Als Nora Feuerer sich über Finanzfragen wie Altersvorsorge oder Vermögensaufbau für Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler informieren wollte, bemerkte sie hier ein großes Vakuum. Kurzerhand startete sie den Blog „Plan-B-Labor“, in dem sie sich seither diesen und weiteren Themen widmet.
Rebecca Winkels ist studierte Biologin und Wissenschaftsjournalistin. Sie war Projektleiterin für das Portal Wissenschaftskommunikation.de. Sie ist bei Wissenschaft im Dialog tätig.
Frau Feuerer, wie sind Sie auf die Idee gekommen einen eigenen Blog zu gründen?
Die Idee entstand irgendwann im Herbst letzten Jahres. Ich habe angefangen, mich intensiver mit den Themen Finanzen, Vermögensaufbau und der wissenschaftlichen Laufbahn auseinanderzusetzen. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Forschende auf diesen Gebieten nur unzureichend informiert sind. Viele im Bekanntenkreis glauben, dass sich mit kleinen Beträgen der Vermögensaufbau nicht lohnt oder dass sie mit der staatlichen Rente ausreichend abgesichert sind.
Generell ist mir dabei aufgefallen, dass die Informationen im Internet für Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler sehr spärlich sind. Die betriebliche Altersvorsorge der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder beispielsweise durchschaut fast niemand. Viele verstehen die Unterschiede der einzelnen Modelle nicht und wählen als Konsequenz ein Modell, das eventuell gar nicht zu ihren Lebensumständen passt.
Mir hätten diese Informationen selbst viel genützt. Da es sie nicht gab, musste ich sie mir aber mühsam selbst zusammensuchen. Da hab ich mir gedacht: Wenn ich mir die Arbeit schon mache, dann können da ja auch noch andere davon profitieren.
An welche Zielgruppen richtet sich Ihr Blog?
An alle Studierenden und Promovierenden der Naturwissenschaften, die sich für Finanzmanagement, Work-Life-Balance und Selbstorganisation interessieren und darüber austauschen möchten.
Ich wollte den Blog bewusst flexibel halten, damit ich bei den Themen nicht so eingeschränkt bin. Es soll vermehrt um Geld gehen. Ich muss aber auch irgendwie Lust haben, die Artikel zu schreiben, und ich mag nicht jede Woche nur über Geld bloggen. Deshalb gibt es auch immer mal wieder Einblicke in private Themen oder so was wie meine Lieblingsrezepte, Bücher, Filme oder Ähnliches. Einfach alles, was mich so umtreibt. Ich könnte mir daher vorstellen, dass der Blog auch für nicht in der Naturwissenschaft Tätige interessante Inhalte bietet.
Wonach suchen Sie Ihre Themen aus?
Eigentlich schreibe ich immer über das, was mich gerade selbst beschäftigt oder womit ich mich gerade auseinandersetze. Mein letzter Artikel behandelt das Thema „Time Surfing“, ein superspannendes Zeitmanagementkonzept über intuitives Arbeiten. Darüber bin ich zufällig gestolpert. Aber ich versuche natürlich auch, die Themen möglichst abwechslungsreich zu gestalten.
Wie ist die Rückmeldung der Leserschaft?
Der Blog ist jetzt vier Monate alt und hat etwa zehn Leser am Tag. Ich habe leider überhaupt keine Ahnung, ob das viel ist für einen relativ jungen Blog, aber ich sehe eine Tendenz nach oben bei den Leserzahlen. Das freut mich natürlich. Eigentlich sind mir die Zahlen aber gar nicht so wichtig. Ich schreibe den Blog auch weiterhin für die zehn Personen pro Tag, solange ich das Gefühl habe, dass sie die Inhalte interessant finden und diese sie weiterbringen. Ich hoffe, dass in nächster Zeit auch etwas kommentiert wird, damit ich ein Gefühl dafür bekomme, was die Leute gerne lesen möchten.
Haben Sie Vorbilder oder Unterstützung?
Vorbilder habe ich nicht so wirklich, weil sich in meiner Branche nur sehr wenige mit Social Media auseinandersetzen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen oft nur über ihre Arbeit bewertet werden. Ich finde, Informationen (egal welcher Art) sollten leserfreundlich aufbereitet werden, damit auch viele Menschen damit erreicht werden können. Das gehört zu guter Kommunikation dazu. Und mit ein bisschen Ästhetik macht es auch mehr Spaß, Artikel zu lesen. Zumindest geht es mir so.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele mit typischen Blogs immer nur die Lifestyle- und Beauty-Branche verbinden und das Bloggen nicht so richtig ernst nehmen. Aber ich habe mir gedacht, ich teste das jetzt mal. Wenn es schiefgeht und sich niemand dafür interessiert, dann ist es eben so. Dann habe ich trotzdem meine Erfahrungen gesammelt und etwas gelernt.
Mein größter Unterstützer ist übrigens mein Mann. Der findet es total toll, dass ich den Blog betreibe und motiviert mich immer wieder weiterzumachen.
Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommunizieren?
In der Wissenschaft geht es ja in erster Linie darum, Neues zu erforschen und Wissen zu schaffen. Da ist barrierefreie und reibungslose Kommunikation essenziell. Unsere Arbeit soll ja nicht nur uns selbst nützen, sondern auch der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Gesellschaft generell. Für mich gehört dabei auch dazu, über Probleme und Grenzen zu sprechen, nicht nur über Erfolge. Und zwar sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Viele glauben, sie sind mit ihren Problemen alleine, weil darüber wenig geredet wird. Das stimmt aber nicht und es wäre schön, eine Plattform für mehr Austausch auch über Privates zu schaffen – etwa zu den Themen, die ich oben schon genannt habe wie Finanzmanagement, Work-Life-Balance und Selbstorganisation.
Nutzen Sie auch noch andere Kommunikationsformate?
Als anderen Kanal nutze ich hauptsächlich noch Instagram. Im Moment ist der Blog mit meinem Privataccount verknüpft. Man bekommt deshalb wirklich eins zu eins mit, wie meine Woche so aussieht. Mit Twitter bin ich bisher noch nicht so richtig warm geworden. Ich habe einen Account, den ich aber nur selten nutze. Außerdem werde ich in Zukunft noch versuchen, Pinterest mehr in meine Arbeit einzubauen.