Warum sich Wissenschaftler*innen in öffentliche Debatten einbringen sollen, Forschung zum Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit und warum Wissenschaftskommunikation auf Twitter manchmal eskaliert. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.
Panoptikum 22-18 #Motivation #Barrieren #Eskalation
Augen und Ohren auf
Viele Wissenschaftler*innen scheuten davor zurück, sich öffentlich in Debatten einzubringen – aus Angst davor, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Viel zu schnell würden sie als parteiisch wahrgenommen. Aber: Die Öffentlichkeit wünsche sich von Forschenden, ihre Expertise einzubringen. Das schreibt Naomi Oreskes in einem Beitrag in Scientific American auf Basis einer Studie, die sie mit Kolleg*innen der ETH Zürich 2021 veröffentlicht hat.
Über die politische Bedeutung wissenschaftlicher Expertise reflektieren die Autor*innen eines Papers des Mercator Science-Policy-Fellowship-Programms. In einem Gespräch thematisieren die Germanistin Nina Janich, der Professor für Politische Kommunikation Marcus Maurer und der Journalist Wulf Schmiese Wissenschaftskommunikation in Krisenzeiten.
Warum die Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse manchmal auf Twitter eskaliert, fragt die Journalistin Kathrin Kühn. In einem für das soziale Netzwerk typischen Erklär-Thread fasst sie eine Publikation zu „Wissenschaftskommunikation als kommunikative Figuration“ von Irene Broer und Uwe Hasebrink vom Hans-Bredow-Institut zusammen.
Mehr Wissen
Was bringt Amerikaner*innen dazu, sich mit Wissenschaft auseinanderzusetzen – und welche Hürden halten sie davon ab? Christopher Volpe, Eve Klein und Michelle Race sind dieser Frage in einer Studie der Non-Profit-Organisation ScienceCounts und der Association of Science and Technology Centers nachgegangen. Eingeflossen sind Ergebnisse aus Gesprächen in Fokusgruppen und einer Online-Befragung mit mehr als 2.500 Teilnehmer*innen. Es zeigt sich, dass 94 Prozent der Amerikaner*innen an mindestens einem wissenschaftlichen Gebiet interessiert sind. Als Motivation wurden am häufigsten Neugier sowie das Erlernen von Wissen und Fähigkeiten genannt. Bei den Hürden steht Zeitmangel an erster Stelle. Einige Barrieren betreffen bestimmte gesellschaftliche Gruppen mehr als andere. So geben 40 Prozent der schwarzen Befragten an, dass wissenschaftliche Ausstellungen und Angebote, die sich hauptsächlich auf Errungenschaften weißer Männer konzentrieren, abschreckend wirken.
Im Internet findet sich eine Fülle mehr oder weniger wissenschaftlich fundierter Gesundheitsinformationen. Wie diese genutzt werden, haben Lena Gunnarsson und Maria Wemrell von der Universität Örebro und der Universität Lund am Beispiel einer Gruppe von schwedischen Frauen untersucht, die von Nebenwirkungen ihrer Kupferspirale berichten. Aus den Online-Gruppeninterviews und schriftlichen Essays geht hervor, dass die Frauen verschiedene Informationsquellen nutzen und aktiv nach Wissen suchen. Dabei nutzen sie nicht nur wissenschaftlich fundierte Quellen. Die Autorinnen schlagen für solche Prozesse der Wissensbildung den Begriff “collective labour of scientific patchworking” vor.
Wissenschaftsvermittlung sei wichtiger denn je. Trotzdem scheitere die Umsetzung von Zielen häufig in der Praxis, schreibt ein Forschungsteam um Nicole C. Woitowich von der Northwestern University in Chicago. Um zu untersuchen, wie es zu dieser Diskrepanz kommt, haben die Wissenschaftler*innen eine Umfrage unter mehr als 500 Wissenschaftler*innen durchgeführt. Die Ergebnisse sprechen für eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber Wissenschaftskommunikation bei den Befragten, die sich in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren. Sie tun dies aus altruistischen und persönlichen Gründen. Als Hindernisse nennen sie unter anderem Zeit- und Geldmangel.
Von Praktikum bis Professur
Die Technische Universität Berlin sucht Verstärkung in der Kommunikation. Aktuell ist dort eine Referent*innenstelle für Wissenschafts- und Klimakommunikation ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis zum 12. September möglich.
Das IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik sucht eine*n Wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in in der Didaktik der Chemie. Der Dienstort ist in Kiel. Die Stelle ist Teil eines Projekts des Wissenschaftskommunikationsforschungszentrums Kiel Science Communication Network (KielSCN). Die Bewerbungsfrist für diesen Job endet am 21. September.
Das ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH hat eine Stelle als Mitarbeiter*in Kommunikation ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis zum 15. September möglich.
Das Forschungszentrum Informatik (FZI) sucht Mitarbeiter*innen im Eventmanagement mit dem Fokus Wissenschaftskommunikation. Es gibt keine Bewerbungsfrist für diese Stelle.
Zur Verstärkung des Teams Kommunikation sucht Wikimedia Deutschland e. V. eine*n PR-Manager*in Digitale Technologien. Es gibt keine Bewerbungsfrist.
Am Complexity Science Hub Vienna ist eine Stelle als PR, Communications & Outreach Manager*in zu besetzen. Die Bewerbungsfrist endet am 15. September.
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Was kommt?
Das Leibniz-Forschungsnetzwerk R – Räumliches Wissen für Gesellschaft und Umwelt bietet (Wissenschafts-)Journalist*innen die Möglichkeit, sich im Rahmen eines zweimonatigen Recherche-Stipendiums mit dem Thema Raumwissenschaft auseinanderzusetzen. Die Stipendiat*innen erhalten 4.000 Euro im Monat. Sachkosten werden bis zu einer Höhe von insgesamt 2.000 Euro erstattet. Bewerbungen sind bis zum 1. Oktober 2022 möglich.
Vom 12. bis zum 15. September findet an der Humboldt-Universität Berlin der elfte Kongress der Gesellschaft für Philosophie (GAP.11) statt. Den Rahmen bildet in diesem Jahr das Thema „Philosophie und Öffentlichkeit“. Begleitet wird der Kongress durch das Public-Philosophy-Programm „Open Philosophy“.
Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.