Foto: Pixabay, CC0

Panoptikum 22-14 #Politik #Selfiemodus #OpenScience

Eine Evaluation des Instagram-Projekts „Ich bin Sophie Scholl“, wie man Desinformation auf TikTok mittels „Stitch“ bekämpft sowie Forschung zu Open Science und Vertrauen in die Wissenschaft. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.

Augen und Ohren auf

Politikberatung, die Rolle von Expert*innen in modernen Demokratien und Aktivismusvorwürfe gegenüber Wissenschaftler*innen: In der neuen Ausgabe der Fachzeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (APuZ) der Bundeszentrale für politische Bildung beleuchten Melanie Brinkmann, Senja Post, Holger Wormer, Alexander Bogner und weitere Autor*innen das Verhältnis von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Demokratie. Dabei nehmen sie auch die Kritik einer „Politisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse“– gerade in der Pandemie – sowie einer „Epistemisierung des Politischen“ auf.

Eine knappe Millionen Follower*innen zählte das Instagram-Projekt „Ich bin Sophie Scholl“ von SWR und BR zwischenzeitlich. Der Kanal erzählte die letzten Monate von Sophie Scholl im Selfiemodus nach. Im Spiegel erschien jetzt ein Beitrag zu einer noch nicht veröffentlichten Studie der RWTH Aachen, die untersuchte, wie Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren das Social-Media-Projekt wahrgenommen haben. Von den 1250 befragten Schüler*innen hätten nur etwa ein Viertel das Projekt überhaupt bemerkt. Die meisten hielten die Inszenierung für die echte Sophie Scholl. Doch viele Inhalte entsprachen nicht den Fakten. Schon früh kam Kritik am problematischen Umgang mit dem historischen Stoff auf, beispielsweise von der Journalistin Nora Hespers, die sie ausführlich bei Übermedien beschrieb.

Über einen „Graben zwischen Evidenz und Meinung“ und Pseudoexpert*innen, die „interviewt und dadurch erst aufgebaut“ wurden, schreibt die taz-Journalistin Kathrin Zinkant. Im Beitrag zieht sie Bilanz nach zweieinhalb Jahren Wissenschaftsjournalismus in der Pandemie. Ihre Forderung für dessen Zukunft: „Es braucht faktenbasierte Argumente und den Willen, die Kontroversen politisch und gesellschaftlich orientiert zu führen, und zwar aktiv.“

Die Royal Netherland Academy of Arts and Sciences (KNAW) hat die Auswirkungen der Pandemie auf die Forschungsgemeinschaft in den Niederlanden untersucht und in einem englischsprachigen Bericht zusammengefasst. Unter „Lessons Learned“ fassen die Autor*innen auch Lehren für die Wissenschaftskommunikation zusammen: Es gebe einen Bedarf an guter, verantwortungsvoller und transparenter Kommunikation. Aber: “More openness and better communication do not protect against mistrust or politically or economically motivated attacks. Thus, science must not only be able to show its vulnerability, but it must also be resilient.”

Wie sich Desinformation verbreitet und wie durch spielerische Ansätze eine Art Impfung dagegen bewirkt werden kann, fasst der Berater für Krisenkommunikaiton Marcus Ewald in einem Twitter-Thread zusammen. Wie Medizinexpert*innen mit dem TikTok-Feature „Stitch“ Desinformation auf der Plattform zu Gesundheitsthemen bekämpfen, beschreibt Rina Raphael für die New York Times.

Mehr Wissen

Wie stellt der Ende 2021 veröffentlichte Film „Don’t Look Up“ mit Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence Wissenschaft, Wissenschaftler*innen, Wissenschaftskommunikation und das Zusammenspiel von Wissenschaft und Gesellschaft dar? Welche Lehren lassen sich daraus möglicherweise ziehen? Für das Journal of Science Communication versammelt die Linguistin Hannah Little dazu Kommentare von Expert*innen aus Wissenschaft, Medienwissenschaft und Kommunikation, darunter Niels G. Mede von der Universität Zürich und Lars Guenther von der Universität Hamburg.

Können Open-Science-Praktiken das Vertrauen der Öffentlichkeit positiv beeinflussen? Das hat ein Forschungsteam um Tom Rosman und Michael Bosnjak vom Leibniz‑Institut für Psychologie in zwei Studien untersucht. In beiden fanden die Wissenschaftler*innen Belege für die positiven Auswirkungen von Open-Science-Praktiken auf das Vertrauen, in der zweiten Studie waren die Ergebnisse jedoch weniger eindeutig. Die Autor*innenkommen zu dem Schluss, dass Open-Science-Praktiken durchaus dazu beitragen können, das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken. Dabei unterstreichen sie jedoch, dass der Einsatz solcher Praktiken sichtbar und erlebbar gemacht werden müsse.

Um welche Themen kreisen Proteste gegen Impfvorschriften in den USA? Tim F. Liao von der University of Illinois hat Slogans untersucht, mit denen auf die Ankündigung von Corona-Impfvorschriften durch die Biden-Regierung Anfang November 2021 reagiert wurde. Dabei identifizierte er drei Themen: individuelle Rechte und Freiheiten, Widerstand gegen die Kontrolle durch die Regierung sowie als drittes wissenschaftsfeindliche Argumentationen und Desinformation. Zu seinen zentralen politischen Empfehlungen gehört, dass wissenschaftlichen Fehlinformationen entgegengewirkt und dass die individuelle Verantwortung während der Pandemie hervorgehoben werden müsse.

Von Praktikum bis Professur

Die WissensWerkStadt in Bielefeld möchte ihr Team verstärken: Gesucht wird ein*e Mitarbeiter*in Didaktik und Bildungsangebote sowie ein*e Mitarbeiter*in MakerSpace und Co-Creation. Die Bewerbungsfrist für beide Jobs endet am 7. August.

Für eine Außenstelle des Forschungszentrum Jülich in Freiburg ist eine Stelle als Referent*in Wissenschaftskommunikation ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis zum 24. Juli möglich.

Das MIP.Labor der Freien Universität Berlin hat zum Ziel, Wissenschaftskommunikation in Mathe, Informatik und Physik zu fördern und sucht ein*e Wissenschaftsredakteur*in, die dabei unterstützt, die Ideenwerkstatt weiterzuentwickeln. Bewerbungsschluss ist der 25. Juli.

Am Center for Advanced Systems Understanding des Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) ist eine Stelle als Eventmanager*in im Bereich Wissenschaftskommunikation ausgeschrieben. Bewerbungsschluss ist der 10. Juli.

Einstieg in die Wissenschaftskommunikation gesucht? Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik)* sucht eine Praktikant*in mit einem Schwerpunkt in der Redaktion von Wissenschaftskommunikation.de. Bewerbungsschluss ist der 22. Juli.

Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.

Was kommt?

„Transformation gestalten – Wissenschaftskommunikation für eine Gesellschaft im Wandel“: Das Programm zum Forum Wissenschaftskommunikation 2022 zu diesem Motto ist jetzt online. Bis zum 20. September läuft die Anmeldephase für die Fachkonferenz von Wissenschaft im Dialog*. Sie findet vom 4. bis 6. Oktober 2022 in Hannover statt.

Auch der Bundesverband Hochschulkommunikation hat das Programm der Jahrestagung veröffentlicht. Sie findet in diesem Jahr vom 21. bis 23. September in Leipzig statt. Das Thema: Krise als Dauerzustand – Der neue Alltag in der Hochschulkommunikation?

Im IdeenLauf im Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt! haben Wissenschaftler*innen und Bürger*innen die mehr als 14.000 eingereichten Fragen für die Wissenschaft diskutiert und gebündelt. Bis zum 14. Juli läuft die Online-Konsultation, in der Interessierte die 59 Clusterpapiere lesen und kommentieren können.

Um Partizipation geht es auch bei der „Next Grand Challenge“ der Berlin University Alliance. Forschende, Studierende und Jugendliche aus Berlin können bis zum 31. Oktober Themen für ein neues Forschungsvorhaben mitgestalten. Interessierte Jugendliche können sich bis zum 26. August anmelden. Mehr Informationen zu den Zielen und dem Ablauf liefert die Seite www.bua-calling.de.

Bis zum 12. August können sich Kommunikator*innen bis 35 Jahre für den LifeScienceXplained Sartorius-Preis für neue Kommunikation bewerben. Ausgezeichnet werden innovative Kommunikationsformate im Bereich der Life Sciences.

Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.

*Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) und Wissenschaft im Dialog sind zwei der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.