Von der Coronapandemie für andere Krisen lernen, schneller Wissen kommunizieren durch Preprints und Forschung zu älteren Zielgruppen in der Klimakommunikation. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.
Panoptikum 22-12 #Verhaltensmanagement #Kritik #Klimawandel
Augen und Ohren auf
Menschen gezielter ansprechen, zum Handeln anregen und Desinformation bekämpfen: Die Psychologin Cornelia Betsch und die Entscheidungsforscherin Mirjam Jenny blicken im Interview mit den ZEIT-Redakteuren Ulrich Schnabel und Stefan Schmitt auf die Coronapandemie zurück, um aus ihr für die Klimakrise zu lernen. Es sei wichtig, nicht Fakten alleine sprechen zu lassen, sondern sie „mit einem entsprechenden Verhaltensmanagement zusammen[zu]bringen“, empfiehlt Cornelia Betsch. Man solle ihnen vermitteln, „was sie wissen sollten, um klug zu handeln“. Ein wichtiges Sprachrohr seien dabei Stimmen aus der Wissenschaft, sagt Mirjam Jenny: „Das heißt nicht, dass jede Forscherin und jeder Forscher kommunizieren soll. Aber diejenigen, die es tun, müssen unterstützt werden.“
Wo verläuft die Grenze zwischen valider Kritik und Wissenschaftsleugnung? Diese Frage stellte sich ein Team von Wissenschaftler*innen um Stephan Lewandowsky am Beispiel von Covid-19. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachjournal „Annals of the American Academy of Political & Social Science“ veröffentlicht. In einem Tweetorial kommentiert Stephan Lewandowsky die Publikation.
Machen die sozialen Medien Menschen wütender, tragen zur Polarisierung bei oder schaffen Echokammern? Der Psychologe Jonathan Haidt und der Soziologe Chris Bail haben einen Blick in die Forschung geworfen, um diesen Fragen nachzugehen. Gideon Lewis-Kraus hat die Suche nach den Antworten für The New Yorker aufgeschrieben.
In Gesundheitskrisen wie der Coronapandemie gebe es einen dringenden Bedarf an evidenzbasierten Handlungsempfehlungen. Der langwierige wissenschaftliche Publikationsprozess durch Peer-Review sei dabei zu langsam, schreibt Peter Horby vom Pandemic Sciences Institute der Universität Oxford in Großbritannien bei Nature. Deswegen hätten Preprints in der Coronakrise Leben gerettet, da durch sie Wissen schnell kommuniziert werden konnte. Kommentare aus der Wissenschaftscommunity auf den Preprint-Servern und in den sozialen Medien hatten dabei eine wichtige Funktion gehabt, um die Ergebnisse besser einzuordnen. Sein Fazit stützt er auf seine Erfahrungen mit der RECOVERY-Studie, einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie im Vereinigten Königreich, die mehrere zehntausend Menschen einschloss.
In Forschung & Lehre beschreibt die Wissenschaftlerin Julia Ihls das Format „Climate Walks“, bei dem Forscher*innen mit Bürger*innen beim Spaziergang zum Klimawandel und seinen Folgen ins Gespräch kommen.
Mehr Wissen
Bei seinen Workshops zeigt Samer Angelone von der Universität Zürich Wissenschaftler*innen, wie sich Erzähltechniken aus Filmen für Präsentationen und Publikationen nutzen lassen. In einem Beitrag für die Fachzeitschrift Science Communication schreibt der Filmemacher und Forscher, wie der Film „Don’t Look Up“ (2021) mit Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence Herausforderungen von Wissenschaftskommunikation veranschaulicht.
Obwohl ältere Leute eine einflussreiche demografische Gruppe darstellen, werden sie in der Klimakommunikation vernachlässigt, schreibt Briony Latter vom King’s College in London. Die Klimawandel-Forscherin hat untersucht, mit welcher Sprache, dem Fokus auf welchen Werten (zum Beispiel Altruismus) und welchem Framing diese Zielgruppe besser erreicht werden kann. Dazu hat sie eine Methode der Organisation Climate Outreach genutzt, bei der sich Menschen über den Klimawandel austauschen. Die Ergebnisse zeigen, dass den Teilnehmenden Gemeinschaft, Rücksichtnahme und Verantwortung besonders wichtig sind. Betont wird außerdem der Einfluss von Regierungen und Organisationen in Bezug auf den Klimawandel.
Wie unterscheiden sich die Reaktionen auf Facebook-Posts von männlichen und weiblichen Wissenschaftler*innen? Das haben Keren Dalyot, Yael Rozenblum und Ayelet Baram-Tsabari vom Technion – Israel Institute of Technology anhand von Posts und Kommentaren auf einer populärwissenschaftlichen israelischen Facebook-Seite untersucht. Es zeigt sich, dass weibliche Wissenschaftlerinnen mehr irrelevante, feindliche und positive Kommentare bekamen als männliche. Außerdem war zu beobachten, dass sie weniger feindselige Kommentare und Ratschläge erhalten, wenn sie in wissenschaftlichem Jargon schreiben.
Von Praktikum bis Professur
Die acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften sucht eine*n Web- und Mediendesigner*in zur Verstärkung ihres Teams im Bereich Wissenschaftskommunikation. Der Arbeitsort ist München mit weitreichenden Möglichkeiten für mobiles Arbeiten. Die Bewerbungsfrist endet am 20. Juni. Außerdem ist eine Stelle als Redakteur*in Online, Social Media ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis zum 30. Juni möglich.
Die Physikanten GmbH & Co. KG mit Sitz in Witten bei Dortmund ist ein Anbieter von Wissenschaftsshows. Gesucht wird ein*e (Senior) Projektleiter*in Wissenschaftskommunikation. Der Bewerbungsschluss ist der 30. Juni.
Die Hamburg Research Academy sucht ein*e Referent*in in Teilzeit für die Projektkoordination Wissenschaftskommunikation. Der Job beinhaltet unter anderem die Entwicklung neuer Formate. Bewerbungsschluss ist der 19. Juni.
Die Senckenberg-Gesellschaft sucht ein*e PR-Referent*in als Unterstützung der zentralen Koordinationsstelle am Standort Frankfurt für die interne und externe Wissenschaftskommunikation. Bewerbungen sind bis zum 30. Juni möglich.
Wissenschaft im Dialog* sucht eine*n wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in für Surveys im Bereich der Wissenschaftskommunikation. Bewerbungen sind bis zum 19. Juni möglich.
Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) hat eine Stelle als Wissenschaftsredakteur*in für den Standort Bonn ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet am 28. Juni.
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Was kommt?
(Wie) Muss man Wissenschaft kommunizieren? Das ist die zentrale Frage, die die Meeresbiologin Antje Boetius, die Archäologin Alexandra Busch, der Wissenschaftsminister des Landes Rheinland-Pfalz Clemens Hoch, Historiker Lutz Raphael und Kulturpsychologin Lydia Repke mit der Wissenschaftsjournalistin Anna-Lena Scholz diskutieren. Die Podiumsdiskussion findet am 21. Juni ab 14 Uhr vor Ort an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz und im Livestream statt.
Die 7. Österreichische Citizen Science Konferenz steht unter dem Motto „Citizen Science – Warum (eigentlich) nicht?“. Warum Wissenschaftler*innen Interessierte an der eigenen Forschung aktiv teilhaben lassen sollten, wie sich solche Projekte finanzieren lassen und welche Vorteile Forschende selbst daraus ziehen können, sind einige der Leitfragen. Die Tagung findet vom 28. bis 30. Juni in Dornbirn, Österreich, statt. Die Registrierung ist kostenpflichtig und endet am 10. Juni.
Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.
*Wissenschaft im Dialog ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.