Vertrauen in die Wissenschaft, Politikberatung und die Rolle der Medien in der Coronapandemie sowie Forschung zu Wissenschaftskommunikation im tibetischen Kloster. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.
Panoptikum 21-23 #Transparenz #Drosten #Kloster
Augen und Ohren auf
Die Auswahl wissenschaftlicher Politikberater*innen müsse transparenter werden, schreibt Jan-Martin Wiarda in seinem Kommentar zum Wissenschaftsbarometer 2021. Die Ergebnisse zeigen: Das Vertrauen in Wissenschaft und Forschung ist weiterhin hoch und ein Großteil der Befragten wünscht sich, dass Wissenschaftler*innen die Politik beraten. Dennoch scheint der Auswahlprozess für viele unklar oder intransparent. Der Aussage „Ich habe eine Vorstellung davon, wie die Wissenschaftler ausgewählt werden, die die Politiker beraten“ stimmen lediglich 29 Prozent der Befragten zu. Wiarda fordert deshalb in seinem Beitrag die Politik auf, Wissenschaftler*innen „auf der Grundlage nach außen nachvollziehbarer Kriterien“ auszuwählen und neben fachlicher Expertise „auch Disziplinenvielfalt [zu] berücksichtigen.
Um den Austausch von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft geht es auch im ZEIT-Interview mit Christian Drosten. Mit dem Chefredakteur Giovanni di Lorenzo und Wissen-Ressortleiter Andreas Sentker spricht er über die Schattenseiten seines Status als Person des öffentlichen Interesses, übt Kritik an der Rolle der Medien in der Pandemie und erklärt, warum er das Narrativ der „Pandemie der Ungeimpften“ für falsch hält. Zur Rolle der Forschenden in der Politikberatung sagt er: „Wissenschaftler sollten keine politischen Forderungen stellen, sondern die Situation erklären“.
„Wenn wir die Menschen, die wir zu erreichen versuchen, nicht erreichen, liegt das Problem nicht bei ihnen, sondern bei uns“: Mehr zum Thema Vertrauen (und Misstrauen) in Wissenschaft gibt es im Interview von Dominique Brossard mit dem Science Comedian Brian Malow zu hören. Darin spricht die Professorin und Lehrstuhlinhaber im Fachbereich Life Sciences Communication der University of Wisconsin-Madison über erfolgreiche Risikokommunikation, zielgruppengerechte Ansprache und aktuelle Herausforderungen für die Wissenschaftskommunikation.
Wie eine Social-Media-Grassroots-Kampagne bei Trollkommentaren hilft, zeigt ein Beispiel aus Finnland. Im August 2021 stellte ein finnischer Journalist auf Twitter den Wert bestimmter Forschungsprojekte in Frage. Wissenschaftler*innen reagierten darauf, indem sie unter #minätutkin (übersetzt: ich forsche) kurz beschrieben, woran sie forschen. Der Hashtag erlangte kurzerhand eine große Reichweite, zeitweilig mehr als der Hashtag der finnischen Nationalelf, und wurde bisher mehr als 10.000 Mal verwendet. „Wenn jemand versuchte, einen Forschenden zu trollen oder sich über ihn lustig zu machen, wurden seine Tweets von Tausenden positiver Tweets übertönt“, sagt einer der Initiatoren Sami Syrjämäki im Interview mit nature.com über die Social-Media-Kampagne.
Mehr Wissen
Co-Creation oder „extreme citizen science“ hat das Ziel, Bürger*innen in den gesamten Forschungsprozess einzubeziehen. Wie das funktioniert, hat Barbara Heinisch von der Universität Wien am Beispiel des Citizen-Science-Projekts „Deutsch in Österreich“ untersucht, in dem verschiedene Formen der Beteiligung kombiniert werden: Bürger*innen können unter anderem Forschungsfragen zur deutschen Sprache in Österreich stellen und beteiligen sich an einer Schnitzeljagd nach unterschiedlichen Sprachen und Dialekten. Wie Heinisch zeigt, war die Co-Creation-Idee jedoch schwer umzusetzen, da die Bereitschaft der Teilnehmer*innen gering war, sich an mehr als einem Forschungsschritt zu beteiligen. Die Mehrheit war beispielsweise nicht bereit, Zeit zu investieren, um die eigenen Forschungsfragen zu beantworten.
Barrieren zu überwinden – seien sie sprachlicher oder kultureller Art – ist für die Wissenschaftskommunikation eine Herausforderung. Wie das gelingen kann, hat ein Forschungsteam um Carol M. Worthman von der Emory University im US-amerikanischen Atlanta am Beispiel eines tibetischen Klosters untersucht. Dort werden auf Initiative buddhistischer Mönche westliche Naturwissenschaften in die klösterlichen Lehrpläne integriert. Anhand von Interviews, Umfragen und Berichten der Klosterschüler*innen betrachtete das Forschungsteam unter anderem die Mechanismen, die die Überschreitung von kulturellen Barrieren bei der Vermittlung von Wissen erleichtern.
Welche Rolle spielt das Geschlecht von Wissenschaftler*innen in Online-Foren? Austin Y. Hubner und Robert Bond von der Ohio State University in den USA haben Interaktionen zwischen Wissenschaftler*innen und der Community der Online-Plattform Reddit untersucht und dabei mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede im Kommunikationsstil und Unterschiede in der Beliebtheit in den Blick genommen. Dabei stellten sie fest, dass männliche Wissenschaftler bei den „Ask Me Anything“-Sitzungen mehr Kommentare als weibliche Wissenschaftlerinnen erhalten. Die Punktzahl, die sich aus Positiv- und Negativbewertungen von Nutzer*innen berechnet, ist jedoch bei beiden Gruppen gleich. Insgesamt wiesen die Ergebnisse darauf hin, dass das Reddit-Format für weibliche wie männliche Wissenschaftler*innen eine geeignete Plattform sei, um mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten, schreiben die Autoren.
Von Praktikum bis Professur
Die Hochschule RheinMain sucht für den Fachbereich Wiesbaden Business School eine*n Technische*n Mitarbeiter*in Digitale Produktion (m/w/d). Die Bewerbungsfrist endet am 1. Januar 2022.
Im Projekt Jugend präsentiert von Wissenschaft im Dialog* ist eine Stelle als Bürokaufmann/Bürokauffrau (m/w/d) zu besetzen. Bewerbungen sind bis zum 12. Dezember 2021 möglich.
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften sucht eine*n Redakteur*in (m/w/d) Print und Online im Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Auf diese Stelle kann man sich bis zum 30. November 2021 bewerben.
Am Leipzig Research Centre Global Dynamics (ReCentGlobe) ist zum 1. Januar 2022 eine Stelle als Leitung der Wissenschaftskommunikation im Verbundprojekt „Rassismus in staatlichen Institutionen“ zu besetzen. Die Bewerbungsfrist endet am 19. November 2021.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. sucht eine*n Referent*in (m/w/d) für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Bewerbungen sind bis zum 21. November 2021 möglich.
Die FernUniversität in Hagen hat eine Stelle als Wissenschaftskommunikator*in ausgeschrieben. Der Bewerbungsschluss ist der 28. November 2021.
Das Kiel Science Communication Network sucht eine*n Wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in mit Schwerpunkt Informationsdesign (m/w/d). Der Arbeitsort ist die Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Bewerbungen sind bis zum 30. November 2021 möglich.
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Was kommt?
So geht guter Technikjournalismus: Unter diesem Motto findet am 23. November 2021 um 19:30 Uhr die Verleihung des PUNKT – Preis für Technikjournalismus und Technikfotografie der acatech mit anschließendem Gespräch statt. Der Eintritt ist frei; eine Anmeldung ist bis zum 22. November möglich.
Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.