Natascha Buhl beschäftigt sich für ihre Kommunikationsarbeit mit Instrumenten der Public Affairs und fragt sich: Wie können diese die Wissenschaftskommunikation bereichern? Und kommuniziert die Wissenschaft nicht immer auch im politischen Raum? Darüber möchte sie gerne mit der Community diskutieren.
„Manche Themen bewegen sich einfach im politischen Diskurs“
Frau Buhl, was steckt hinter dem Begriff Public Affairs?
Public Affairs sind im Grunde genommen Kommunikationsaktivitäten, die sich auf Zielgruppen in der Politik, also politische Akteurinnen und Akteure und Verwaltung, beziehen. Dazu gehört etwa Politikberatung, politische Kommunikation, Lobbyarbeit, aber auch Felder wie Regulatory Affairs, also etwa die fachliche Zulassung von Arzneimitteln. Wie das Aufgabenfeld in verschiedenen Institutionen genau ausgestaltet ist und welche dieser Kommunikationsformen verwendet werden, ist dabei sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist diesen aber, dass sie versuchen, die eigenen Themen, Positionen oder Expertise in den politischen Betrieb oder den politischen Prozess einzubringen.
Beim Forum Wissenschaftskommunikation Digital haben Sie dazu einen Workshop angeboten. Was war Ihr Ziel der Session?
Ich habe selbst erst kürzlich in einem Workshop die Methoden und Instrumente der Public Affairs kennengelernt und möchte gerne mit der Community der Wissenschaftskommunikation darüber diskutieren, wie diese unsere Arbeit bereichern können. In vielen Institutionen werden Public Affairs von der Kommunikationsabteilung mitbetreut und oft gar nicht als solche wahrgenommen. In Verbänden und Unternehmen ist das anders. Hier ist politische Kommunikation und Lobbyismus ein viel klareres Aufgabenfeld. Aber egal wo das Thema angesiedelt ist und welche Zielsetzung es hat, gibt es doch immer ein ähnliches Set an Formaten, das uns für die Kommunikation mit der Politik zur Verfügung steht. Der Begriff Public Affairs versucht diese zu bündeln.
Welche Instrumente und Methoden gibt es im Bereich Public Affairs?
Da gibt es zum einen die Kampagnenarbeit – erst einmal ein klassisches PR-Instrument. Eine zeitlich begrenzte Maßnahme mit einer klaren Botschaft. Im Bereich Public Affairs eingesetzt, geht man hier den Weg über die Bevölkerung, also die Wählerinnen und Wähler, um ein Thema auf der politischen Agenda zu platzieren.
Der zweite Bereich ist die politische Kontaktarbeit, also Dialogformate und persönliche Gespräche. Da gibt es einige mit festem Rahmen wie das Parlamentarische Frühstück oder den Parlamentarischen Abend. Die finden auf Bundes- und Länderebene statt und sind klassische Austauschformate, zu denen man die jeweils fachlich passenden Politikerinnen und Politiker einlädt. Man kann aber auch eigene Workshopformate organisieren oder sich auf Konferenzen vernetzen oder gezielt einen persönlichen Termin mit jemandem im Ministerium oder Parlament vereinbaren. Wichtig ist bei allen Vorhaben, das persönliche Gespräch, denn diese Zielgruppe erreicht man nicht mit einem Newsletter.
Ein dritter Bereich der Public Affairs setzt direkt am Gesetzgebungsprozess an. Auch hier gibt es feste Formate wie Sachverständigen-Anhörungen in Ministerien und Parlament oder Positionspapiere. Dabei nehmen Expertinnen und Experten Stellung oder liefern Informationen zu konkreten politischen Diskussionen. Dafür werden sie entweder angefragt oder sie melden sich selbst zu einer Debatte zu Wort.
Wie können diese Instrumente aus Ihrer Sicht die Wissenschaftskommunikation bereichern?
Welche sind das?
Was wünschen Sie sich von der Wissenschaftskommunikation in Bezug auf Public Affairs?
Ich möchte anregen, dass wir uns darüber austauschen, wo politische Akteurinnen und Akteure in der Reihe unserer Zielgruppen stehen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind zum Beispiel als Sachverständige bereits vielfach in politische Prozesse eingebunden. Kann und sollte es da nicht auch unser Ziel in der Wissenschaftskommunikation sein, die Expertise unserer Institution in einen solchen Prozess zu vermitteln? Und was heißt das für unsere Arbeit?