Nach dem Physikstudium nahm Michael Büker die für ihn richtige Karriereausfahrt und schreibt oder spricht heute als freier Wissenschaftsjournalist und -kommunikator über die Welt der Physik. Wo die Herausforderungen liegen und warum ihm dabei immer seine Physikprofessorin im Nacken sitzt, erklärt er im Jobprofil.
Im Profil: Michael Büker
Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?
Astronomie und Physik haben mich schon immer begeistert, aber genauso auch Sprache und Fremdsprachen. Nach dem Abitur habe ich mich für Physik als Studium und Sprachen als Hobby entschieden. Das habe ich auch nicht bereut – jedenfalls nicht mehr als im Physikstudium üblich. Trotzdem wollte ich immer auch kommunizieren. In der Politik bin ich nicht glücklich geworden und für die Erstsemesterbegleitung war ich irgendwann zu alt. In der Diplomarbeit zeigte sich dann noch, dass mich die Physik zwar noch begeistern konnte, aber die Arbeit im Labor ganz und gar nicht meine Stärke war. Und dann kam – das trifft es wohl am besten – die richtige Karriereausfahrt zur richtigen Zeit. Beim Besucherdienst am Forschungszentrum DESY habe ich Schulklassen, Kegelclubs und ausländischen Delegationen die Teilchenbeschleuniger und Versuchsanlagen gezeigt und das hat mich sehr erfüllt. Bei Bühnenwettbewerben wie Science Slam und FameLab hatte ich großen Spaß und sogar etwas Erfolg. Und schließlich hat mir die Redaktion des Internetportals „Welt der Physik“ den Quereinstieg ins wissenschaftliche und journalistische Schreiben sowie das Handwerk der Audioproduktion ermöglicht. Dank vieler toller Kollegen und etwas Glück habe ich so zu dem gefunden, was mir riesige Freude bei der Arbeit macht: über Wissenschaft sprechen, schreiben und erklären.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?
Wenn ich über Physik schreibe oder spreche, fühle ich immer den strengen Blick meiner Professorin für Theoretische Physik im Nacken. In den Naturwissenschaften kommt es auf präzise Sprache an, aber beim Erklären sind Flexibilität und Kreativität gefragt. Beides zu vereinen, ist für mich die schönste Herausforderung. Auch die Forschenden, deren Arbeit wir erklären, haben natürlich hohe Ansprüche an uns Kommunikatoren. Sie sind das gesunde Gegengewicht zu den Vereinfachungen, die unser tägliches Brot sind. Das wertvollste Feedback beginnt meist mit: „Ganz so kann man das aber nicht sagen.“ Sowohl die journalistische Arbeit als auch die Wissenschaft lebt von Belegen. Manchmal braucht es stundenlange Recherche, um sich zwischen Begriffen wie „häufig“ oder „meistens“ zu entscheiden. Anständige Quellenarbeit ist anstrengend, aber muss sein, und sie macht mir zum Glück meistens Spaß.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?
Es ist eine große Errungenschaft, dass der Wissenschaftsbetrieb immer mehr ansprechbar und im Alltag präsent wird, sei es in sozialen Medien oder auf der Straße. Die Zeiten, in denen Pressestellen bloß Pressemitteilungen per Faxverteiler verschickt haben, sind glücklicherweise vorbei. Andererseits offenbart sich immer mehr das Risiko, sich von Plattformbetreibern wie Facebook oder Youtube abhängig zu machen. Wir sollten deshalb neben der Präsenz auf den etablierten Kanälen Wert auf unabhängige und widerstandsfähige Kommunikationswege legen. Das heißt konkret: Auf Facebook posten, aber auch eigene Blogs hosten. Twittern, aber auch RSS-Feeds anbieten. Auf Youtube veröffentlichen, aber auch eigene Podcasts produzieren. Das Google-Ergebnis der eigenen Institution pflegen, aber auch den Wikipedia-Artikel. Zum Glück gibt es in unserer Branche viele findige Praktiker und Expertinnen, und eine große Bereitschaft, Wissen zu teilen. Auch deshalb macht es mir viel Spaß, dabei zu sein.