Es bleibt dabei: Je einfacher und verständlicher sich ein Text liest, desto mehr Schweißperlen sind geflossen, um ihn zu verfassen. Nach unseren ersten fünf Schreibtipps nun Teil II mit fünf weiteren Anregungen für gute Texte.
Noch mehr Schreibtipps für überzeugende Texte
In diesen fünf Tipps1 (Teil II) geht es um den Aufbau von Texten. Außerdem um Stilmittel wie rhetorische Fragen und persönliche Eindrücke.
1) Populäre Texte folgen einem anderen Aufbau, als wir es von wissenschaftlichen Texten gewohnt sind. Eine Kernbotschaft gleich zu Beginn vermittelt beispielsweise das Ergebnis einer Forschungsarbeit. Diese Kernbotschaft gibt damit die Antwort auf das „Was?“, also auf die wohl wichtigste der sieben „W-Fragen“ (Was? Wer? Wann? Wo? Wie? Warum? Woher?). Sich an diesen Fragen zu orientieren, verhilft zu einem logischen Aufbau, der erkennbar einem roten Faden folgt.
2) Floskeln und Allgemeinplätze eignen sich ausdrücklich nicht als Einstieg in einen Text („Jeder kennt es, … / Immer mehr Menschen …“). Dies gilt auch für das Textende („Weitere Arbeiten auf diesem wichtigen Gebiet sollten … / Es bleiben also viele Fragen offen …“). Viel eleganter ist es, das Thema mit einer klaren Kernbotschaft einzuleiten und es zum Ausklang mit einer Zukunftsperspektive zu versehen („Nun träumen die Forscher davon, mit dieser Methode in einigen Jahren …“).
3) Rhetorische Fragen sind als Stilmittel nur bedingt sinnvoll, weil sie sich eigentlich schon von selbst beantworten. Beispiel: „Kann ein unscheinbarer Pilz helfen, den Mechanismus besser zu verstehen?“ Die Antwort lautet logischerweise „Ja“, denn, Gegenfrage: Wäre er sonst Thema eines veritablen Berichts? Eben. Setzen Sie Fragen lieber ein, um Neugierde zu wecken: „Doch wie kann so ein unscheinbarer Pilz dabei helfen, den Mechanismus besser zu verstehen? Nun, seine Sporen enthalten …“.
4) Die geneigte Leserschaft wird es zu schätzen wissen, wenn nicht ständig zwischen den Zeilen der Oberlehrer durchschimmert („Wie jeder noch aus Schulzeiten wissen sollte, haben Bakterien …“). Übrigens werden Leser und Leserinnen weder in wissenschaftlichen noch in wissenschaftsjournalistischen Texten mit einer Anrede bedacht („Dazu müssen Sie wissen, dass Bakterien …“). Dies lässt sich in aller Regel auch gut vermeiden („Bekanntlich haben Bakterien …“).
5) Selbst ein ganz sachlich und nachrichtlich gehaltener Text muss nicht „knochentrocken“ sein. Kommunikatoren zelebrieren in diesen Tagen geradezu rituell den Begriff Storytelling. Wir dürfen uns dem ein wenig entziehen, nehmen jedoch als Botschaft mit: Es kommt gut an, wenn Experten andere Menschen teilhaben lassen an dem, was sie freut. An dem, woran sie fast verzweifelt wären. An dem, worüber sie immer wieder aufs Neue staunen. Aber, aufpassen: Bitte dabei den Forschungsgegenstand nicht verniedlichen („die possierlichen Einzeller“, „das tapfere Pflänzchen“), das wirkt auf Außenstehende schnell albern.