Foto: VÉROCOMICS

Im Profil: Veronika Mischitz

Die Biologin und Comiczeichnerin Veronika Mischitz vermittelt Wissenschaft mithilfe von Comics. Wie sie dazu kam, dieses Medium als Brücke zwischen der Welt der Wissenschaft und unserem alltäglichen Leben zu sehen und wie die Kommunikation zu ihrem Beruf wurde, erzählt sie in ihrem Jobprofil.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

An Karriere habe ich nicht groß gedacht, als ich mich Ende 2008 nach meinem abgeschlossenen Biologiestudium selbstständig gemacht habe – eher daran, ob mein waghalsiger Plan aufgehen würde: Selbständige Illustratorin/Comiczeichnerin mit Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Schon der erste Teil dieser Jobbeschreibung würde wohl die meisten Menschen erstmal zurückschrecken lassen. Für mich war aber klar, dass ich genau diesen Weg gehen wollte. Ich habe großes Potential darin gesehen, Geschichten, Visualisierung und Wissenschaft zu vereinen. Die folgenden Jahre haben gezeigt, dass ich mit dieser Idee richtig lag.
Zu Beginn meines Quereinstiegs als Illustratorin habe ich mich mit klassischen Jobs für Schul- und Kinderbuchverlage finanziert. Ab 2014 konnte ich mich durch die Beauftragung der Helmholtz-Gemeinschaft, einen monatlich erscheinenden Wissenschaftscomic zu konzipieren und umzusetzen, stärker der Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte widmen. Dieser Comic war tatsächlich so etwas wie mein Sprungbrett in die Welt der Wissenschaftskommunikation. Mit der Zeit haben sich dadurch immer mehr interessante Möglichkeiten eröffnet, visuelle Geschichten mit naturwissenschaftlichem Kern zu erzählen. Und das tue ich im Grunde bis heute. Nach über zehn Jahren praktischer Erfahrung mit dem Medium Comic arbeite ich auch zunehmend als Dozentin und vermittle mein Wissen unter anderem an Wissenschaftler*innen, die sich Grundlagen in den Bereichen Visualisierung, Storytelling und natürlich Comics aneignen wollen.
Ich arbeite täglich daran, Wissenschaft für möglichst Viele nahbar und nachvollziehbar zu machen. Das darf keine Frage der Bildung oder Herkunft sein. Comics sind ein großartiges Medium, um diese und andere Grenzen zu überwinden.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Die größte Herausforderung ist es, all diese Dinge unter einen Hut zu bekommen: Wissenschaftliche Themen recherchieren und nachvollziehen, damit sie verständlich und auf den Punkt kommuniziert werden können. Eine gute und packende Geschichte zu erzählen. Die Leute emotional abzuholen und ihnen Anschlussmöglichkeiten zu ihren Alltagserfahrungen zu geben. Wissen visuell so aufzubereiten, dass es verständlich, ansprechend und trotzdem inhaltlich korrekt wiedergegeben wird. Ich bin oft die Schnittstelle zwischen Wissenschaftler*innen und der Zielgruppe und muss den Interessen beider Gruppen gerecht werden.
Von der ersten Idee bis zum fertigen Comic ist es ein langer Weg und jeder Zwischenschritt ist wichtig. Da kann ich nichts weglassen oder überspringen. Ich bin Rechercheteam, Organisatorin, Ansprechpartnerin, Drehbuchautorin, Zeichnerin und Grafikerin in einer Person und muss immer den Überblick behalten, damit die Geschichte am Ende funktioniert. Aber WENN sie dann funktioniert, wenn sie Menschen unterhält und ihnen hilft, wissenschaftliche Themen besser zu verstehen, DANN hat es sich für mich gelohnt. Für die guten Geschichten, die uns mit mehr als nur einem Wissensgewinn zurücklassen, lohnt es sich immer. Dafür brenne ich.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation / des Wissenschaftsjournalismus?

Wissenschaftskommunikation ist heute wichtiger denn je. Wissenschaftskommunikation ist mehr als PR. Sie betrifft uns alle. Uns stehen unendlich viele Informationen ungefiltert zur Verfügung. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, diese Informationen einzuordnen.  Ich wünsche mir, dass Kommunikator*innen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen gut arbeiten und langfristig planen können. Wir brauchen Raum zur Verwirklichung neuer Ideen und Formate, die uns helfen Menschen zu erreichen und zu bewegen. Und ich wünsche mir, dass die Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens und guter Wissenschaftskommunikation früher und umfangreicher vermittelt werden. Wissenschaftler*innen profitieren davon, wenn sie lernen können wie Wissenschaftskommunikation funktioniert. Schüler*innen und Bürger*innen profitieren davon, wenn sie verstehen wie Wissenschaft funktioniert.

Foto: VÉROCOMICS

Véro ist Diplom Biologin und freischaffende Comiczeichnerin. Comics sind ein großartiges Medium um Brücken zu schlagen zwischen der Welt der Wissenschaft und unserem alltäglichen Leben, findet sie und bietet Wissenschaftler*innen, Organisationen und Verlagen genau das an: verständlich und ansprechend aufbereitete Wissenschaft in Comic-Form.