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Open Science, aber richtig! Was wir aus der „Heinsberg-Studie“ lernen können

Die schnelle öffentliche Verbreitung von Forschungsergebnissen ist ein Merkmal von Open Science. Die „Heinsberg-Studie“ zeigt, auf welche Fallstricke es dabei zu achten gilt. Ein Kommentar.

In Zeiten von Corona wird der Ruf nach Zugang zu akademischem Wissen, öffentlich zugänglichen Daten und Studien und einer transparenten Kommunikation immer lauter – kurzum, „Open Science“ ist Teil der öffentlichen Debatte geworden. Gleichzeitig werden genau diese Open-Science-Praktiken in der Öffentlichkeit vielfach kritisiert oder aus dem Kontext gerissen dargestellt. Wir wollen daher anhand der laufenden Debatten im Spannungsfeld zwischen einer Öffnung der Wissenschaft und einem autoritätenbasierten Krisenmanagement den Herausforderungen von guter Open-Science-Praxis nachgehen und die Kritik, aber auch die positiven Möglichkeiten für ein neues Wissenschaftsverständnis in den Fokus rücken.

„Zentrale Prinzipien von Open Science sind gerade die größtmögliche Transparenz und schnelle Öffnung des Wissens für einen breiten Diskurs.“ Tamara Heck & Philipp Schrögel
In Deutschland wurden in den vergangenen Monaten wissenschaftliche Prozesse und Ergebnisse in den Medien so präsent wie selten zuvor diskutiert, beispielsweise die sogenannte „Heinsberg-Studie“ und die Studie zur Viruslast bei Kindern des Charité-Virologen Christian Drosten. Dabei wurden nicht immer nur die wissenschaftlichen Erkenntnisse willkommen geheißen, sondern vielfach auch Aspekte wie die wissenschaftliche Qualität und Aussagekraft der Studien oder die Art der Kommunikation der Ergebnisse heftig kritisiert (siehe beispielhaft den Bericht des BR, zum Kontext ein Interview mit Christian Drosten in der Süddeutschen Zeitung). 

Bei diesen Kritiken wird das Spannungsverhältnis zwischen Verbreitungsgeschwindigkeit und Qualität wissenschaftlicher Erkenntnisse besonders deutlich. Dabei sind zentrale Prinzipien von Open Science gerade die größtmögliche Transparenz und schnelle Öffnung des Wissens für einen breiten Diskurs. Was können wir nun aus den Debatten über wissenschaftliche Integrität in Krisenzeiten für eine gute Open-Science-Praxis lernen? 

Ein exemplarischer Rückblick: Die „Heinsberg-Studie“

Anfang April diesen Jahres hat der Virologe Hendrik Streeck zusammen mit Kolleginnen und Kollegen die Zwischenergebnisse der „Heinsberg-Studie“ auf einer Pressekonferenz präsentiert. Diese Präsentation erfolgte bereits vor Veröffentlichung eines Manuskripts und der zugehörigen Forschungsdaten. Erst Anfang Mai wurde ein erster Preprint-Artikel dazu auf medRxiv hochgeladen, der Anfang Juni aktualisiert wurde. Aktuell (Stand 17.07.2020) liegt noch kein Peer-Review der Studie vor. Andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kritisierten in der öffentlichen Diskussion, dass die Forschenden „nur“ Zwischenergebnisse hatten, dass kein wissenschaftliches und geprüftes Manuskript und keine Forschungsdaten vorlagen, und dass die knappen Zwischenergebnisse erstmals auf einer nationalen Pressekonferenz der Öffentlichkeit präsentiert wurden.

„Open Science verlangt die konsequente Umsetzung guter wissenschaftlicher Praxis.“ Tamara Heck & Philipp Schrögel
Ist das Vorgehen in diesem Fall im Sinn von Open Science, und wenn ja, steht Open Science dann vielleicht im Widerspruch zu den klassischen wissenschaftlichen Werten? Keineswegs: Open Science verlangt die konsequente Umsetzung guter wissenschaftlicher Praxis. Eine offene Wissenschaft hat aber auch das Ziel, Wissenschaft noch stärker als bisher als Gemeinschaft zu betreiben. Daher ist die Leitidee der Open-Science-Bewegung, wissenschaftliche Prozesse – von den Ideen über die Methoden, Analysen und Daten hin zu den (Zwischen-)Ergebnissen – so früh wie möglich zu veröffentlichen. Das Prinzip lautet dabei aber bewusst nicht „publishing as fast as possible“, sondern „sharing knowledge as early as possible“. Das bedeutet, bei Open Science sollte es Forschenden nicht vorrangig darum gehen, als Erste finale Ergebnisse in einer traditionellen Form wie einem Artikel in einem möglichst renommierten Journal zu publizieren, sondern alles Wissen, das im Prozess des Forschens entsteht, so früh wie möglich zu teilen, beispielsweise über neue Publikationsformate.

Dabei gilt es zu bedenken, dass wissenschaftliche Erkenntnisse immer mit einer gewissen Unsicherheit und Vorläufigkeit verbunden sind und ausdrücklich der Diskurs mit Fachkolleginnen und -kollegen gesucht wird. Gerade wenn das Wissen bereits im Entstehungsprozess geprüft und besprochen wird, werden vorhandene Ressourcen am effektivsten eingesetzt. In Krisenzeiten kann man nicht – wie sonst üblich – Monate oder sogar Jahre auf die Veröffentlichung in einer akademischen Zeitschrift warten, um Forschungsergebnisse eingehend zu prüfen und zu kritisieren.

Viele Forschende, die zu Covid-19 arbeiten, folgen diesem Open-Science-Prinzip und veröffentlichen ihre Daten und Ergebnisse so schnell wie möglich; Forschungsdaten und wissenschaftliche Manuskripte werden auf gemeinschaftlichen Online-Plattformen für Covid-19 geteilt und gesammelt. Nach einer Schätzung umfasst die seit Januar 2020 zu Covid-19 veröffentlichte Literatur mehr als 25.000 Manuskripte, wobei sich die Menge alle 20 Tage verdoppelt. Damit wird die Öffentlichkeit Zeugin einer der größten Explosionen von wissenschaftlicher Literatur in der neueren Zeit. Sogenannte Preprint-Server oder Repositorien wie preprints.org, OSF-preprints, bioRxiv oder medRxiv ermöglichen die Publikation in einer Geschwindigkeit, die in der bisherigen Veröffentlichungspraxis nicht üblich war. 

Doch zu viel Unsicherheit, oder gar falsche Ergebnisse, können auch großen Schaden anrichten, gerade wenn die Politik daraus gesellschaftsrelevante Entscheidungen ableitet. Die Akteure haben rasch gelernt: Einige Plattformen wie bioRxiv und medRxiv änderten ihre üblichen Qualitätssicherungsprozesse und begannen stärker zu reglementieren. Beispielsweise werden eingereichte Preprints nun stärker und gezielt geprüft, besonders wenn es sich um medizinische Forschung handelt, die Auswirkungen auf Therapien haben könnte oder komplexe statistische Analysen beinhaltet.  

Die Wissenschaft hat mit dem Peer-Review ein wichtiges Instrument zur Prüfung von Forschungsmethoden, -analysen und -ergebnissen etabliert – wenn auch das traditionelle Peer-Review-Verfahren seine Schwächen hat (siehe hierzu eine Publikation von Bodo Rödel und ein Interview mit Tony Ross-Hellauer). Auf Preprint-Servern sind die meisten Publikationen zuvor noch keinem Peer-Review unterzogen worden, damit sie schneller anderen Forschenden zugänglich gemacht werden können. Sie werden also erst nachträglich in einem „Post-Publication Peer-Review“ öffentlich diskutiert und begutachtet. Betrachtet man Preprints als Werkzeug, das die Befolgung des Prinzips der frühestmöglichen Veröffentlichung sicherstellt, und klassisches Peer-Review vor einer Veröffentlichung als Werkzeug, um das Prinzip der Qualitätssicherung zu gewährleisten, wird klar, dass das eine Prinzip mitunter zu Lasten des anderen geht. 

Verfügbarkeit kritischer wissenschaftlicher Informationen: Offene Daten als „Muss“

Gemäß dem Prinzip FAIR (findable, accessible, interoperable, reusable) strebt eine offene Wissenschaft stets nach der größtmöglichen Transparenz und Prüfbarkeit des Forschungsprozesses. Denn Open Science will nicht nur Ergebnisse zugänglich machen: Erst das Teilen von vorläufigen und endgültigen Forschungsdaten, aber auch von Methoden, Protokollen und Standards macht eine Überprüfung der Ergebnisse überhaupt möglich. 

„Im Fall der ‚Heinsberg-Studie‘ waren die Daten zum Zeitpunkt der Pressekonferenz nicht verfügbar, eine rasche Beurteilung ihrer Qualität damit nicht möglich.“ Tamara Heck & Philipp Schrögel
Im Fall der „Heinsberg-Studie“ waren die Daten zum Zeitpunkt der Pressekonferenz nicht verfügbar, eine rasche Beurteilung ihrer Qualität damit nicht möglich. Das entspricht nicht der Idee von Open Science und ist zu kritisieren. Dass eine direkte vollständige Transparenz größere zeitliche Kapazitäten der Forschenden verlangt und besserer technischer Lösungen bedarf, ist eine Herausforderung, die es in Zukunft anzugehen gilt.

Die Kritik am Fehlen offener oder teil-offener Daten richtet sich derzeit aber nicht nur an die Wissenschaft. Auch die öffentliche Hand ist gefordert, möglichst rasch und unter Wahrung des Datenschutzes relevante Informationen zu sammeln und zur Verfügung zu stellen. Die Krise zeigt, wie wenig die dafür notwendigen Protokolle und Infrastrukturen noch entwickelt sind und dass ein großer Handlungsbedarf besteht. Die Wissenschaft kritisiert hierbei zu Recht die schlechte Qualität und fehlende Nachvollziehbarkeit von zugänglichen Gesundheitsdaten und deren Kontextinformationen – diese Daten sind nämlich häufig nicht „FAIR“. 

Medialisierte Kommunikation: Offenheit deckt Interessen von Akteuren auf

Open Science betrifft auch die Art und Weise, wie wissenschaftliche Erkenntnisse an und in diversen Öffentlichkeiten kommuniziert werden. Dies betrifft neben traditionellen wissenschaftlichen Publikationsformaten wie Wissenschaftsmagazinen auch die Massenmedien und digitalen Öffentlichkeiten. Das heißt, bei der Umsetzung von offener Wissenschaft erweitert sich der Kreis der beteiligten Akteure.

Mit Blick darauf ist die Veröffentlichung der „Heinsberg-Studie“ in vielerlei Hinsicht ein besonderes Ereignis. So hatte Ministerpräsident Armin Laschet als Auftraggeber der Studie zuvor bereits eine pointierte politische Position bezogen und mutmaßlich auf bestimmte wissenschaftliche Ergebnisse gewartet oder zumindest gehofft. Zudem wurden die Ergebnisse in einer Pressekonferenz zusammen mit dem Ministerpräsidenten veröffentlicht, begleitet von einer PR-Kampagne der professionellen Agentur Storymachine – ein Vorgehen, das zwar aus der Pandemie-Situation heraus zu verstehen ist, aber für vorläufige Zwischenergebnisse, ohne Einblicke in die Daten oder Veröffentlichung selbst zu gewähren, sehr bemerkenswert ist. 

„Die Beschreibung als ‚politisch motivierte Auftragsforschung‘ ist an dieser Stelle durchaus zutreffend, aber es ist fraglich, ob sich daraus ein Vorwurf konstruieren lässt.“ Tamara Heck & Philipp Schrögel
Die Beschreibung als „politisch motivierte Auftragsforschung“ ist an dieser Stelle durchaus zutreffend, aber es ist fraglich, ob sich daraus ein Vorwurf konstruieren lässt. Denn Forschung ist nie frei von Motiven, auch vermeintlich unabhängige Grundlagenforschung nicht. Sogenannte „Auftragsforschung“ stellt an sich ebenfalls kein Problem dar. Freilich muss es dabei um einen Forschungsauftrag, und nicht, wie in diesem Fall oft unterstellt, um einen „Ergebnisauftrag“ gehen. 

Aus Kommunikationsperspektive ist die Darstellung der Entwicklungen und Akteure in den Massenmedien kritisch zu hinterfragen. Begünstigt durch die bereits bestehenden gesellschaftlichen und politischen Debatten wurde die wissenschaftliche Arbeit zum Coronavirus in Deutschland in einigen Medien als interpersonaler Konflikt zweier in Konkurrenz stehender Helden inszeniert – Prof. Drosten und Prof. Streeck, teilweise auch noch in Ergänzung Prof. Kekulé (siehe beispielhaft Berichte im Merkur und Spiegel). Dieser Erzählung folgend wurde auch in der massenmedialen Berichterstattung zur „Heinsberg-Studie“ der Fokus auf den Konflikt gelegt (vergleiche hierzu auch die Meinung von Dieter Lenzen, Präsident der Uni Hamburg).

Was den Präsentationsstil angeht, ist in der journalistischen und öffentlichen Bewertung mehr Sensibilität für die mediale Inszenierung gefordert. In der Vergangenheit war ein derartiges Bewerben von wissenschaftlichen Erkenntnissen charakteristisch für einige der bekanntesten pseudo-wissenschaftlichen Behauptungen und hat die Bezeichnung „Science by Press Conference“ geprägt: ob 1998 die falsche Behauptung von Andrew Wakefield, dass Impfungen Autismus auslösen, oder 2012 die fehlerhafte Studie von Gilles-Éric Séralini, die eine krebserzeugende Wirkung gentechnisch veränderter Pflanzen belegen sollte. Sicher erzeugte die Pandemie-Situation eine politische Dringlichkeit, aber gerade bei Fragen der öffentlichen Gesundheit muss ein bedachter Kommunikationsstil gewählt werden.

„Offene Wissenschaft muss mit Nachfragen und Kritik von Seiten der Öffentlichkeit umgehen lernen.“ Tamara Heck & Philipp Schrögel
Die heutige Wissenschaft hat dank digitaler Technologien mehr Möglichkeiten, Forschungsprozesse und -ergebnisse zu kommunizieren und Interessierte auch direkt an diesen Prozessen teilhaben zu lassen. Forschende veröffentlichen ihre Arbeiten für alle frei zugänglich (Open Access), bloggen oder sind auf Social Media aktiv. Damit wird ein vormals abgegrenzter, innerwissenschaftlicher Diskurs einerseits zugänglich, aber eben auch von verschiedensten nicht-wissenschaftlichen Positionen angreifbar. Neue Herausforderungen dabei sind beispielsweise fehlerhafte oder gar absichtlich irreführende, politisch motivierte Auslegungen von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Forschung, Politik und Medien sollten sich diesen Herausforderungen stellen. 

Lessons learned – was wir für die Zukunft lernen können

Wir können aus der „Heinsberg-Studie“ und den darüber entstandenen Diskussionen fünf Lektionen ableiten, die die Wichtigkeit von Open Science und geeigneter Kommunikationsformen in gesellschaftlichen Krisensituationen unterstreichen. 

  1. Es gibt keine Abkürzung – wissenschaftliche Kommunikation braucht Sorgfalt und Zeit. Gerade in Krisensituationen und bei Themen, die die Gesundheit und andere Aspekte höchster gesellschaftlicher Relevanz betreffen, muss besondere Sorgfalt in die Kommunikation von Forschung,  wissenschaftlichen Abläufen, (vorläufigen) Forschungsergebnissen und ungesichertem Wissen einfließen. Auch die Einordnung von Erkenntnissen und die Darstellungsweise müssen sorgfältig gewählt sein. Im Medizinjournalismus haben sich dafür geeignete Kriterien etabliert. Dazu muss dem Kommunikationsprozess genügend Zeit eingeräumt werden.
  2. Ergebnisse vs. Entscheidungen – es braucht klare Kommunikation von Erwartungen und Leistungen. Forschende sind es oftmals nicht gewohnt, direkt mit unterschiedlichen Öffentlichkeiten zu kommunizieren. Die Kommunikation innerhalb von Disziplinen folgt wissenschaftskulturellen Mustern, die sich Forschende während Studium und Berufsausübung aneignen. Offene Wissenschaft muss daher mit Nachfragen und Kritik von Seiten der Öffentlichkeit umgehen lernen. Dazu gehört auch, dass die Wissenschaft erläutert, wie Forschungsergebnisse einzuordnen sind, was sie überhaupt leisten kann und an welchen Stellen noch mit unsicherem Wissen umgegangen wird.
    „Vorläufige wissenschaftliche Erkenntnisse werden umso schneller zu gesichertem Wissen, je zügiger sie nachgenutzt und einer kritischen Prüfung unterzogen werden können.“ Tamara Heck & Philipp Schrögel
  3. Fehlende Formate – Weiterentwicklung und Nutzung geeigneter Kommunikationsformen. Die bisherigen Formate der Wissenschaftskommunikation (zum Beispiel journalistische Aufbereitung der Forschungsergebnisse), der innerwissenschaftlichen Kommunikation (zum Beispiel Zeitschriftenartikel) und der Öffentlichkeitsarbeit (zum Beispiel Pressekonferenzen) erfüllen die Anforderungen an sorgfältige und erwartungsgerechte Kommunikation (noch) nicht vollumfänglich. Im Sinne von Open Science bietet es sich hier insbesondere an, digitale Formate (weiter) zu entwickeln, beispielsweise Plattformen wie Outbreaksci.prereview.org/ oder Prereview.org/, die bislang eher für den innerwissenschaftlichen Austausch genutzt werden und einen Qualitätssicherungsprozess anstoßen. Dafür sollte sich auch die Open-Science-Community stärker einsetzen und der Gesellschaft das Bewusstsein von Wissenschaft als dynamischen Prozess näherbringen (vergleiche hierzu den Beitrag von Mafalda Sandrini und Kata Katz).
  4. Intransparenz schafft Zweifel – zügige Öffnung von kritischen Bestandteilen des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses. Man kann nicht oft genug erwähnen, dass vorläufige wissenschaftliche Erkenntnisse umso schneller zu gesichertem Wissen werden, je zügiger sie nachgenutzt und einer kritischen Prüfung unterzogen werden können. Dazu müssen alle kritischen Bestandteile des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses, also alles, was der Beurteilung eines Forschungsergebnisses dienlich ist, transparent verfügbar gemacht werden. Dies ist das Kernziel von Open Science und auch bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie war und ist dies ein wichtiger Aspekt. So erlaubte das Teilen der Gensequenzen des Virus die zügige Entwicklung von Antikörpertests.
  5. Robustes Wissen entsteht gemeinschaftlich. Eine transparente Nachvollziehbarkeit der am Erkenntnis- und Qualitätssicherungsprozess beteiligten Parteien verdeutlicht zudem, dass Wissenschaft nie ein Ergebnis von Einzelaktivitäten, sondern immer eine kollektive und im besten Fall kollaborative Unternehmung ist. Was in den Medien mitunter als Streit unter Forschenden deklariert wird, ist ein notwendiger Prozess der Erkenntnissicherung und entspricht dem Prinzip des Peer-Review. Wissenschaftliche Ergebnisse können nur innerhalb dieses Zusammenhangs interpretiert und durch Kollaboration zu gesichertem Wissen werden. In Krisensituationen sind traditionelle Formate wie Artikel in Fachmagazinen aber zu langsam, daher müssen andere Formate gefunden werden.

 

Dieser Beitrag ist die gekürzte Fassung eines längeren Diskussionspapiers, das hier verfügbar ist: Osf.io/preprints/metaarxiv/54zx2/

Tamara Heck und Philipp Schrögel haben die Erstellung der gekürzten Fassung verantwortet. Alle Inhalte und Überlegungen basieren auf der gemeinsamen Erstellung des Diskussionspapiers mit folgenden Beteiligten (eine detaillierte Darstellung der Rollen ist in der Langfassung verfügbar): Nate Breznau, Universität Bremen; Caroline Fischer, Universität Potsdam; Jo Havemann, Access 2 Perspectives; Tamara Heck, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation; Katja Mayer, Universität Wien; Isabella Peters, Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft & Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; Philipp Schrögel, Karlsruher Institut für Technologie; Hans Henning Stutz, Aarhus University

Die Autorinnen und Autoren des Diskussionspapiers sind OpenScience-Advokatinnen und -Advokaten des Wikimedia Fellow-Programms Freies Wissen (2019/2020). Die Idee zum Beitrag wurde in dieser Forschenden-Gemeinschaft initiiert. Die Autorinnen und Autoren bedanken sich bei den anderen Open-Science-Advokatinnen und -Advokaten für zahlreiche Kommentare und Feedback zum Beitrag. 

 

Gastbeiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.