Können Citizen Scientists Qualitätskriterien für gute Umweltkommunikation entwickeln? Erhöht allgemeines Verständnis für Wissenschaft die Akzeptanz von Forschungsergebnissen? Und welche Chance hatten Corona-Gerüchte und Verschwörungsmythen in Indien? Das sind die Themen im Forschungsrückblick für den Dezember.
Kurz vorgestellt: Neues aus der Forschung im Dezember 2020
In dieser Rubrik besprechen wir regelmäßig neue Forschungsergebnisse zum Thema Wissenschaftskommunikation. Sollten Sie etwas vermissen, schreiben Sie uns gerne eine E-Mail oder hinterlassen Sie einen Kommentar.
Citizen Scientists entwickeln Kriterien für gute Umweltkommunikation
Um Wissenschaftskommunikation zu beurteilen, braucht es gute Kriterien. Bisher aber wurde kaum untersucht, was aus Sicht von Laien eine gute Berichterstattung über Wissenschaftsthemen ausmacht. Wiebke Rögener und Holger Wormer von der Technischen Universität Dortmund wollten wissen, ob Citizen-Science-Projekte die Lücke im Bereich der Qualitäts- und Rezipierendenforschung schließen können. Um das herauszufinden, luden sie Bürgerinnen und Bürger ein, bei einem explorativen Projekt eigene Qualitätskriterien für den Umweltjournalismus zu entwickeln.
Methodik: Die Forschenden konzentrierten sich auf Umweltforschung als Beispieldisziplin für die Wissenschaftskommunikation, weil über diesen Themenbereich häufig berichtet wird und er viele Menschen betrifft. Über ein lokales Nachhaltigkeits-Netzwerk in Münster wurden umweltinteressierte Bürgerinnen und Bürgern gewonnen, an dem Pilotprojekt mitzuwirken. 22 von ihnen beteiligten sich an einer offenen Sammlung von Stichpunkten, die sie als wesentlich für guten Umweltjournalismus betrachten. Außerdem wurden Elftklässlerinnen und Elftklässler an einem Gymnasium befragt. Im Anschluss wurden diese ersten Ideen in Gruppendiskussionen geclustert und konkrete Qualitätskriterien entwickelt. An diesem Prozess beteiligten sich zehn Personen aus der Gruppe der zuvor befragten Bürgerinnen und Büger. In der Validierungsphase stießen neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer hinzu, die gemeinsam mit den anderen umweltjournalistische Beiträge anhand des neu entwickelten Kriterienkatalogs begutachteten.
Ergebnisse: In der ersten Fragerunde wurden folgende Kriterienkomplexe am häufigsten genannt: Faktentreue/Recherchequalität (15 Nennungen), sowie Lösungsorientierung und Unabhängigkeit/Transparenz (je 12 Nennungen). Bei den Schülerinnen und Schülern ergaben sich ähnliche Antworten – abgesehen von einer Ausnahme: Ihnen war zusätzlich der Punkt „Zukunftsorientierung“ wichtig. Neben inhaltlichen Ansprüchen wurden in der ersten Befragung auch Anforderungen an Umsetzung und Darstellung gestellt. Die Teilnehmenden wünschten sich, dass die Beiträge vor allem verständlich, aber auch unterhaltsam sein sollten. Der von ihnen entwickelte Kriterienkatalog gliedert sich in drei Bereiche: (1) allgemeine Anforderungen an Journalismus, (2) spezielle Anforderungen an Umweltjournalismus und (3) an Umsetzung und Darstellung. Zum ersten Punkt gehören Faktentreue, Sachlichkeit und Unabhängigkeit, Quellentransparenz und die Forderung, dass der Beitrag über die Wiedergabe einer Pressemitteilung hinausgehen sollte. Zu den speziellen Kriterien gehört unter anderem, dass der Beitrag Ursachen oder Verursacherinnen und Verursacher der dargestellten Umweltprobleme benennt, dass das dargestellte Wissen gesichert ist, dass der Beitrag Lösungsansätze liefert, dass er einen Alltagsbezug hat und dass er eine Verbindung lokaler, regionaler und globaler Aspekte bietet. In der Erprobungsphase zeigte sich, dass auch später hinzugestoßene Teilnehmendein der Lage waren, anhand des entwickelten Kriterienkatalogs Beiträge zu bewerten.
Schlussfolgerungen: Die beiden Forschenden stellen fest, dass die von den Teilnehmenden eigenständig entwickelten, allgemeinen Anforderungen viele Gemeinsamkeiten mit professionellen Kriterienkatalogen haben. Unterschiede finden sich hingegen bei den speziellen Anforderungen an die Umweltberichterstattung. So fordern die Citizen Scientists unter anderem, für Umweltprobleme auch die Schuldigen zu benennen. Außerdem fordern sie einen Alltagsbezug, der auch die Folgen des eigenen Handelns und einen Blick in die Zukunft einschließt. Das Projekt habe gezeigt, dass Citizen Scientists einen Konsens bei der Entwicklung von Kriterien erreichen können. Das erfordere allerdings ein hohes und kontinuierliches Engagement der Teilnehmenden. Ihr Kriterienkatalog habe sich in der Praxis bewährt: Die Beteiligten kamen bei der Beurteilung von Beiträgen schnell zu einem übereinstimmenden Urteil. Ist das vorgeschlagene Vorgehen also als innovative Methode für Fragestellungen in der Rezipierendenforschung geeignet? Die Forschenden beantworten das mit einem vorsichtigen Ja. Der Kriterienkatalog könnte auch von Wissenschaftsjournalistinnen und –journalisten für die Verbesserung ihrer Berichterstattung genutzt werden.
Einschränkungen: Ob der Ansatz generell für die Rezipierendenforschung geeignet ist, lässt sich aus der explorativen Studie nicht ableiten. Es wurde nur eine kleine Gruppe von Beteiligten einbezogen, die ein spezifisches Interesse an dem Thema hatten, das im Zentrum der Forschung stand. Es wäre interessant zu überprüfen, ob Studien mit anderen Schwerpunkten und mit anderen Gruppen von Beteiligten zu ähnlichen Ergebnissen führen.
Rögener, W.; Wormer, H. (2020): Gute Umweltkommunikation aus Bürgersicht. Ein Citizen-Science-Ansatz in der Rezipierendenforschung zur Entwicklung von Qualitätskriterien. Medien & Kommunikationswissenschaft. https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/1615-634X-2020-4-447/gute-umweltkommunikation-aus-buergersicht-ein-citizen-science-ansatz-in-der-rezipierendenforschung-zur-entwicklung-von-qualitaetskriterien-jahrgang-68-2020-heft-4
Wissen über Wissenschaft kann die Akzeptanz von Forschungsergebnissen erhöhen
Was Menschen über Wissenschaft denken, hängt unter anderem von identitätsstiftenden Merkmalen wie der politischen oder religiösen Überzeugung ab. Welche Rolle aber spielt ein generelles Verständnis davon, wie Wissenschaft funktioniert? Das haben Deena Skolnick Weisberg von der Villanova University, Asheley R. Landrum von der Texas Tech University sowie Jesse Hamilton und Michael Weisberg von der University of Pennsylvania an einer repräsentativen Gruppe von US-Amerikanerinnen und -Amerikanern untersucht. Ihre Fragen zielten dabei auf kontroverse Themenfelder ab: die Evolutionstheorie, den Klimawandel und Impfungen.
Methode: Befragt wurden 1.500 Menschen im Alter zwischen 19 und 92 Jahren, darunter 811 Frauen und 689 Männer. Das Durchschnittsalter lag bei 50 Jahren. Abgefragt wurden unter anderem politische und religiöse Einstellungen sowie die Akzeptanz von Evolutionstheorie, Klimawandel und Impfungen. Auch wollte das Forschungsteam herausfinden, was die Teilnehmenden über die Funktionsweise von Wissenschaft wissen. Dafür entwickelten sie einen Katalog mit 20 Aussagen zu Theoriebildung oder wissenschaftlicher Praxis. Ein Beispiel: „Der Prozess der Wissenschaft ist nicht-linear, jeder Schritt kann zu vielen möglichen weiteren Schritten führen.“ Die Befragten sollten angeben, wie sehr sie den jeweiligen Aussagen zustimmen. Um zu erfahren, welche Arten der Erkenntnisgewinnung die Befragten nutzen, präsentierten die Forschenden ein Fallbeispiel aus der Wissenschaft, bei dem es um die Erforschung von Deformierungen von Fröschen ging. Es wurden vier Fragen gestellt (Etwa: Kann eindeutig festgestellt werden, was den Fröschen passiert ist?“). Die Befragten konnten jeweils zwischen drei Antworten auswählen, darunter eine „absolutistische“ (Die Vorstellung, dass es eine objektive Wahrheit gibt , zum Beispiel: „Wenn wir das weiter erforschen würden, wären wir sicher“), einer „relativistischen“ (Die Vorstellung, dass Wissen relativ ist, zum Beispiel: „Man kann es nie genau herausfinden.“) oder einer „bewertenden“ oder „abschätzenden“ (Die Vorstellung, dass es Abstufungen von Sicherheit gibt, zum Beispiel: „Vielleicht. Wenn wir die Themen weiter erforschen würden, könnte man nicht komplett sicher sein, aber eine vernünftigen Bewertung vornehmen“).
Ergebnisse: Anhand der Antworten haben die Forschenden die Befragten in unterschiedliche Gruppen geclustert. Es zeigte sich beispielsweise, dass 53,3 Prozent die Evolutionstheorie tendenziell akzeptieren, 62,5 Prozent den Klimawandel und 88,9 Prozent die Sicherheit von Impfungen. In ihrer Analyse suchten die Forschenden nach Zusammenhängen zwischen den abgefragten Merkmalen und Einstellungen. Es zeigte sich unter anderem, dass bei allen politischen Strömungen (liberal, moderat, konservativ) die Akzeptanz der Evolutionstheorie größer ist, wenn auch das Wissen über die Wissenschaft größer ist. Je konservativer die Befragten sind, desto geringer aber wirkt sich dieses Wissen auf die Akzeptanz der Evolutionstheorie aus. Eine andere Gegenüberstellung zeigt: Die Wahrscheinlichkeit, die Evolutionstheorie zu akzeptieren, steigt mit zunehmendem Wissenschaftsverständnis und mit zunehmender Tendenz, die „abschätzende“ Option zu wählen. Das gilt für jedes Niveau von Religiosität.
Schlussfolgerungen: Wie bei anderen Studien, zeigte sich auch hier, dass sich politische und religiöse Einstellungen auf die Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse auswirken. Allerdings wurde auch deutlich: Ein größeres Verständnis für das Wesen der Wissenschaft und eine reifere Sicht auf wissenschaftliche Meinungsverschiedenheiten tragen zur Akzeptanz bei. Dieser Effekt zeigte sich bei unterschiedlichen religiösen und politischen Einstellungen. Das bedeutet: Selbst sehr konservative oder religiöse Menschen akzeptieren wissenschaftliche Erkenntnisse eher, wenn sie mehr darüber wissen, wie Wissenschaft funktioniert. Die Autorinnen und Autoren äußern deshalb die Hoffnung, dass die Ergebnisse dazu beitragen könnten, Widerstände gegen gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse abzubauen. Sie verweisen auf Studien, die zeigen, dass die Vermittlung von konkretem Wissen zu Klimawandel oder Evolution nicht unbedingt zu einer höheren Akzeptanz beitragen. Auf Grundlage ihrer eigenen Ergebnisse schlagen sie vor, stattdessen mehr Augenmerk auf die Vermittlung von generellem Wissen über Wissenschaft zu legen.
Einschränkungen: Nicht erforscht wurde der kausale Zusammenhang zwischen der Akzeptanz von wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Wissen über die Wissenschaft als solche. Unklar bleibt, ob die Aneignung von Wissen über Wissenschaft dazu führt, dass Menschen eine größere Akzeptanz entwickeln. Oder ist es umgekehrt: Tendieren Menschen mit einer hohen Akzeptanz für Wissenschaft eher dazu, sich Wissen über wissenschaftliche Funktionsweisen anzueignen? Zukünftige Studien sollten diese Frage in den Blick nehmen, um weitere Impulse für die Praxis der Wissenschaftskommunikation zu gewinnen.
Hamilton, J.; Landrum, A.; Weisberg, D.; Weisberg, M. (2020) Knowledge about the nature of science increases public acceptance of science regardless of identity factors. Public Understanding of Science. https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0963662520977700?journalCode=pusa
Menschen in Indien eigneten sich schnell Wissen über das neue Coronavirus an
Methode: Die Forscher entwickelten einen Fragebogen mit 45 Indikatoren, darunter 37 zum Verständnis von Wissenschaft und acht, die als Kontrollvariablen dienten. Abgefragt wurde unter anderem Wissen zu Viren allgemein, speziell zu SARS-CoV-2, zur Herkunft und zur Übertragbarkeit des Virus sowie zu Schutzmaßnahmen. Der Fragebogen wurde von 2.780 Teilnehmenden aus 27 indischen Provinzen ausgefüllt. Die Autoren weisen darauf hin, wie schwierig es ist, in einem multilingualen Land wie Indien Umfragen durchzuführen. Englisch und Hindi hätten sich dabei als praktikabel erwiesen, weil sich Befragte und Freiwillige fänden, um in lokale Sprachen zu übersetzen. Die meisten Teilnehmenden nutzen die englische Online-Version. 586 Fragebögen wurden auf Hindi online ausgefüllt. In einigen Städten verteilten Freiwillige ausgedruckte Exemplare, sodass am Ende auch 500 Fragebögen offline ausgefüllt wurden. 2.223 Antworten von Teilnehmenden zwischen 15 und 80 Jahren wurden schließlich ausgewertet. 62 Prozent der Befragten waren Männer. Die Teilnehmenden stammen eher aus dem Norden des Landes und aus tendenziell höheren Bildungsschichten, wobei alle Bildungsgrade in signifikanter Größe vertreten waren.
Ergebnisse: Die größte Gruppe bezieht ihre Informationen zu Corona aus dem Internet (78,2 Prozent) und über das Fernsehen (76,1 Prozent). Danach kommen Zeitungen (63,7 Prozent) und Mobiltelefone (56,8 Prozent) sowie Whatsapp (55,6 Prozent) und Radio (15,5 Prozent). Die meisten Befragten nutzen nicht nur eine, sondern mehrere mediale Kanäle. Das Internet steht auch bei der Frage danach, welche Quelle das größte Vertrauen genießt, an erster Stelle (59,4 Prozent). Danach kommen das Fernsehen (57,7 Prozent), Zeitungen (35,3 Prozent), Mobiltelefone (15,1 Prozent), Whatsapp (10,1 Prozent), Freunde (7,3 Prozent) und Radio (6,4 Prozent). Die Antworten auf Fragen zum Coronavirus offenbaren, dass sich viele Menschen informiert haben. So wissen 61 Prozent, dass das Virus nicht ohne Wirtszelle überleben kann. 39,9 Prozent sagen, dass es sich um RNA-basierte Viren handelt. Bezüglich der Schutzmaßnahmen stimmen 90 Prozent der Studienteilnehmenden zu, dass Mund-Nasen-Schutz, Handdesinfektionsmittel und Händewaschen die Übertragungswahrscheinlichkeit verringern. 88,7 Prozent befürworten, religiöse Orte zu schließen, 80 Prozent sind für Distanzregeln und 84,8 Prozent für die Einhaltung von Maßnahmen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorschlagen. Diese Prozentsätze beurteilen die Autoren der Studie als „überwältigend“. Religiöse Einrichtungen zu schließen, sei in Indien vor der Pandemie undenkbar gewesen.
Schlussfolgerungen: Bei ihrer Auswertung verweisen die Autoren darauf, dass in den letzten Jahren die wissenschaftliche Autorität in Indien konstant herausgefordert und angegriffen wurde. Während der Corona-Pandemie hätten lokale und nationale Medien Verschwörungstheorien gestreut, die bestimmte religiöse oder soziale Minderheiten für die Verbreitung des Virus verantwortlich machten. Es habe Fälle gegeben, in denen Vertreterinnen und Vertreter dieser Gruppen getötet, körperlich attackiert oder von ökonomischen und sozialen Aktivitäten ausgeschlossen worden seien. Die Ergebnisse der Studie aber zeigten, so die Autoren, dass die meisten der Befragten nicht an Verschwörungstheorien glauben. Eines der am weitesten verbreiteten Gerüchte besage, COVID-19 sei heilbar, indem man Kuhdung auf den Körper aufträgt oder Urin von Kühen trinkt. Von den Studienteilnehmenden glaubten das jedoch nur 2,2 Prozent. Die Autoren ziehen daraus den Schluss, dass sich auch Bürgerinnen und Bürger ohne höhere Schulbildung innerhalb von kürzester Zeit über verschiedene Medienkanäle informiert hätten, um ihre Gesundheit zu schützen.
Einschränkungen: Die Studie legt nahe, dass sich die Befragten Wissen über das neuartige Coronavirus angeeignet haben. Über die Abfrage ihrer Präferenzen lässt sich spekulieren, welche Medien sie dafür genutzt haben könnten. Allerdings ist dabei „Internet“ als Quelle sehr breit gefasst und lässt keine Rückschlüsse zu, ob es sich dabei beispielsweise um die Seiten etablierter Medien oder Social-Media-Kanäle handelte. Die Studie beschreibt generell einen Ist-Zustand und keine Entwicklung. So lassen sich nur Vermutungen darüber anstellen, wann und wie schnell sich der Wissensstand der Teilnehmenden geändert hat. Interessant wäre zu erforschen, wie Menschen zwischen „richtigen“ und „falschen“ Informationen unterscheiden. Woher wissen sie, dass Kuhdung keine geeignete Therapie ist? Das zu erforschen, könnte helfen, Strategien für die Wissenschaftskommunikation zu entwickeln.
Raza, G.; Singh, S. (2020) Peoples’ response in times of Corona crisis: a survey of indian public. Journal of Science Communication. https://jcom.sissa.it/archive/19/07/JCOM_1907_2020_A02
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Im Anzug vor einer dunklen Bücherwand – In diesem seriös wirkenden Ambiente tritt der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro in seinem wöchentlichen Facebook-Live-Stream vor die Öffentlichkeit. Über diesen Kanal verbreitet er seine Ansichten über das Corona-Virus, die teils krude sind und wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen. So behauptet er unter anderem, dass Medikamente Leben retten würden, die laut wissenschaftlichen Studien bei der Behandlung von Corona-Infektionen keine Wirkung zeigen. Ein brasilianisches Forschungsteam hat untersucht, welche diskursiven Strategien Bolsonaro dabei nutzt.
Die ersten, die sich nicht nur mit der Pandemie, sondern auch mit der Corona-bedingten Infodemie auseinandersetzen mussten, waren Bewohnerinnen und Bewohner der chinesischen Provinz Hubei. Wie haben sie dabei entschieden, ob es sich bei Informationen um Gerüchte handelte? Wenxue Zou and Lu Tang von der Texas A&M University in den USA fanden heraus, dass die meisten von ihnen auf heuristische Verfahren setzten und auf die Glaubwürdigkeit einer Quelle oder ihre eigene Intuition vertrauten. Systematische Strategien wie Fact-Checking wurden selten eingesetzt.
Wie präsentieren sich Menschen als Expertinnen und Experten? Das untersuchten Sharon Coen, Joanne Meredith, Ruth Woods und Ana Fernandez anhand von Leserinnen- und Leserkommentaren zu Berichten über Klimawandel in drei britischen Zeitungen. Die Forscherinnen analysierten Strategien, die Menschen verwenden, um sich als Klima-Expertinnen und Experten darzustellen.