Foto: Universität Hamburg

Exzellente Uni – exzellente Wissenschaftskommunikation?

Im Juli gab die Exzellenzkommission bekannt, welche Universitäten künftig den Titel „Eliteuniversität“ tragen dürfen. Ein guter Grund, bei den siegreichen Universitäten nachzuhaken und zu fragen, welche Rolle die Wissenschaftskommunikation in der Exzellenzstrategie spielt. Dies ist Teil 2 unserer Reihe.

Im zweiten Part unserer zweiteiligen Reihe gewähren die Technische Universität Dresden, die Universität Hamburg und die Universität Konstanz Einblicke in die Rolle der Wissenschaftskommunikation in ihrer Exzellenzstrategie, ihre konkreten Planungen und nächsten Schritte.

Pressesprecherin Kim-Astrid Magister von der Technischen Universität Dresden:

Die TU Dresden plant als neuen Baustein für die Wissenschaftskommunikation unter anderem ein Programm „Science goes Public“, welches vor allem dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Chance gibt, ihre Forschung auch außerhalb des Campus zu präsentieren. Außerdem streben wir einen noch stärkeren Austausch mit der Gesellschaft an – und das über die klassischen Veranstaltungsformate hinaus: Wir wollen Räume schaffen für einen dialogorientierten Wissenstransfer, um so auch die Fragen und Forderungen an die Wissenschaft besser in künftige Projekte einfließen lassen zu können. Darüber hinaus legen wir besonderes Augenmerk auf den weiteren Ausbau der internen und der Online-Kommunikation.

Grafik: TU Dresden

Dazu wird ein Online-Kommunikationsteam für die digitale Universitätskommunikation mit allen internen Zielgruppen geschaffen, das vor allem auch interaktive Kanäle für die Universität erschließen und einführen soll. Geplant ist auch ein Rektoratsblog, um Studierende, Beschäftigte und Professorenschaft zielgruppenspezifisch und interessenbezogen zu aktuellen Entscheidungen und Entwicklungen zu informieren. Darüber hinaus wird es ein studentisches Kommunikationsteam geben, das in die Konzeption von Kampagnen, Social-Media-Aktivitäten und Dialogformate einbezogen werden soll. Aktuell bereiten wir die dafür erforderlichen Stellenausschreibungen vor, um zeitnah mit den geplanten Maßnahmen starten zu können.

Abteilungsleiterin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Birgit Kruse von der Universität Hamburg:

Wissenschaftskommunikation hat an unserer Universität einen hohen Stellenwert. Um die Innen- und Außenkommunikation zu professionalisieren und die Sichtbarkeit unserer Leistungen zu steigern, haben wir unsere Kommunikationsabteilung neu aufgestellt und in redaktionelle und technische Ressourcen investiert.

Grafik: Universität Hamburg

Im Sinne unseres Selbstverständnisses als Flagship University ist uns besonders wichtig, in der Metropolregion Hamburg präsent zu sein und unsere wissenschaftliche Arbeit erfahrbar zu machen. Deshalb verstärken wir als ein Vorhaben unserer Exzellenzstrategie unsere Aktivitäten durch das Team Public Understanding of Science and Humanities (PUSH) in der Abteilung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Dieses Team identifiziert die akuten gesellschaftlichen Fragen, stellt Erkenntnisse und Antworten aus der Universität zur Verfügung und tritt in einen Dialog mit Öffentlichkeit und Stakeholdern. Dafür organisiert das Team interaktive Veranstaltungsformate und vernetzt sich mit Partnern in der Metropolregion, um eine gemeinsame Darstellung von Wissenschaft in der Region zu unterstützen. Dieser Bereich wird gerade aufgebaut, das Auswahlverfahren für die erste Stelle in diesem Kontext läuft.

Pressesprecherin Julia Wandt von der Universität Konstanz:

Wissenschaftskommunikation spielt in der aktuellen Exzellenzstrategie eine zentrale Rolle. Und das schon seit unserem ersten erfolgreichen Zukunftskonzept im Jahr 2007. Die Universität Konstanz ist bereits seit 2007 Exzellenzuniversität. Konnten wir durch die Förderung in der ersten Runde des Wettbewerbes (2007 bis 2012) wesentliche Strukturen, Strategien und Maßnahmen aus- und aufbauen, stand die zweite Phase (2012 bis 2019) im Zeichen des Umsetzens von Innovationen, des Setzens von Standards (auch über Konstanz hinaus) und der Einbettung von Wissenschaftskommunikation als eine zentrale Säule des Transferverständnisses der Universität und der strategischen Ausrichtung der Universität insgesamt. In der aktuellen dritten Runde des Wettbewerbs – der Exzellenzstrategie – werden wir nun basierend auf den in den vergangenen Jahren erarbeiteten Standards neue Projekte der Wissenschaftskommunikation aufsetzen.

Grafik: Universität Konstanz

Neben der stetigen Weiterentwicklung von Standards im Bereich Wissenschaftskommunikation werden wir die folgenden konkreten neuen Maßnahmen umsetzen: Wir werden Science Writer einführen, die den kompletten Lebenszyklus eines Forschungsprojektes in den Mittelpunkt der Berichterstattung stellen. Sie werden die Forschung an der Universität Konstanz über alle Phasen hinweg allgemeinverständlich und multimedial aufbereiten und in den Kontext größerer wissenschaftlicher Debatten rücken. Zweitens werden wir einen neuen redaktionellen Service für Open Access-Publikationen einrichten, der für Medienvertreterinnen und -vertreter und weitere Anspruchsgruppen der Universität leicht verständliche Zusammenfassungen der Forschungspublikationen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstellen wird und diese mit inhaltlich zusammenhängenden Journalpublikationen weltweit verknüpfen wird. Im geplanten Forum Konstanz werden wir u. a. Raum für große und kleinere öffentliche Veranstaltungen wie Workshops und Ausstellungen sowie weitere Formate der Wissenschaftskommunikation zu gesellschaftlich relevanten Themen wie z. B. Klimawandel, Migration, Populismus oder Minderheitsrechte haben und diese dem Gesamtkonzept des Forums Konstanz entsprechend entwickeln. 

Wir werden Science Writer einführen, die den kompletten Lebenszyklus eines Forschungsprojektes in den Mittelpunkt der Berichterstattung stellen.
Als weiteres Beispiel werden wir das Konstanzer Wissenschaftsforum weiterentwickeln. Das Konstanzer Wissenschaftsforum wurde 2006 als Plattform des gesellschaftspolitischen Dialoges gegründet, deutlich bevor andere Universitäten vergleichbare Institutionen einrichteten. Es etablierte sich seitdem als bundesweite Instanz des öffentlichen Diskurses – gemeinsam mit Kooperationspartnern wie z. B. die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, die Körber-Stiftung, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die VolkswagenStiftung sowie weitere vergleichbare Einrichtungen. Wir planen, in die zukünftigen Veranstaltungen des Konstanzer Wissenschaftsforums eine verstärkt internationale Perspektive und Themen zu integrieren. Zudem werden wir das Direktorium um eine vierte Position, einen Director in Residence ergänzen, die mit nationalen und internationalen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft oder Gesellschaft besetzt wird. Darüber hinaus werden wir unsere Services weiterentwickeln, um die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Konstanz bestmöglich zur Wissenschaftskommunikation zu befähigen und ihnen die Rahmenbedingungen bieten zu können, die sie hierfür benötigen.

Um die oben genannte Planungen umzusetzen, werden wir als nächsten Schritt unsere Abteilung, die Stabsstelle Kommunikation und Marketing, organisatorisch so ausrichten, dass sie weiterhin bestmöglich aufgestellt ist und diese geplanten Weiterentwicklungen umsetzen kann. Das regelmäßige Überprüfen der institutionellen Strukturen für Wissenschaftskommunikation gehört zu unserem professionellen Verständnis von Kommunikationsarbeit. Darüber hinaus kombinieren wir an der Universität Konstanz Wissenschaftskommunikation mit einem ganzheitlichen Beziehungsmanagement für die Universität zu Freunden, Förderern, Partnern und weiteren Teilen der Gesellschaft.

 

Der Universitätsbund Berlin, die Technische Universität München und die Universität Heidelberg haben unsere Anfrage für diesen Beitrag abgelehnt. Da der Universität Tübingen der Förderbescheid noch nicht vorliegt, sind keine genauen Angaben zu einzelnen Projekten in der Wissenschaftskommunikation möglich.