Die Fraunhofer-Gesellschaft feiert in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. Passend dazu kann man nun per Whatsapp und Apple Business Chat mit dem Namenspatron der Gesellschaft chatten. Sibylle Gaßner, Referentin für Social Media bei Fraunhofer, verrät im Interview, was hinter der Aktion steckt.
Hallo Joseph! #Whatsnext – Messenger-Chat mit Fraunhofer
Frau Gaßner, neuerdings kann man mit Joseph von Fraunhofer per Whatsapp und Apple Business Chat schreiben. Was passiert im Dialog mit dem Namenspatron der Fraunhofer-Gesellschaft?
Die Grundidee ist, dass der Namenspatron der Fraunhofer-Gesellschaft sich auf eine Zeitreise in das Jubiläumsjahr 2019 begibt und die Nutzerinnen und Nutzer ihn dabei begleiten können. Wir feiern das 70-jährige Bestehen der Fraunhofer-Gesellschaft unter dem Motto »70 Jahre Fraunhofer. 70 Jahre Zukunft. #WHATSNEXT«. Ein guter Grund, den historischen Joseph von Fraunhofer, der sich schon vor 200 Jahren einen Namen als Erfinder und Unternehmer gemacht hat, auf diese Zeitreise zu schicken und mit ihm zusammen auf Tour zu gehen. Dabei untersucht er, wie seine eigenen Entdeckungen und die Erfindungen seiner Zeit über die Jahre weiterentwickelt wurden oder wie sich die Orte seines Wirkens verändert haben. Außerdem blicken wir auch in die Zukunft, und darauf, wo es für die Wissenschaft noch hingehen kann. All das passiert über persönliche Messenger-Mitteilungen an die angemeldeten Empfänger.
Um welche Themen und Orte geht es dann zum Beispiel?
In den Osterwochen zum Beispiel war er in seiner alten Wirkungsstätte in Benediktbeuern, wo er seinerzeit eine moderne optische Glasfabrikation aufgebaut hat. Dort hat er sich angeschaut, wie sich die Lokalität verändert hat, aber auch erzählt, an welchen Themen er damals gearbeitet hat und wie heute der Stand der Forschung dazu ist. Außerdem war er bei der Hannover Messe und beim Festakt zum Gründungstag der Fraunhofer-Gesellschaft am 8. Mai dabei. Zu all diesen Themen schickt er regelmäßig Bilder oder Videos, schreibt über seine Erfahrungen und antwortet auf Fragen, die ihm gestellt werden.
Wer beantwortet die Fragen stellvertretend für Ihren Namenspatron?
Das ist unterschiedlich: Einige Antworten haben wir mittlerweile automatisiert. Wenn jemand also Hallo oder Herzlichen Glückwunsch schreibt, antwortet das Programm automatisch. Sind die Nachrichten komplexer, übernimmt jemand aus dem Kolleginnen- und Kollegenkreis. Die individuelle Beantwortung der Fragen überwiegt hierbei eindeutig – und auch die eigentlichen Nachrichten und Botschaften werden ja bei uns im Redaktionsteam verfasst.
Wie organisieren Sie das in der Redaktion?
Im Mittelpunkt steht ja das Erzählen von sympathischen und zugleich lehrreichen Geschichten rund um unseren Namenspatron, sowie die Vermittlung interessanter wissenschaftlicher Themen. Wir haben ein Team, das abwechselnd das Posting und Monitoring übernimmt. Dafür arbeiten wir mit einer redaktionellen Software, die in der Kommunikationsbranche insbesondere für solche Zwecke genutzt wird und uns hilft, über Meldungen und eingegangene Nachrichten und Fragen den Überblick zu behalten. Wie bei allen Social-Media-Kanälen stehen Interaktion und Dialog im Vordergrund des Formats. Ein wesentlicher Unterschied: Bei diesem Projekt können nur wir die Fragen und Antworten der Abonnentinnen und Abonnenten sehen, weil es ein persönlicher Chat ist.
An wen richtet sich das Projekt?
An die Mitarbeitenden der Fraunhofer-Gesellschaft, die noch mehr über den Namenspatron erfahren möchten, aber auch an die breite Öffentlichkeit. Wir haben uns im Vorfeld intensiv mit der Person Joseph von Fraunhofer beschäftigt und es gibt sehr viele Anknüpfungspunkte für verschiedene Zielgruppen der heutigen Zeit.
Wie aufwendig ist diese sehr individuelle Art der Kommunikation?
Es ist schon aufwendig, aber das ist es bei anderen Social-Media-Kanälen auch. Man muss sie ebenso ständig im Blick haben und schnell reagieren, wenn eine Anfrage kommt. Der Unterschied ist, dass die Antworten dann nicht für alle einsehbar sind, man also jedes Mal komplett neu antwortet. Die Nutzerinnen und Nutzer gehen mit Joseph auch so um wie mit einem persönlichen Kontakt – und das erfordert eine entsprechende Kommunikation und einen entsprechenden Stil. Andererseits haben sie auch Verständnis dafür, dass er mal schläft, unterwegs ist, keine Zeit hat und darum auch erst später antwortet. Dann dauert es einfach mal ein paar Stunden.
Welche Fragen werden an Joseph gestellt?
Das ist ganz unterschiedlich – da geht es um seine Forschungsthemen, um sein Leben und seine Geschichte aber auch um Themen aus der Gegenwart und seinem Alltag. Da kommt dann etwa: Wie ist das Wetter gerade bei dir? Oder: Wie hat dir die Wanderung gefallen? Er wird aber auch gefragt, was er von aktuellen Forschungsfragen hält oder wo es weitere Informationen zu einem Thema gibt.
Wie antworten Sie, wenn Joseph etwa nach seiner Meinung zu einem aktuellen Forschungsthema gefragt wird?
Wir versuchen uns dann in die Lage versetzen, wie es wäre, rund 200 Jahre nach der eigenen Lebenszeit so eine Frage gestellt zu bekommen. Auch Joseph von Fraunhofer müsste sich in vielen Bereichen erst einmal einarbeiten. Das akzeptieren die Nutzerinnen und Nutzer dann auch. Er muss erst einmal verstehen, was etwa Künstliche Intelligenz ist, bevor er sich eine Meinung dazu bilden kann. Das meldet er dann auch zurück und gibt zum Beispiel Empfehlungen, wo er sich über Künstliche Intelligenz informiert hat oder mit welchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern er – fiktiv – darüber gesprochen hat. Gerade im Zusammenhang mit der Hannover Messe gab es viele Links auf unserer Website, auf die er verweisen konnte oder auch Forschende, die am Stand der Fraunhofer-Gesellschaft über verschiedene Fragen informiert haben.
Warum haben Sie sich ausgerechnet für dieses Messengerformat entschieden?
Wir wollten einen Kanal zu nutzen, der gut zu den Nutzungsgewohnheiten vieler Menschen passt. Darum haben wir Whatsapp und Apple Business Chat ausgewählt. Wer keinen der beiden Messengerdienste hat, kann die Nachrichten auch über einen speziellen Stream bei uns auf der Website verfolgen. Dann kann man allerdings keine persönlichen Fragen stellen, sondern nur mitlesen.
Was sind die Vor- und Nachteile des Kanals?
Klar ist, dass der Kanal eine kurze und prägnante Kommunikation verlangt. Informationen über ein ganzes Forschungsprojekt kann man also nicht in einen Messenger-Post packen. Die Nutzerinnen und Nutzer möchten nicht durch eine Bleiwüste scrollen. Stattdessen gibt es eher einen kurzen, persönlichen Eindruck von Joseph von Fraunhofer zu einem Exponat auf einer Messe und dazu einen Link zu den Hintergründen auf der Website.
Wie machen Sie auf den Kanal aufmerksam, um neue Follower zu gewinnen?
Im Rahmen der Gesamtkommunikation zu unserem Jubiläum haben wir viele Möglichkeiten, die Information über das Projekt crossmedial zu verbreiten. Wir verknüpfen es sehr eng mit den anderen Social-Media-Kanälen, aber auch mit den Kommunikationsmaßnahmen an den Instituten. Außerdem habe wir eine Postkartenaktion dazu gemacht.
Wie viele Follower hat Joseph bereits?
Das beobachten wir noch und verraten es erst mal nicht. Noch ist das Projekt ja recht jung. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir täglich neue Follower bekommen und dass der Account nach interessanten Posts auch durchaus weiterempfohlen wird. Gerade nach den Posts kommen immer wieder neue Anmeldungen rein. Da besteht also ein zeitlicher Zusammenhang.
Welches Feedback haben Sie bisher bekommen?
Durchweg positives. Zum einen kamen sehr viele Fragen und Rückmeldungen über den Kanal selbst, zum anderen viele positive Anmerkungen aus dem Kollegenkreis. Wenn jemand um die Ecke ins Büro kommt und sagt: „Sag mal dem Joseph, dass …“, freuen wir uns sehr, dass die Identifikation mit der Figur so gut klappt.
Was sind die nächsten Abenteuer, auf die Sie Joseph schicken?
In nächster Zeit wird es ein bisschen ruhiger in Sachen Veranstaltungen. Er wird also mehr Luft haben, auch mal herumzureisen, verschiedene Institute zu besuchen, durch das Deutsche Museum zu wandern oder eine Vorlesung an der Uni zu den Fraunhofer‘schen Linien zu besuchen. Da gibt es also noch viele Möglichkeiten und das ist auch ein großes Ziel des Projektes: Joseph soll sich mit der Zukunft der Forschung auseinandersetzen und die Gelegenheit bekommen, in viele Bereiche einmal reinzuschauen. Darum trägt es auch den Titel „Hallo Joseph! #WHATSNEXT“. Es geht hier zwar um die historische Person Fraunhofer, aber auch um seine Neugier, den Blick in die Zukunft und darauf, was als nächstes kommt.