Eher durch Zufall verliebte sich Marco Körner nach seiner Promotion in die Wissenschaftskommunikation und wechselte schließlich aus der akademischen Forschung in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Heute arbeitet er in der Leopoldina und betreibt nebenbei sein Blog „Der Chemische Reporter“, in dem er über die Chemie im Alltag berichtet.
Im Profil: Marco Körner
Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?
In die Wissenschaftskommunikation habe ich mich ganz unerwartet verliebt: Als frisch promovierter Forscher bewarb ich mich im Jahr 2014 auf den Kurt-Ruths-Preis. Denn für eine Karriere in der Forschung sind nicht nur Veröffentlichungen wichtig, sondern auch Preise und Auszeichnungen. Dafür musste ich das Thema meiner Doktorarbeit in verständlichen Worten zusammenfassen. Den Preis bekam ich zwar nicht, dafür aber eine Einladung zu einem Workshop für Wissenschaftskommunikation. Danach ließ mich der Gedanke nicht mehr los, dass ich als Wissenschaftler doch in der Lage sein sollte, mein eigenes Fachgebiet in einfachen Worten zu erklären. So startete ich mein Blog „Der Chemische Reporter“. Dort schrieb ich zunächst Kurzmeldungen aus der chemischen Forschung, sehr bald kamen auch Beiträge über die Chemie im Alltag dazu. Schließlich bin ich aus der akademischen Forschung in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gewechselt, um meine Leidenschaft für die Wissenschaft und ihre Kommunikation beruflich zu verbinden.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?
Als Quereinsteiger in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit habe ich natürlich nicht die fundierte Ausbildung in Kommunikation oder Journalismus, die üblicherweise vorausgesetzt wird. Dafür bringe ich aber ein sehr tiefes Verständnis für wissenschaftliche Zusammenhänge mit und kann mich schnell in neue Themengebiete eindenken. Dabei hilft mir auch mein Fachgebiet, die Chemie, die Anknüpfungspunkte zur Physik und den Lebenswissenschaften hat. Am meisten genieße ich, dass ich in meiner Arbeit ständig Neues lerne. Nicht nur über Wissenschaft, sondern auch über Kommunikation und ihre Instrumente.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?
Ich wünsche mir vor allem von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mehr Bewusstsein für die wichtige gesellschaftliche Rolle, die sie einnehmen. Es kann nicht sein, dass Pseudowissenschaftler, Impfgegner oder auch Populisten ihre Halb- und Unwahrheiten in der Öffentlichkeit nahezu unwidersprochen verbreiten. Das schadet nicht nur den Menschen, sondern letztendlich auch der Wissenschaft selbst, die dabei enorm an Ansehen und Vertrauen verliert. Wenn die Gesellschaft für die Wissenschaft kein Verständnis mehr aufbringt, wieso sollte sie sie dann noch finanzieren und ihr besondere Freiheiten einräumen?
Als Chemischer Reporter bloggen Sie über Themen aus der Forschung. Was ist das Besondere an der Vermittlung von Inhalten aus der Chemie?
Die Chemie hat unter den Naturwissenschaften wahrscheinlich das schlechteste Ansehen in der Gesellschaft. Auch in der Populärwissenschaft spielt sie nur eine eher untergeordnete Rolle. Ich muss daher meinen Leserinnen und Lesern erst einmal klarmachen, dass sie sich für Chemie interessieren – denn das tun sie. Mich überrascht immer wieder, wie neugierig und interessiert die Leute tatsächlich sind, wenn ich einfach offen auf sie zugehe. Das motiviert mich sehr und zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg bin.