Die Lange Nacht der Wissenschaften Nürnberg-Fürth-Erlangen ist verschoben. Ersatz verspricht die Online-Veranstaltung G‘scheid schlau, die ein langes Wochenende mit Forschungsthemen füllt. Ein Gespräch mit der Projektverantwortlichen Nadine Ballenberger über Wissenschaftskommunikation im Digitalen.
Neunzig Stunden Wissenschaft
Frau Ballenberger, die Lange Nacht der Wissenschaften in Nürnberg-Fürth-Erlangen ist verschoben auf das Frühjahr 2022. Es gibt aber einen digitalen Ersatz. Wie läuft das Lange Wochenende der Wissenschaften vom 21. bis 24. Oktober 2021 online ab?
Von Freitag bis Sonntag wird es 200 digitale Veranstaltungen zum Langen Wochenende der Wissenschaften geben. Insgesamt sind das über 90 Stunden Programm. Wir sind am Donnerstag mit einer öffentlich gestreamten Überraschungssendung aus dem roten Salon des Z-Baus in Nürnberg gestartet, die Lust auf die nächsten Tage machen soll.
Gewöhnlich laden Lange Nächte der Wissenschaften die Teilnehmenden zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Wissenschaftler*innen führen beispielsweise durch die Labore oder experimentieren live. Wie können Teilnehmende auch digital interagieren?
Das ist ja eigentlich der Kern einer Langen Nacht der Wissenschaften, dass die Teilnehmenden und Forschenden miteinander sprechen, nachfragen und mitmachen können. Deswegen wollen wir nicht einfach Vorträge streamen, bei denen alle nur zuhören, dann könnten sie gleich zu Youtube wechseln. Bei Vorträgen bauen wir immer ein interaktives Tool wie eine Umfrage, Quiz oder einen Chat ein. Wir wollten es auch ermöglichen, Workshops für Kleingruppen online durchzuführen. Teilweise gibt es dazu dann Listen, was die Teilnehmenden vorab besorgen sollen. In einem Workshop können die Teilnehmenden beispielsweise mit dem 5-Euro-Computer Raspberry Pi Pico die Programmiersprache Python kennenlernen und kleine Anwendungen und Spiele programmieren. Dazu müssen sie vorab ein Display, Taster, LEDs und Verbindungskabel kaufen. Es gibt auch eine Molekularküche, bei der Besucher*innen die Experimente mit haushaltsüblichen Mitteln zuhause nachmachen können, oder ein Live-Experiment zu Wahrnehmungsphänomenen.
Wie kann online ein Blick hinter die Kulissen von Hochschulen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Forschungsinstituten gelingen?
Haben Sie die Veranstaltung analog geplant und dann ins Digitale übertragen oder sie sofort als Online-Format konzipiert?
Wir haben gesehen, dass die Lange Nacht der Wissenschaften nicht in diesem Herbst stattfinden kann. Deshalb haben wir direkt überlegt, wie wir eine solche Veranstaltung digital umsetzen könnten. Mit unseren Partnern haben wir dann besprochen, ob sie Lust hätten, mit uns auszuprobieren, Wissenschaftskommunikation in den digitalen Raum zu holen. Wir haben das Konzept dann rein digital geplant und recherchiert, mit welcher Plattform sich das umsetzen ließe. Mittlerweile gibt es enorm viele Tools und Möglichkeiten. Im Team haben wir dann Anleitungen und Handreichungen für unsere Partner geschrieben, welche Formate sich eignen, welche digitalen Tools zur Verfügung stehen und wie Networking und Austausch gelingen kann. Im Programm gibt es jetzt Live-Vorträge, Workshops, Science Slams, interaktive Führungen, Experimente, Speed-Dating oder ein Retro-Mini-Quizgame, für das alle Partner Wissensfragen eingereicht haben.
Welche Aspekte sind online schwieriger, welche einfacher umzusetzen?
Digital einfacher umzusetzen sind auf jeden Fall Formate, die lange dauern. Beispielsweise wird es ein 3D-Druck-Projekt geben. Dabei zeigen die Aussteller*innen den kompletten Prozess. Bei einer Präsenzveranstaltung würde man mal vorbeischauen und dann nur einen Ausschnitt des 3D-Druckprozesses mitbekommen. Im Digitalen ist es eher möglich, immer mal wieder zurückzukommen und den Fortschritt zu beobachten. Generell hat man online einfach mehr Optionen, da man zwischen Programmpunkten wechseln kann und sich nicht für ein paar Events entscheiden muss. Deswegen ist es auch ein Langes Wochenende der Wissenschaften geworden. Wir haben schon oft den Besucher*innenwunsch gehört, dass wir die Lange Nacht auf mehrere Tage ausweiten sollen, weil eine Nacht viel zu kurz für das Programm wäre. Digital ist ein langes Wochenende viel besser umsetzbar.
Ein großer Nachteil im Digitalen ist aber, den Austausch zwischen Wissenschaftler*innen und Besucher*innen und eine persönliche Begegnung zu ermöglichen. Auch technische Hürden sind vorhanden.
An wen richtet sich das Lange Wochenende der Wissenschaften und gibt es maßgeschneiderte Angebote für verschiedene Zielgruppen?
Sie haben verschiedene Themenschwerpunkte gesetzt wie Künstliche Intelligenz/Data Science, Nachhaltigkeit, Digital Humanities, Wasserstoff und Gesundheit/Medizintechnik. Wie kam es zu dieser Themenauswahl?
Wir haben uns angeschaut, welche Themen an den Hochschulen hier in der Region stark vertreten sind. Ein Themenschwerpunkt ist beispielsweise Wasserstoff als Energieträger, weil am Wasserstoffzentrum H2.B in Nürnberg daran geforscht wird und wir darauf aufmerksam machen wollen. Zudem wird über Künstliche Intelligenz kontrovers diskutiert. Über gesellschaftsrelevante Themen und Forschungsfragen im Zusammenhang mit KI soll es deshalb bei einer Diskussionsrunde vom bayerischen Wissenschaftsminister Bernd Sibler gehen. Bei einem Speed-Dating können Teilnehmende sich auch mit KI-Wissenschaftler*innen persönlich dazu austauschen.
Mit Blick in die Zukunft: Geht es bei kommenden Langen Nächten oder Wochenenden der Wissenschaften bei Ihnen digital weiter oder doch lieber wieder analog?
Da werden wir erst einmal das Wochenende abwarten, aber das Digitale ist nicht mehr wegzudenken, auch nicht aus der Wissenschaftskommunikation. Deswegen werden wir auch in Zukunft sicherlich digitale Elemente integrieren.
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