Diskussionen zu Vertrauenswürdigkeit von Forschung bei der Lindauer Nobelpreisträgertagung, ausgezeichnete Wissenschaftskommunikationsprojekte und Forschung zu Gesundheitskommunikation im Radio. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.
Panoptikum 22-15 #Klartext #LiNO22 #Radio
Augen und Ohren auf
Welche Gründe gibt es, der Wissenschaft zu vertrauen? Für die FAZ berichtete die Journalistin Sibylle Anderl über eine Diskussion bei der Lindauer Nobelpreisträgertagung zu dieser Frage. Die Konferenz bringt Nachwuchsforschende und Nobelpreisträger*innen zusammen. Das Fazit: Vertrauen darf „nicht allgemein und unkritisch vorausgesetzt werden“. Dafür brauche es Vertrauenswürdigkeit und das gelinge durch mehr Diskussion, Transparenz und Selbstkritik seitens der Wissenschaftler*innen.
Eine stärkere Professionalisierung, mehr Verantwortung und ein breiteres Aufgabenfeld: Wie sich die Rollen von Wissenschaftskommunikator*innen und Personen in der Öffentlichkeitsarbeit im Vereinigten Königreich in den letzten 20 Jahren verändert haben, skizziert das Science Media Center UK in einem Review. Darin gibt es auch sieben Empfehlungen für die damit einhergehenden Herausforderungen.
Seit 20 Jahren zeichnet die Klaus Tschira Stiftung Artikel aus, in denen frisch Promovierte die Forschung hinter ihrer Doktorarbeit auf dem Feld der Naturwissenschaften verständlich erklären. Sechs Gewinner*innen stehen fest, zudem gab es anlässlich des Jubiläums einen Sonderpreis für Infografiken. Zu lesen und sehen gibt es die mit dem 7.500 Euro dotierten Klartext-Preis für Wissenschaftskommunikation ausgezeichneten Texte und Infografik am 13. Oktober, dem Tag der Preisverleihung. Die eigene Forschung nicht in Textform, sondern einem einminütigen Video zu erklären, ist die Aufgabe beim „Science in Shorts“ Award von Nature. Die Top10 sind jetzt online.
Die Mikrobiologin Elisabeth Bik deckt Plagiate auf. Sie sucht aber nicht nach abgeschriebenen Textpassagen, sondern nach manipulierten Bildern in Fachartikeln. Für die ZEIT zeichnete Yannick Ramsel ein Porträt der Plagiatsjägerin.
In einem Beitrag für das institutseigene Magazin kritisiert Fiona Bauer, Praktikantin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), dass „[ihre] Generation mit ihren Wünschen und Interessen im gesellschaftlichen Diskurs kaum wahrgenommen und selten wirklich gehört wird“. Sie fordert daher im Sinne der intergenerationalen Gerechtigkeit neue Stimmen in die Wissenschaftskommunikation einzubringen und beschreibt am Beispiel ihres Podcast-Projekts, wie es gelingen kann.
Mehr Wissen
Wie können komplexe und sensible Gesundheitsthemen übers Radio vermittelt werden? Scott B. Greeves und Rhesa N. Ledbetter von der Idaho State University in den USA diskutieren diese Frage anhand von Erfahrungen mit einer Radioserie über psychische Gesundheit namens MindTap. Die Autor*innen schlagen vor, dass man sich Themen wie psychische Gesundheit am besten mit dem dialogischem Wissenschaftskommunikationsmodell nähern sollte, in dem neben Expert*innenwissen auch Erfahrungswissen von Nicht-Expert*innen Wertschätzung erfährt. Ein weiterer Ratschlag ist, Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und Mitwirkung von Zuhörer*innen zu schaffen.
Wissenschaftskommunikation scheint für Frauen ein attraktives Arbeitsfeld zu sein. Warum das so sein könnte, untersuchen Clare Wilkinson, Elena Milani, Andy Ridgway und Emma Weitkamp von der University of the West of England. Anhand von Daten aus einer Umfrage unter 459 Wissenschaftskommunikator*innen in Italien, den Niederlanden, Polen, Portugal, Serbien, Schweden und dem Vereinigten Königreich fragen sie nach Arbeitspraktiken, Motivationen und Kommunikationsbarrieren. Es zeigte sich, dass in dieser Stichprobe Männer tendenziell eher Universitätsdozenten, Professoren, Blogger, YouTuber oder Social-Media-Influencer waren und weibliche Befragte häufiger Rollen innehatten, die vermitteln und anderen Menschen bei der Kommunikation helfen.
Das europäische Wissenschaftskommunikationsprojekt RETHINK bringt wissenschaftliche und praktische Expertise zusammen, um dazu beizutragen, die Landschaft der europäischen Wissenschaftskommunikation offener, inklusiver und reflexiver zu machen. Elizabeth Rasekoala, Präsidentin von African Gong – the Pan-African Network for the Popularisation of Science & Technology, and Science Communication, überträgt in einem Kommentar für das Journal of Science Communication Ergebnisse des Projekts auf den afrikanischen Kontext. Es sei dabei wichtig, nützliche Empfehlungen aus RETHINK innerhalb der spezifischen Realitäten im globalen Süden neu zu denken und zu hinterfragen, um nicht in die Falle des Eurozentrismus zu tappen. Die Autorin plädiert für eine afrozentristische Herangehensweise und die Dekolonisierung von Praktiken und Programmen der Wissenschaftskommunikation.
Von Praktikum bis Professur
Die WissensWerkStadt in Bielefeld sucht eine*n Mitarbeiter*in Didaktik und Bildungsangebote sowie eine*n Mitarbeiter*in MakerSpace und Co-Creation. Die Bewerbungsfrist für beide Jobs endet am 7. August.
Das Forschungszentrum Jülich sucht eine*n Referent*in Wissenschaftskommunikation. Einsatzort ist eine Außenstelle in Freiburg. Bewerbungen sind bis zum 24. Juli möglich.
Das MIP.Labor der Freien Universität Berlin sucht ein*e Wissenschaftsredakteur*in. Aufgabe ist es, die Ideenwerkstatt weiterzuentwickeln, um Wissenschaftskommunikation in Mathe, Informatik und Physik zu fördern. Der Bewerbungsschluss ist der 25. Juli.
Noch bis zum 22. Juli können sich Interessierte als Praktikant*in am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik)* bewerben. Der Schwerpunkt liegt auf der Redaktion von Wissenschaftskommunikation.de.
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Was kommt?
Auch in diesem Jahr widmet sich der Siggener Kreis, organisiert vom Bundesverband Hochschulkommunikation und Wissenschaft im Dialog* wieder der Zukunft der Wissenschaftskommunikation. Die Denktage finden vom 26. November bis 1. Dezember auf Gut Siggen unter dem Motto „Hinter der Wissenschaftskommunikation“ statt. Sie sollen sich mit dem Auftrag von wissenschaftlichen Einrichtungen und den Motiven und Zielen der Kommunikation befassen. Teilnahmevoraussetzung ist ein maximal zweiseitiges Impulspapier, das Interessierte bis zum 15. August über den Call for Papers einreichen können.
Im Rahmen der European Association of Communication Professionals in Higher Education (EUPRIO) untersucht die ETH Zürich mit einer Umfrage die Praktiken, Herausforderungen und aktuellen Entwicklungen der Hochschulkommunikation. Die Teilnahme ist online möglich.
Im Herbst starten bei I‚m a Scientist parallel zwei Runden zu den Themen Klimawandel und Infektionen. Das Projekt von Wissenschaft im Dialog* bringt Schüler*innen und Wissenschaftler*innen in Livechats zusammen und eröffnet Räume für den Austausch über deren Forschung sowie ihren Berufsalltag. Forschende können sich ab sofort als Expert*innen für die anstehenden Runden bewerben.
Vom 1. Bis 3. Juni 2023 findet die Rhetoric in Society 8 Konferenz der Rhetoric Society of Europe an der Eberhard Karls Universität in Tübingen statt. Beiträge für das Programm können über den Call for Papers eingereicht werden.
Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.
*Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) und Wissenschaft im Dialog sind zwei der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.