Mit seinen YouTube-Videos möchte Mirko Drotschmann alias MrWissen2go andere mit seiner Leidenschaft für Geschichte anstecken. Im Jobprofil erzählt er, warum sein Weg in die Wisskomm einem Karriere-Bällebad glich und weshalb es ihm wichtig ist, sein YouTube-Konzept immer wieder zu überdenken.
Im Profil: Mirko Drotschmann
Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?
Eine Mischung aus allem würde ich sagen. Vielleicht aber auch ein Karriere-Bällebad, in das ich einfach hinein fiel, ohne es vorher groß geplant zu haben und in dem ich mich dann sehr wohl fühlte. Ich wollte schon in der Schulzeit Journalist werden und habe dann begonnen, mich für Geschichte zu interessieren. Nach ersten journalistischen Stationen beim Südwestrundfunk habe ich deshalb auch Geschichte studiert und 2012, als ich gerade für die Kindernachrichtensendung logo! als Redakteur gearbeitet habe, meinen YouTube-Kanal gestartet. Das war für mich ein schöner Weg, um über Geschichte sprechen und andere mit meiner Leidenschaft für dieses Fach anstecken zu können. Ich würde mich auch gar nicht als einen klassischen Wissenschaftskommunikator bezeichnen, mit Abstrichen vielleicht als Wissenschaftsjournalist.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?
Die größte Herausforderung besteht darin, komplexe Themen so zu vermitteln, dass sie möglichst jeder versteht. Dabei gilt, je komplexer das Thema, desto herausfordernder ist es. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass die Aufgabe spannender ist und mir mehr Spaß bringt. Denn Herausforderungen sorgen dafür, dass man konzentriert arbeitet und alles aus sich herausholt. Wenn das klappt, ist man am Schluss zufrieden mit sich. Und genau deshalb lohnt es sich auch jeden Tag. Außerdem lohnt es sich auch sehr wegen des Publikums, für das man die Inhalte erstellt. Die Leute sind sehr dankbar, freuen sich und geben einem über die Kommentare viel zurück. Sie reagieren mit Feedback, das man wiederum nutzen kann, um die nächsten Videos oder die nächsten Inhalte zu optimieren.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?
Ich wünsche mir, dass noch mehr Forschende zu Wissenschaftskommunikator*innen werden. Sie sollten aus diesem Elfenbeinturm heraustreten und erzählen, an welchen spannenden Dingen sie jeden Tag forschen. Die Erkenntnisse sollten nicht nur in wissenschaftlichen Fachzeitschriften für ein interessiertes Publikum veröffentlicht werden. Wissenschaftskommunikation sollte noch mehr Menschen erreichen und besonders die Menschen, die ansonsten nicht viel mit Wissenschaft zu tun haben. Das wäre mein Wunsch.
Was sind Ihre wichtigsten Tipps für den Start eines YouTube-Kanals mit wissenschaftlichen Inhalten?
Man sollte definitiv Spaß haben, denn mit dem Start eines solchen Kanals sollte man bedenken, dass man das unter Umständen sehr lange macht. Wenn das von Anfang an keinen Spaß macht, dann ist es unwahrscheinlich, dass sich das nach ein oder zwei Jahren ändert. Und man sollte überlegen, ob sich die Idee auf Dauer trägt. Kann man dazu immer wieder Videos drehen oder hat sich das nach zehn Videos erschöpft? Außerdem ist es wichtig, sich im besten Fall einen Bereich zu suchen, der noch nicht so breitgetreten ist. Da mache ich mir aber bei wissenschaftlichen Themen eigentlich keine Gedanken. So viel gibt es da aus diesem Spektrum noch gar nicht, zumindest nicht auf Deutsch. Ein weiterer wichtiger Tipp wäre, Dinge einfach mal auszuprobieren und immer wieder zu optimieren. Man sollte sich nicht für zehn Jahre an seinem Konzept festhalten, sondern sich immer wieder von Feedback und herangetragenen oder eigenen Ideen antreiben lassen – und von dem Willen, immer einen oben draufzusetzen.
Mirko Drotschmann studierte Geschichte und Kulturwissenschaft und ist Journalist. 2012 gründete er den YouTube-Kanal MrWissen2go und seit 2017 ist er zusätzlich auf dem Kanal MrWissen2go Geschichte unterwegs, auf denen er Wissen rund um Politik, Zeitgeschehen und Geschichte vermittelt. Beide Kanäle zählen über eine Millionen Abonnenten und werden inzwischen von funk produziert. Als Moderator war er in der Vergangenheit für die Sendung logo! tätig und arbeitet derzeit für Terra X und weitere historische Formate des ZDF.