle wissenschaftliche Beiträge auf Twitter und Instagram untersucht. Unter anderem wollten die Forscher*innen herausfinden, wie verschiedene Formen von Humor damit zusammenhängen, ob Posts retweetet, gelikt oder kommentiert werden. Sie stellten fest, dass sich auf Twitter Wortspiele und Satire positiv auf die Reaktionen auswirken. Auf Instagram zeigte sich jedoch kein Zusammenhang zwischen Humor und Interaktion.
Wie funktioniert Wissenschaftskommunikation auf dem sozialen Netzwerk Reddit? Michelle L. Edwards und Caden Ziegler von der Texas State University haben in einer Studie „Ask Me Anything“-Sessions untersucht, die von Wissenschaftler*innen der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration veranstaltet wurden. Unter anderem haben analysiert, inwiefern sich in den Posts Defizit- oder Dialog-Modelle der Wissenschaftskommunikation widerspiegeln. Außerdem identifizieren sie Akteur*innen, die die Wissenschaftskommunikation als Mediator*innen geprägt haben könnten. Die Autor*innen schlussfolgern, dass Wissenschaftskommunikation in sozialen Medien nicht ausschließlich und direkt zwischen Wissenschaftler*innen und Öffentlichkeit stattfindet.
Wie Menschen die Chancen und Risiken von Covid-19-Impfstoffen bewerten, kann unterschiedliche Gründe haben. Gillie Gabay vom Achva Academic College und Mahdi Tarabieh vom Tel-Aviv Jaffa Academic College haben Interviews mit ultraorthodoxen jüdischen Männern in Israel geführt. Sie wollten herausfinden, welche Wahrnehmungen Zögern, Abschreckung und Ablehnung gegenüber Covid-19-Impfstoffen beeinflussen. Ihre Untersuchung zeigte, dass lokale Community-Leader und nationale religiöse Autoritätspersonen die Verhaltensabsichten gegenüber den Impfstoffen maßgeblich prägen. Die Autor*innen schlussfolgern, dass es notwendig ist, wissenschaftliche Grundbildung zu fördern und Misstrauen zwischen Angehörigen der Gesundheitsberufe und religiösen Gemeinschaften zu verringern, um die Impfstoff-Akzeptanz zu erhöhen.
Von Praktikum bis Professur
Für die Synthese- und Kommunikationsplattform („SynCom“) des Forschungsbereichs Erde der Helmholtz-Gemeinschaft wird eine Leitung (w/m/d) des Koordinierungsbüros SynCom am Standort Berlin gesucht. Bewerbungen sind bis zum 15. März möglich.
Wissenschaft im Dialog* hat zwei Stellen im Projektmanagement ausgeschrieben: Gesucht wird ein*e Projektmanager*in (m/w/d) für das Projekt „Make Your School – Eure Ideenwerkstatt“. Die Bewerbungsfrist endet am 28. Februar. Zudem können sich Interessierte bis zum 6. März 2022 als Projektmanager*in (m/w/d) für das Projekt „Jugend präsentiert“ bewerben.
Das Institut für Theoretische Physik der Universität Heidelberg sucht eine*n Akademische*n Mitarbeiter*in (m/w/d) für Wissenschaftskommunikation. Die Bewerbungsfrist für diesen Job endet am 20. Februar.
Das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC mit Hauptsitz in Garching bei München sucht Unterstützung in Form eines*r Mitarbeiter*in Digitale Kommunikation und Marketing. Bewerbungen sind bis zum 28. Februar möglich.
Die Kommunikationsagentur Mann beißt Hund GmbH möchte ihr Team durch eine*n Kommunikationsberater*in mit Agenturerfahrung und Digitalkompetenz verstärken. Für die Stelle gibt es keine Bewerbungsfrist.
Interesse an einer Promotion in der Wissenschaftskommunikation? Die Universität Göttingen hat eine „PhD position in Science Communication“ ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis zum 6. März möglich.
Einstieg in die Wissenschaftskommunikation gesucht? Neben diversen studentischen Hilfskraftstellen in der Jobbörse gibt es auch die Möglichkeit, als „Lots*innen“ die Ausstellung an Bord der MS Wissenschaft zu betreuen oder als Tour-Begleiter*in im Projekt Wissenschaftskommunikation Energiewende von Wissenschaft im Dialog* dabei zu sein.
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Was kommt?
Der nächste „Treffpunkt Wissenschaftskommunikation“ #WisskomMUC findet am 18. Februar um 18 Uhr online statt. Im Mittelpunkt steht die Frage: Braucht Wissenschaftskommunikation Richtlinien? Darüber diskutieren Elisabeth Hoffman, Kommunikationsleiterin der TU Braunschweig, Alexander Güttler, Inhaber einer PR-Agentur und Mitglied des Deutschen Rats für Public Relations, und der langjährige Kommunikationschef der BMW Group, Richard Gaul.
Zum Abschluss des Projekts RETHINK-TRESCA findet vom 21. bis 22. März eine Online-Konferenz zum Motto „Connections, Conversations and Science Communication“ statt. Sie widmet sich dem Thema Vertrauen in Zeiten der Unsicherheit.
Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.
* Wissenschaft im Dialog ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.