Dass einem als promoviertem Naturwissenschaftler die Welt im Journalismus nicht offen steht, erlebte Daniel Lingenhöhl aus erster Hand. Trotz seiner Begeisterung für den Journalismus, fand der promovierte Geograph erst nach dem Studium dorthin. Bei Spektrum.de arbeitet er aktuell als Redaktionsleiter Online und als Leiter der Digitalabteilung.
Im Profil: Daniel Lingenhöhl
Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in den Wissenschaftsjournalismus?
Bereits am Anfang meines Studiums wollte ich Journalist werden, am liebsten beim Spiegel oder bei GEO. Doch das Politikstudium langweilte mich rasch, weshalb ich mich allein auf die Geowissenschaften konzentrierte. Während des Studiums verlor ich das Ziel Journalismus ein wenig aus dem Blick – erst während der Doktorarbeit kehrte es wieder. Ich dachte allerdings, dass mir als promovierter Naturwissenschaftler die Welt offen stünde. Dutzende Absagen später brachte mich eine Studienfreundin dazu, ein Praktikum bei Spektrum der Wissenschaft zu machen. Nach fünf Monaten warf ich mich dann in den freien Journalismusmarkt, kehrte aber nach einer kurzen Print-Zwischenstation rasch wieder zu Spektrum in die Onlineredaktion zurück. Dort arbeitete ich mehrere Jahre als Pauschalist, was mir die Gelegenheit bot, auch noch für andere Zeitung wie die Süddeutsche und ein Buch (Vogelwelt im Wandel) zu schreiben. Seit 2011 bin ich Redaktionsleiter Online und seit 2016 auch noch einer der beiden Leiter der Digitalabteilung.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?
Den Leserinnen und Lesern jeden Tag spannende neue Themen und Texte zu liefern, ist wohl die größte Herausforderung. Dazu ist die heutige Zeit schnelllebiger geworden, Themen und Interessen der Konsumenten wechseln rascher. Soziale Medien ermöglichen eine schnelle und direkte, bisweilen aber auch leider sehr beleidigende Kritik. Dagegen ist es fast ein Leichtes, eine Abteilung mit guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu führen.
Ich mag meine Arbeit aber sehr, denn jeden Tag lerne ich hinzu. Wer mir vor 15 Jahren gesagt hätte, dass ich mich mal für Kosmologie oder Teilchenphysik interessieren würde, den hätte ich wohl ausgelacht. Und ich erfahre frühzeitig von wissenschaftlichen Durchbrüchen und Neuentdeckungen – oft früher als die Mehrheit unseres Pubikums. Am liebsten lese ich, wenn Biologinnen und Biologen neue Arten beschreiben.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus?
Ich wünsche mir natürlich, dass wir relevant bleiben. Der Wissenschaftsjournalismus hat die Kompetenz, wichtige Entwicklungen und Trends für unsere Gesellschaft kritisch zu beleuchten. Aber er muss auch sein Potenzial ausschöpfen und weit über das reine Melden von Entdeckungen hinausgehen. Die Analyse und Einordnung muss zur Kernkompetenz unserer Sparte werden. Von der Wissenschaftskommunikation würde ich mir wünschen, dass sie proaktiv schon Wünsche von uns Journalistinnen und Journalisten erfüllt: Ansprechpartner nennt – und vor allem aufhört, Bildmaterial nur in Briefmarkengröße mitzuliefern, wenn alle Seiten schon nur noch hochaufgelöstes Material verwenden ;-).
Daniel Lingenhöhl ist promovierter Geograph. Er arbeitet als Redaktionsleiter Online und Leiter der Digitalabteilung bei Spektrum.de