Foto: Klaus Friese

Im Profil: Inga Marie Ramcke

Als Wissenschaftskommunikatorin bringt sie mit ihren Handpuppen, im Kinderbuch und beim Science Slam Groß und Klein wissenschaftliche Fakten bei. Wie sie dazu kam diese unterschiedlichen Formate zu kombinieren und warum Humor ihr dabei besonders wichtig ist, erklärt Inga Marie Ramcke im Jobprofil.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Bei mir war das eher ein schleichender Prozess. Ich habe direkt nach der Schule angefangen, in den Medien zu arbeiten. Schon während meiner Ausbildung bei einem Verlag war ich dort auch journalistisch tätig und wusste, dass mir das viel Spaß bringt. Aber mit meiner damaligen kaufmännischen Ausbildung gab es keine Möglichkeiten, weiter in Richtung Journalismus zu gehen. Später habe ich dann VWL studiert. Das fand ich zwar nicht ganz so spannend, wie ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte, habe es aber abgeschlossen. Über ein paar Umwege bin ich dann in den Bildungsbereich gekommen.

Im Rahmen einer Landesgartenschau habe ich zunächst Programme der Uni Flensburg  im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ durchgeführt. Da bin ich zum ersten Mal mit dem Thema Bildung für Kinder in Berührung gekommen. Nachdem die Gartenschau vorüber war, habe ich mit eigenen Programmen weitergemacht und war parallel dazu an einer Privathochschule im Wissenschaftsbereich tätig. In dieser Zeit habe ich auch angefangen, mit Handpuppen zu arbeiten. Nach einer abgebrochenen Promotion in England bin ich dann darauf gekommen, meine Arbeit mit den Handpuppen und den Kindern im Bereich Nachhaltige Entwicklung zu einem Promotionsthema weiterzuentwickeln. Seitdem promoviere ich dazu an der Uni Flensburg. Gleichzeitig habe ich angefangen, Kinderbücher zu schreiben und an Science-Slams teilzunehmen. Darüber habe ich dann viele neue Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, mit denen ich auch gemeinsame Projekte entwickle. So kommen immer neue Facetten von Wissenschaftskommunikation dazu: Wissenschaftliche Fakten in Büchern, Radiobeiträgen, auf Lesungen, Vorträgen und in Projekten mit Handpuppen. Ich denke, mein Weg ist eine Art Karrierepuzzle.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Die größte Herausforderung ist, wie bei jedem Freiberufler, die Frage: Wie finanziere ich das Ganze? Ich engagiere mich gern, weil die Sachen, die ich mache, mich persönlich interessieren. Ich muss aber trotzdem auch die Miete zahlen. Deshalb jongliere ich mit den unterschiedlichen Bereichen, in den ich tätig bin. Ich schreibe meine Doktorarbeit und Bücher, gehe auf Lese- und Vortragsreisen, gebe Workshops, mache Radiobeiträge für das Kinderprogramm im Deutschlandfunk und Wissenschaftskommunikation mit dem Dugong im Projekt „Plötzlich Wissen!“. Der Dugong ist eine Gabelschwanzseekuh, mit der ich Geschichten über das Meer erzähle. Alle diese Bereiche sind ganz unterschiedlich finanziert und für die Promotion bekomme ich gar kein Geld. Das ist natürlich eine Herausforderung, weil sie ja trotzdem Zeit beansprucht.

Aber es lohnt sich, bei allem dabeizubleiben, weil Bildung mit Humor einfach Spaß macht. Ich finde mich bei meinem ganz persönlichen Karrierepuzzle mit meinen Interessen und Leidenschaften wieder. Als Freiberufler ist es außerdem toll, in so viele verschiedene Bereiche die Nase hineinstecken zu dürfen und durch die Arbeit selbst sehr viel zu Lernen. Ist ja auch Bildung für mich. Frei Haus sozusagen. Außerdem habe ich es mit äußerst begabten und witzigen Kollegen zu tun, sodass auch vertrauensvolle und unterstützende Teamarbeit nicht zu kurz kommt. Für mich ist die größte Belohnung der Funken der Neugier und Begeisterung in den Augen der Menschen, mit denen ich arbeiten darf. Und das Feedback, das besonders bei Kindern sofort und ehrlich kommt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Ich wünsche mir, dass wir noch viel mehr kooperieren, vernetzt denken und einander mit Offenheit, Neugier und Wertschätzung begegnen. Ich arbeite meistens mit Leuten zusammen, die das schon tun, aber es ist leider noch nicht selbstverständlich. Im Bereich der Wissenschaftskommunikation für Kinder könnte außerdem noch mehr passieren. Ich bilde häufig die Brücke zwischen der Erwachsenen und der Kinderwelt, sodass beide Seiten sich besser verstehen können und die Themen gut aufbereitet werden. Da lernen alle. Und gemeinsam macht es unheimlich viel Spaß. Die Kinder haben das, was man bei langer Arbeit in Systemen manchmal etwas länger suchen muss: die Offenheit, Neugier und Begeisterung für die Sache.

Handpuppe und Kinderbuch – Was ist das Besondere an Ihren Vermittlungsformaten?

Meine Formate haben viel mit Emotionen zu tun. Besonders bei den Handpuppen muss sich das Publikum auf neue Perspektiven einlassen: Sie berichten aus ihren Lebenswelten und besonders Kinder haben dazu einen guten Zugang, aber auch Erwachsene lassen sich begeistern und sprechen direkt mit Handpuppen. Vielleicht liegt das am aktuellen Puppenhype mit den ganzen Fernsehformaten. Aber auf jeden Fall ist der Puppeneinsatz für Erwachsene ausreichend disruptiv, um mal anders als gewohnt an Dinge heranzugehen. Und bringt sehr viel Spaß und regt zum Nachdenken an. Feedback bekommt man bei solchen Formaten direkt danach durch Applaus oder Diskussionen mit dem Publikum.

Bücher und Radio haben einen anderen Ansatz. Hier schreibe ich zwar für Kinder, aber natürlich gibt es eine Meta-Ebene, die auch Erwachsenen Spaß macht. Von den Infos mal ganz abgesehen. Mir ist es wichtig, dass ich selbst auch Spaß bei meiner Arbeit habe, denn das überträgt sich. Bücher sind für die Lesenden praktisch, weil sie sie zur Hand nehmen können, wenn sie Zeit und Lust dazu haben. Wenn man ein Buch kauft, ist man darauf vorbereitet, dass man es irgendwann lesen wird. Feedback bekommt man als Autorin dann aber auch erst viel später. Außer, man macht eine Lesung. Dann gilt wieder das, was ich zu den Handpuppenformaten schon gesagt habe.    


Foto: Klaus Friese
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Inga Marie Ramcke promoviert an der Uni Flensburg zum Thema „Vermittlungsmöglichkeiten von Inhalten im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung durch Handpuppen an Grundschüler“. Freiberuflich arbeitet sie außerdem als Radioautorin für das Kinderprogramm des Deutschlandfunks. Sie schreibt Kindersachbücher und ist als freie Wissenschaftskommunikatorin mit Handpuppen unterwegs. Mit dem Dugong beispielsweise für das Projekt „Plötzlich Wissen“, das im Rahmen des Wissenschaftsjahres Meere und Ozeane entstanden ist.