Doktorand Leon Barthel wünscht sich mehr Wissenschaftskommunikation von Promovierenden und Postdocs. Warum das schon zum Karrierestart wichtig ist und wie es in seinem Projekt „Igel in Berlin“ läuft? Darum geht es in seiner Projektvorstellung beim Forum Wissenschaftskommunikation. Einen Ausblick gibt er im Interview.
Nachwuchsforschende, zeigt euch!
Herr Barthel, beim Forum Wissenschaftskommunikation sprechen Sie zum Thema „Wissenschaftskommunikation als Teil eines Promovierendenprojektes: Warum wir den Nachwuchs motivieren sollten“. Warum ist Ihnen das wichtig?
Weil die Wissenschaft in der Öffentlichkeit hauptsächlich von Professorinnen und Professoren vertreten wird. Ein Großteil der wissenschaftlichen Arbeit wird aber von Promovierenden oder Nachwuchsforschenden ausgeführt und das sollte auch nach außen hin deutlich werden. Ein weiterer Grund ist, dass man so Jugendlichen und Studieninteressierten zeigen kann, dass auch junge Leute in der Wissenschaft arbeiten. So inspiriert man sie vielleicht, auch in die Wissenschaft zu gehen. Und ein dritter Grund ist, dass Promovierende von diesen Erfahrungen in der Wissenschaftskommunikation auch für ihre weitere Karriere profitieren können. Es gibt also Vorteile für den Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin, aber auch für das Forschungsprojekt.
Welche Vorteile entstehen für ein Forschungsprojekt durch Wissenschaftskommunikation?
Einer davon ist natürlich eine bessere Sichtbarkeit. Die kann dabei helfen, Kooperationen mit anderen Institutionen und Projekten aufzubauen. Das führt zum gegenseitigen Austausch und kann auch eine Inspiration für Forschende sein, deren Projekt sich noch im Aufbau befindet. Außerdem können die Nachwuchswissenschaftler ihre eigene Arbeit damit sichtbar machen, auch wenn sie noch keine wissenschaftliche Publikation veröffentlicht haben oder auf einer Konferenz waren. So können auch wissenschaftliche Kooperationen auf allen Ebenen entstehen.
Ist Wissenschaftskommunikation auch ein guter Einstieg in die wissenschaftliche Karriere?
Definitiv. Und wenn man davon ausgeht, dass man in vielen wissenschaftlichen Arbeitsfeldern auch Lehre machen soll, ist das außerdem eine gute Übungsmöglichkeit. Wenn man seine Wissenschaft einem breiten Publikum erklären kann, kann man Wissen nachher auch gut an Studierende weitergeben.
Wie kommunizieren Sie in Ihrem aktuellen Projekt „Igel in Berlin“?
Wir arbeiten mit den Daten von Bürgerinnen und Bürgern, die wir im Citizen-Science-Teil gemeinsam mit ihnen erheben. Sie melden uns, wann und wo sie in der Stadt Igel gesichtet haben, und mit diesen Informationen können wir dann weiterarbeiten. Ein großer Teil des Projektes ist die direkte Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern – zum Beispiel weil sie Igel im Garten haben und uns dazu Fragen stellen. Darüber hinaus wollen wir aber noch mehr Menschen erreichen und über die Situation der Igel und ganz allgemein zur Natur in Städten informieren.
Wer ist Ihre Zielgruppe und wie erreichen Sie diese?
Das sind zum einen Menschen, die an Tier- und Umweltthemen interessiert sind. Die erreichen wir zum Beispiel über unsere Website „Stadtwildtiere“. Hier können sich Interessierte informieren oder per E-Mail an uns wenden. Außerdem haben wir Kontakte zu Igelstationen, bei denen Menschen Igel abgeben, die sie gefunden haben. Wir pflegen aber auch Kontakte zu Institutionen, die ähnliche Interessen haben. Zudem halten wir öffentliche Vorträge bei NGOs oder anderen Institutionen und arbeiten mit Medien zusammen, zum Beispiel für Fernsehbeiträge. Eine weitere Zielgruppe sind andere Forschungsprojekte. Hier tauschen wir gerne unsere Erfahrungen mit der Citizen Science oder auch konkret zur Igelforschung aus und versuchen dadurch ein Netzwerk aufzubauen. So kann man durch Wissenschaftskommunikation das Forschungsprojekt voranbringen und sich mit anderen darüber austauschen, auch bevor eine wissenschaftliche Publikation dazu erschienen ist.
Ist Wissenschaftskommunikation auch für andere Promovierende am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung ein Thema, die nicht mit Citizen Science arbeiten?
Was raten Sie dann anderen Promovierenden?
Einfach klein anzufangen – in sozialen Medien oder mit einem Blogbeitrag – und so einfach mal auszuprobieren, ob und wie Wissenschaftskommunikation für sie gut funktioniert.