Quellenangaben im Journalismus, eine Wissenslandkarte zur Klimakommunikationsforschung und eine Studie zu Visual-Effects in der Wissenschaftskommunikation. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.
Panoptikum 22-11 #Quellen #Klimakommunikation #VisualEffects
Augen und Ohren auf
„Originalquellen werden zitiert“, heißt es in den Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Aber wie sieht das im Journalismus aus, wenn nicht einzelne Arbeiten, sondern ein ganzer Korpus an Forschung die Basis einer Geschichte bilden? Eine Debatte um diese Frage ist als Reaktion auf das New York Times-Projekt „The Ransom“ entbrannt. Das Projekt beleuchtet, wie Entschädigungszahlungen, die Haiti an die ehemalige Kolonialmacht Frankreich leistete, zur Armut des Landes beitrugen. Die Zahlungen sollte Haiti als Gegenleistung für die eigene Unabhängigkeit erbringen. Die Autor*innen listen ihre Quellen – “thousands of pages of original documents, and hundreds of books and articles”, die sie zur Recherche nutzten – in einem Verzeichnis auf. Allerdings sei das keine vollumfängliche Liste: „We cannot cite them all“, schreiben sie. Eine Historikerin, mit der die Journalist*innen über ihre Forschung gesprochen haben und im Artikel unerwähnt bleibt, ist Mary Lewis. Sie kritisiert das Vorgehen auf Twitter. Widerspruch kommt von Reportern wie Adam Davidson. Unter diesen sowie vielzähligen anderen Tweets wird diskutiert, wie im Journalismus mit wissenschaftlichen Quellen und Hintergrundgesprächen mit Expert*innen umgegangen werden soll.
Dear Academia,
I understand that citing others‘ work is crucial to you.
But writing clearly, powerfully, for a broad audience is, also, crucial.
It is very hard to write compellingly while also constantly citing research.
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— Adam Davidson (@adamdavidson) May 22, 2022
Mit dem Zusammenspiel von Wissenschaft und Journalismus beschäftigt sich auch ein Artikel im Onlinemagazin The Scientist. Er gibt Forschenden Tipps für den richtigen Umgang mit den Medien. Darin wird auch beleuchtet, wie wichtig ein besseres Verständnis für die Arbeitsweisen der jeweils anderen Seite ist.
Die Weltgesundheitsorganisation hat eine Übersicht über innovative Konzepte für die Wissenschaftskommunikation in der Coronapandemie veröffentlicht. Darin finden sich aufgetrennt nach Zielgruppen Projekte zur evidenzbasierten Risikokommunikation, Animationen und Chatbots oder Leitfäden. Die 20 Good-Practice-Beispiele sind in Fallstudien beschrieben, die gemeinsam mit den Verantwortlichen der Initiativen entstanden.
Wissenschaftliche Prozesse und Konsens zu verstehen, helfe Unsicherheiten besser zu verstehen und wappne Menschen gegen Desinformation. Das ist ein Schluss im Report der Stanford University zu „Science Education in an Age of Misinformation“. Er befasst sich damit, wie Wissenschaftler*innen und Kommunikator*innen dazu beitragen können, dass Lai*innen wissenschaftliche Expertise und Evidenz besser einschätzen können.
Mehr Wissen
Mit der Visualisierung von wissenschaftlichen Daten mittels Visual-Effects-Software aus der Filmindustrie beschäftigen sich Eric A. Jensen, Kalina Maria Borkiewicz und Jill P. Naiman in einem Essay. Darin zeigen sie, was darüber bekannt ist, wie Menschen auf diese Art der Wissenschaftskommunikation reagieren. Sie bieten einen Überblick über die Literatur zu diesem Thema, die wichtigsten Ergebnisse und Forschungslücken. Sie diskutieren Erkenntnisse zu Verständlichkeit, Filminhalt sowie das Eintauchen in virtuelle Realität und legen damit Grundlagen für Hypothesen, die in zukünftigen Studien getestet werden können.
Die Forschung zur Klimakommunikation sei in den vergangenen Jahren geradezu explodiert, schreiben Chelsea R. Canon, Douglas P. Boyle und K.J. Hepworth in einem Beitrag für Public Understanding of Science. Um Wissenschaftler*innen dabei zu unterstützen, sich in dem schnell entwickelnden Bereich zurechtzufinden, haben die drei Forscher*innen eine Wissenslandkarte zur Klimakommunikationsforschung erstellt. Dazu haben sie Techniken der Netzwerkanalyse und der Datenvisualisierung auf Metadaten von 2.995 Veröffentlichungen angewendet.
Wie hat sich der Covid-19-bedingte Lockdown im Jahr 2021 auf Wissenschaftler*innen und Postdoktorand*innen in Großbritannien ausgewirkt? Das haben Jamie Beverstock und Martyn Pickersgill von der University of Edinburgh in einer kleinen qualitativen Studie untersucht. Sie betrachteten unter anderem, wie Herausforderungen in der Pandemie konstruiert und ausgehandelt werden, und warum sich Forscher*innen zu diesem Zeitpunkt (nicht) auf das Thema Covid-19 ausrichten konnten. Gezeigt wird, wie die Erfahrungen in der Pandemie mit bereits bestehenden professionellen Diskursen – zum Beispiel zu Finanzierungsfragen – interagieren.
Von Praktikum bis Professur
Wissenschaft im Dialog sucht eine*n wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in für Surveys im Bereich der Wissenschaftskommunikation. Bewerbungen sind bis zum 19. Juni möglich.
Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) hat eine Stelle als Wissenschaftsredakteur*in für den Standort Bonn ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet am 28. Juni.
Promotionsmöglichkeit gesucht? Die Universität Göttingen hat eine Doktorandensstelle für Wissenschaftskommunikation zu Forschung mit nichtmenschlichen Primaten ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Mai.
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Was kommt?
Das SPARK-Projekt (Abkürzung für „Sichtbare Potenzialträgerinnen als Rollen(vor)bilder wissenschaftlicher weiblicher Karrieren“) möchte in einer Umfrage herausfinden, welche Faktoren die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft fördern oder hindern. Der Fragebogen richtet sich ausschließlich an weibliche Personen verschiedener Karrierestufen, die wissenschaftlich tätig sind. Ziel ist es, ein evidenzbasiertes Workshopformat für die entsprechende Zielgruppe auf Basis ihrer Bedarfe zu entwerfen.
Eine bundesweite Veranstaltungsreihe widmet sich den Millenium-Problemen, sieben ungelösten Fragestellungen der Mathematik. In zahlreichen Workshops und Vorträgen wird beleuchtet, was sich dahinter verbirgt und wie mögliche Lösungen gefunden werden können.
Das WIMACamp an der Technischen Universität Berlin steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wissenschaftskommunikation und Pandemie“. Das virtuelle Barcamp findet am 30. August von 10 bis 14 Uhr statt und richtet sich an Interessierte aus Wissenschaftsmanagement, -marketing und -kommunikation.
Am 2. Juli gibt es wieder eine Lange Nacht der Wissenschaften Berlin und Potsdam. Der Ticketvorverkauf ist gestartet.
Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.
*Wissenschaft im Dialog ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.