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Panoptikum 22-1 #DontLookUp #Klimabewegung #Geschlechterrollen

Wissenschaftskommunikation im Film, ein Rückblick auf zwei Jahre Coronapandemie und Forschung zu Umweltthemen auf Youtube und Vorurteilen gegenüber weiblichen Wissenschaftlerinnen. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.

Augen und Ohren auf

Der Filmplot von „Don’t Look Up“ ist schnell erzählt: Ein riesiger Komet rast auf die Erde zu, zwei Astronom*innen (gespielt von Jennifer Lawrence und Leonardo DiCaprio) versuchen vor seinen verheerenden Konsequenzen zu warnen und scheitern an der Politik, den Medien und sich selbst. „Die Politiker*innen berechnen genau, wie sich der Komet auf ihre Chancen bei den Zwischenwahlen auswirken wird, die Milliardär*innen erstellen Geschäftspläne, um von dem Kometen zu profitieren, und die Medienanalyst*innen testen, wie gut der Komet in den Umfragen abschneidet“, beschreibt Steve Desch für Slate die Reaktionen auf die Entdeckung der Wissenschaftler*innen.

Auch bei der Kommunikation der beiden Wissenschaftler*innen hakt es: Sie verlieren sich entweder in Fachbegriffen und komplexen astronomischen Zusammenhängen wie Orbitaldynamik und der Oortschen Wolke – und vergessen dabei klarzumachen, dass ein riesiger Komet die Erde zerstören wird – oder sehen sich mit Vorwürfen des Alarmismus konfrontiert. In seinem Artikel für WIRED nimmt Amit Katwala den Film zum Anlass, um über aktuelle Themen in der Wissenschaftskommunikation zu schreiben: Unsicherheiten zu kommunizieren, mit der Infodemie umzugehen und die Rollen kommunizierender Wissenschaftler*innen zu definieren. Auch die Herausforderung das Hyperobjekt Klimakrise – etwas, dessen Ausmaß das menschliche Fassungsvermögen übersteigt – zu vermitteln, wird darin thematisiert.

YouTube

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Nach zwei Jahren Pandemie blickt Helen Branswell in ihrem Artikel für STATNews auf die Lehren aus der aktuellen Krise zurück. Ein Problem, das sie benennt: Viele Menschen verstünden nicht, wie Wissenschaft funktioniere. Sobald die Maßnahmen an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst wurden, wurde das aus ihrer Sicht nicht „als Ausdruck dafür [ge]sehen, dass man mehr über das Virus gelernt hatte“, stattdessen „schienen viele Menschen das Gefühl zu haben, dass sie durch die früheren Ratschläge absichtlich in die Irre geführt worden waren“.

Die Frage, ob Forschende Wissenschaftskommunikation betreiben oder nicht eher die Zusammenarbeit von Wissenschaftler*innen und Kommunikator*innen gestärkt werden sollte, greift der Chefredakteur des Science Magazine Holden Thorp im Editorial der aktuellen Ausgabe auf.

Mehr Wissen

Wie werden Umweltthemen in Videos von Youtuber*innen behandelt? Welche Frames werden dabei bedient? Das haben Cecilia Lartigue und Muriel Lefebvre von der Universität Toulouse II Jean Jaurès gemeinsam mit Guillaume Carbou von Universität Bordeaux am Beispiel von mexikanischen und französischen Youtube-Videos untersucht. Dabei stießen sie auf ein paradoxes Phänomen: Einerseits werden Umweltprobleme als kollektiv verursacht beschrieben, andererseits aber scheinen die Youtuber*innen Lösungen größtenteils auf der individuellen Ebene zu verorten. Das weist laut den Autor*innen auf eine Individualisierung und Entpolitisierung von Umweltthemen hin.

Macht es in der Bewertung eines Impfstoffes einen Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau ihn erfunden haben? Das wollte ein Forschungsteam um İsminaz Doğan von der Koç Universität in der Türkei herausfinden. An einer Stichprobe von 665 Türk*innen untersuchten sie, ob es die Einstellungen gegenüber dem BioNTech-Vakzin und die Impfabsichten beeinflusst, wenn die Betonung stärker auf einem Wissenschaftler oder einer Wissenschaftlerin als Erfinder*in liegt. Bei männlichen Teilnehmern mit einer stärkeren Verhaftung in traditionellen Geschlechterrollen zeigte sich im Vergleich zu solchen mit weniger traditionellen Geschlechterbildern, dass die Anwesenheit einer Erfinderin oder deren gemeinsames Auftreten mit einem männlichen Erfinder die wahrgenommene Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes verringerte. Bei weiblichen Studienteilnehmerinnen beobachteten die Autor*innen keine Unterschiede.

Die Klimabewegungen Fridays for Future und Extinction Rebellion fordern, dass Entscheidungsträger*innen auf Wissenschaftler*innen hören sollten und betonen die Bedeutung wissenschaftlichen Wissens bei demokratischen Entscheidungen. Frauke Rohden von der Universität Oslo hat anhand der Auswahl von Links auf der Website der beiden Bewegungen untersucht, wie diese sich auf Wissenschaft beziehen. Es zeigt sich, dass die Aktivist*innen von Fridays for Future in ihrer Hyperlink-Praxis den Fokus stärker auf die Popularisierung von Wissenschaft und auf die Kommunikation durch Influencer*innen legen. Extinction Rebellion hingegen setzt mehr auf Expert*innen-Kommunikation auf der Basis wissenschaftlicher Publikationen.

Von Praktikum bis Professur

Das Forschungszentrum Jülich sucht Verstärkung: Am Institut für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft (INW) in Köln ist eine Stelle als Referent*in für Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftsmarketing (w/m/d) zu besetzen. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Januar 2022. Zudem ist eine Stelle als Wissenschaftsjournalist*in / Technikjournalist*in (w/m/d) für das Human Brain Project ausgeschrieben. Interessierte können sich bis zum 9. Januar 2022 bewerben.

Das Forschungszentrum Informatik hat eine Stelle als Mitarbeiter*in für das Robotik-Community-Management ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis zum 31. Januar 2022 möglich.

Das Projekt Kiel Science Communication Network (KSCN) sucht eine*n Projektmanager*in. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Januar 2022. Der Arbeitsort ist das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel. Daneben ist im selben Projekt eine Stelle als Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (PostDoc) für die Konzeption und Evaluation von Trainings im Bereich visuelle Wissenschaftskommunikation zu besetzen. Bewerbungen sind bis zum 6. Januar 2022 möglich.

Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.

Was kommt?

Wie kann gute Wissenschaftskommunikation gelingen? Diese Frage soll beim 31. Frankfurter Sonderkolloquium „Wissenschaft kommunizieren“ diskutiert werden. In vier Talks sprechen Expert*innen über zielgruppengerechte Ansprache, den Umgang mit unsachlicher Kritik und den Start in die Wissenschaftskommunikation. Die Veranstaltung findet am 19. Januar ab 15 Uhr online statt. https://www.gdch.de/veranstaltungen/sonderveranstaltungen/sonderveranstaltung.html

Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.