Tobias Brügmann ist Biologe und der diesjährige Sieger der Instagram Challenge des Fast Forward Science Awards. Im Interview spricht er über Instagram, den Spaß an der Wissensvermittlung und wieso er Kommunikation wichtig findet.
Kommunikation zu allem rund um den Wald
Wieso ist es Ihnen wichtig über Wissenschaft zu kommunizieren?
Ich glaube, dass Naturwissenschaften im Detail oft sehr kompliziert sind und es wichtig ist, diese komplizierten Themen einfach, anschaulich und hoffentlich sympathisch zu vermitteln, um Menschen für die Themen zu begeistern.
Von welchen Themenbereichen wollen Sie die Menschen denn begeistern?
Was meine Inhalte ein bisschen verbindet ist das Oberthema Wald. Ich forsche am Institut für Forstgenetik, insofern ist die Molekularbiologie des Waldes und alles was dazugehört und den Wald betrifft aus meiner Sicht spannend. Ich kommuniziere also zu allem rund um den Wald.
Wann und wie haben Sie angefangen aktiv auch über Ihre Forschung zu kommunizieren?
Ich habe während meines Studiums angefangen als Museumspädagoge im Zoologischen Museum in Hamburg zu arbeiten und dort Führungen für unterschiedliche Besuchergruppen gegeben. Über diese Schiene bin ich in die Wissensvermittlung gekommen, weil mir der Job großen Spaß gemacht hat. Während der Doktorarbeit bin ich im Rahmen meines Projektes dazu gekommen, über meine Forschung im Bereich von CRISPR/Cas zu kommunizieren. Seitdem erstelle ich im Rahmen von erforschtCRISPR – eines vom BMBF geförderten Youtube-Kanals – Videos zu dem Thema. Das mache ich auch immer noch und es macht mir großen Spaß. Ich habe aber nach weiteren Wegen gesucht, wie man noch direkter kommunizieren kann und so bin ich dann zu Instagram und Twitter gekommen.
Haben Sie einen Lieblingskanal?
Derzeit ist es Instagram. Zum einen, weil ich sehr gerne fotografiere und zum anderen erlebe ich die Interaktion mit den Followerinnen und Followern bei Instagram als sehr lebhaft und positiv. Gerade über die Story-Funktion. Ich finde es gut, dass man bei Instagram ein bisschen mehr aus seiner Blase kommt als beispielsweise bei Twitter.
Gerade über das Thema Grüne Gentechnik wird in den Sozialen Medien teilweise sehr kontrovers diskutiert, wie erleben Sie diese Debatten?
Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich da nicht auf den großen Konfrontationskurs gehe und mich bisher nur wenig in die Debatten richtig einklinke. Das machen andere Kolleginnen und Kollegen deutlich intensiver. Ich halte mich da ein wenig raus und versuche, neutral und sachlich zu informieren und zu erklären, aber ich muss niemanden bekehren, der nicht bekehrt werden möchte.
Offensichtlich begeistern Sie mit Erfolg, schließlich haben Sie gerade für eine Ihrer Instagram-Stories den Fast Forward Science Preis gewonnen. Was bedeutet Ihnen so eine Auszeichnung?
Die Teilnahme an sich war eine sehr spontane Aktion. Eigentlich hatte ich überhaupt gar keine Zeit, aber ich hatte trotzdem Lust, es mal auszuprobieren. Ein wenig hatte ich mir erhofft, auf diese Weise vielleicht meine Reichweite zu erhöhen. Dann gleich zu gewinnen war natürlich super und ich hatte damit überhaupt nicht gerechnet. Es ist, denke ich, eine schöne Bestätigung dafür, dass was ich mache bei den Menschen gut ankommt und in die richtige Richtung geht. Ein fundiertes Urteil aus der professionellen Wissenschaftskommunikation ist schon etwas wert und sowas bekommt man ja auch nur selten. Insofern habe ich mich sehr gefreut und erkenne es als Anerkennung meiner Arbeit.
Wir hören oft, dass Kommunikation nicht genug Wertschätzung innerhalb der Wissenschaft erfährt. Wie erleben Sie das?
Ich habe auf jeden Fall auch beobachtet, dass es manchmal skeptisch betrachtet wird. Mir ist das einerseits egal, weil ich es sehr gerne mache, meine eigenen Ziele in diesem Bereich habe und es für mich persönlich wichtig finde. Andererseits unterstützt mein Chef meine Aktivitäten im Kommunikationsbereich, denn er weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist. Er selbst hat in den 90er Jahren den ersten Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderten Pappeln in Deutschland durchgeführt. Damals musste er viel Vermittlungsarbeit leisten, deshalb hat er ein Gespür für die Bedeutung von Wissenschaftskommunikation und unterstützt mich.
Bringt Ihnen die Kommunikation denn auch etwas für Ihre Arbeit als Wissenschaftler?
Ich denke schon, weil man durch diese Erfahrungen vielleicht besser erklären kann und Inhalte besser runterbrechen kann. Das hilft sowohl in der Lehre als auch dann, wenn es beispielsweise darum geht, den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas zu erklären. Außerdem glaube ich, dass es einem bei wissenschaftlichen Vorträgen zugutekommt. Und nicht zuletzt muss man als befristeter Wissenschaftler ja auch immer um neue Gelder werben und Projekte einwerben. Auch da hilft es natürlich, wenn man seine Forschung gut und verständlich präsentieren kann. Insofern haben die Erfahrungen, die ich als Kommunikator mache, schon einen Mehrwert für mich als Forscher.
Wie viel Zeit stecken Sie in Ihre Wissenschaftskommunikationsaktivitäten?
Wenn Sie einen Kanal neu benutzen, wie gehen Sie da heran?
Erstmal schaue ich mir an, wie der Kanal funktioniert und ob diese Funktionsweisen zu mir und meiner Art zu kommunizieren passen. Sobald ich das verstanden habe, probiere ich Dinge aus und hole mir dann hin und wieder auch Feedback, um besser zu werden. Das klappt so ganz gut für mich.
Haben Sie einen Ratschlag für andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die anfangen wollen zu kommunizieren?
Ganz wichtig ist, denke ich, ein Bewusstsein dafür, dass es ein bisschen Zeit kostet und man Lust daran haben muss, einen Kanal auch regelmäßig zu bespielen. Nichts ist langweiliger als ein Kanal, auf dem nichts passiert. Und ich finde es wichtig, dass ein Kanal Nutzerinnen und Nutzern einen Mehrwert bietet – diesen zu finden ist entscheidend.
Was würden Sie sich für das Feld der Wissenschaftskommunikation wünschen?
Ich würde mir tatsächlich eine stärkere Anerkennung für Wissenschaftskommunikation wünschen, die Forschende selbst betreiben – sowohl von politischer Seite, als auch vonseiten anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ihre Aktivitäten haben noch nicht den Stellenwert, den sie verdienen.